Das wir gewinnt

Welchen Mehrwert bietet inklusive Bildung

Ob im Kindergarten, Schule, im Verein oder im offenen Ganztag – gemeinsames Lernen und Leben bringt für alle Kinder und Jugendliche Vorteile. Wir haben verschiedene Experten befragt, die uns ihre Gründe für inklusive Bildung und ein gemeinsames Aufwachsen mit Vielfalt genannt haben.

Inklusive Bildung und Persönlichkeitsentwicklung sind ein lebenslanger Prozess. Dabei stehen verschiedene Bedürfnisse und individuelle Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt schulischer und auch außerschulischer Bildung. Das Ziel: Die Stärken, die jedes Kind und jeder Jugendliche mitbringt, sollen bestmöglich gefördert werden. Doch das ist gar nicht so einfach. Inklusion im Bildungssystem in guter Qualität umzusetzen, verlangt allen Beteiligten viel ab. Die langfristige Aufgabe: ausreichende Rahmenbedingungen zu schaffen und eine kompetente Umsetzung ermöglichen. Hierbei kann auch eine starke Zusammenarbeit von Schule, Behindertenhilfe und  Kinder- und Jugendhilfe durch gute Netzwerkarbeit und Kooperationen einen wichtigen Beitrag leisten.

Der größte Mehrwert eines inklusiven Bildungssystems ist, dass nicht nur Kinder und Jugendliche mit Behinderung oder Förderbedarf davon profitieren, sondern alle Beteiligten. Es geht daher um viel mehr als das Recht auf inklusive Bildung von Menschen mit Behinderung. Die folgenden Argumente - erläutert von angesehenen Experten - verdeutlichen, auf welchen Ebenen die Potentiale von inklusiver Bildung liegen.

 

Die fünf Argumente im Überblick

  • Inklusive Bildung fördert Kinder mit und ohne Behinderung in ihrer Persönlichkeits- und Lernentwicklung
    Das deutsche Bildungssystem geht heute an vielen Stellen immer noch davon aus, dass Kinder und Jugendliche einer Altersklasse in der gleichen Zeit möglichst standardisierte Lernziele erreichen sollten. Lernfortschritte werden dabei allzu oft ausschließlich an der Vermittlung gleicher intellektueller Fähigkeiten festgemacht. Das individuelle Lerntempo und emotionales Wachstum spielen bei der Lernstandserhebung normalerweise keine Rolle.
    Doch der Blick auf die Stärken und Schwächen macht sehr schnell deutlich, dass alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig von Behinderungen oder diagnostizierten Förderbedarfen, verschieden sind. Alle Kinder haben unterschiedliche Interessen und Begabungen, die es zu fördern gilt. Möglich ist eine gezielte Förderung allerdings nur, wenn Lehr- und Lernformen etabliert werden, die ein individuelles Arbeiten möglich machen. Das Ergebnis: Benachteiligungen werden besser verhindert und Begabungen besser erkannt und gefördert. Zieldifferenter Unterricht, offene Lernsettings sowie individuelle Förderangebote machen es möglich, dass Kinder und Jugendliche ihre Potenziale besser entwickeln und entfalten können.
  • Gemeinsame Bildung wirkt bis ins Erwachsenenleben und sorgt für bessere Ausbildungs- und Berufschancen
    Was Kinder und Jugendliche gelernt haben, prägt sie auch als Erwachsene. Wer also schon früh mit Unterschieden und Vielfalt umgeht, empfindet Inklusion im späteren Leben als ganz selbstverständlich. Auch im Erwachsenenleben bedeutet das, weniger auf Unterschiede und Defizite zu schauen als vielmehr auf Gemeinsamkeiten und Potenziale. In Zeiten des Fachkräftemangels spielt das auch im Berufsleben eine große Rolle. Menschen mit Inklusionserfahrung nutzen die Potenziale, die sich durch einen inklusiven Arbeitsmarkt und die Zusammenarbeit in heterogenen Teams ergeben, denn Vielfalt sorgt oft auch für neue Ideen.
    Für Menschen mit Behinderung ergeben sich durch eine inklusive Schullaufbahn eindeutig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ein inklusiver Bildungsweg führt für sie häufig zu besseren Bildungsabschlüssen. Das macht eine aufwändige „Nachqualifizierung“ oder spätere Unterstützung durch Transferleistungen überflüssig. Inklusive Bildung schafft für Menschen mit Behinderung bessere Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben.
  • Gemeinsames Lernen prägt das Sozialverhalten und Barrieren in den Köpfen entstehen gar nicht erst
    Wenn es Kindern früh ermöglicht wird, mit Unterschieden und Vielfalt umzugehen, macht sie das stark für die Zukunft. Denn wo Inklusion und der Umgang miteinander von klein auf gelernt und gelebt werden, entstehen Barrieren im täglichen Umgang gar nicht erst. Der selbstverständliche Umgang mit Vielfalt trägt wesentlich zur Wertebildung bei und schafft ein Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung.
    Da unsere Gesellschaft immer vielfältiger wird, sind dies echte Kernkompetenzen. Kinder und Jugendliche, die durch inklusive Bildung von Anfang an gelernt haben, mit ganz unterschiedlichen Menschen umzugehen, sind besser auf die Herausforderungen ihres weiteren Lebens- und Ausbildungsweges vorbereitet.

  • Kinder mit und ohne Förderbedarf profitieren gleichermaßen vom gemeinsamen Unterricht
    Die Erfahrung zeigt: Kinder und Jugendliche erzielen in inklusiven Settings und im gemeinsamem Unterricht keine schlechteren, sondern teilweise sogar bessere Leistungen. Das zeigt ein Blick auf die Lernstandserhebung. Wie erklärt sich das? Gelungene Inklusion steigert eindeutig die Qualität von Bildung. Doch auch darüber hinaus profitieren Kinder und Jugendliche. Ihre kognitiven Fähigkeiten werden geschult und verbessert und es liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf der Vermittlung von Werten, Einstellungen und einem gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein.

  • Inklusive Bildung bedeutet, miteinander und voneinander lernen
    Was für den „gemeinsamen Unterricht“ gilt, gilt auch für jede andere inklusiv gestaltete Umgebung in der Kinder- und Jugendarbeit: Kinder- und Jugendliche lernen hier nicht nur gemeinsam, sondern auch voneinander. Altersklassenübergreifende und kooperative Lernformen und Gruppenaktivitäten machen es möglich, denn dabei profitieren alle von den Stärken anderer und bringen gleichzeitig ihre eigenen Fähigkeiten ein. Gemeinsam lösen Kinder und Jugendliche Probleme und hinterfragen die eigene Arbeitsweise. Aufgaben werden im Team nach persönlichen Stärken und Talenten verteilt. Das hat viele Vorteile: Die Kinder und Jugendlichen erarbeiten sich nicht nur sehr kompetent Fachinhalte – durch das gemeinsame Lernen üben sie sich zudem darin, strategischer an Herausforderungen heranzugehen. Gleichzeitig wird die kreative und emotionale Entwicklung gefördert. Dadurch bekommen Kinder und Jugendlichen oft ein positiveres Selbstbild.

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Armin von Buttlar sitzt am Tisch mit bastelnden Kindern.

Positionen und Stellungnahmen

Wo steht Deutschland in Bezug auf inklusive Bildung? Hier finden Sie die wichtigsten offiziellen Stellungnahmen sowie den Standpunkt der Aktion Mensch.
Eine Hand hält einen Taschenrechner.

Zahlen und Fakten

Wichtige Zahlen, Daten und Fakten zu inklusiver Bildung in Deutschland verständlich aufbereitet und visualisiert.

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