Was muss sich ändern, damit es mehr inklusive Wohnangebote gibt?
Inklusives Wohnen ist seit Jahren eine zentrale Forderung von vielen Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen. Bundesweit gibt es durchaus eine ganze Reihe innovativer inklusiver Wohnprojekte, die zeigen, wie Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich in der Mitte der Gesellschaft leben können. Manche existieren bereits seit Jahrzehnten. Die Aktion Mensch hat einige von ihnen gefördert, wie beispielsweise eine inklusive Wohngemeinschaft in Dresden. und ist dabei zusammen mit Partnern ein ähnliches Projekt in Berlin selbst zu realisieren. Aber insgesamt sind solche Modelle nach wie vor die Ausnahme. Dabei ist das Interesse und die Nachfrage an Plätzen in solchen Wohngruppen groß.
In Bayern haben deshalb im Sommer 2022 der Bayerische Behindertenbeauftragte Holger Kiesel und der Verein WOHN:SINN, der sich die Verbreitung der Idee inklusiver Wohnformen auf die Fahnen geschrieben hat, ein gemeinsames Projekt gestartet mit dem Titel „Inklusives Wohnen in Bayern stärken“. Als Kooperationspartner daran beteiligt: die Aktion Mensch.
Mit dem Projekt sollen Entscheidungsträger*innen konkrete Maßnahmen aufgezeigt werden, wie sie die Rahmenbedingungen und Voraussetzung für die Schaffung inklusiver Wohnformen im Freistaat verbessern können. Zu diesem Zweck haben die Projekt-Initiator*innen fast 60 Exert*innen aus ganz Bayern zusammengeholt: Menschen mit Behinderungen, Angehörige, Gründerinnen und Gründer inklusiver Wohnprojekte, Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Bezirken und Leistungserbringern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Beratungsstellen, Akteurinnen und Akteure aus dem genossenschaftlichen Wohnen. In mehreren Treffen haben sie gemeinsam die Herausforderungen bei der Verwirklichung von inklusivem Wohnen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und Lösungsvorschläge erarbeitet.
Empfehlungen aus jahrelangem Einsatz für inklusive Wohnprojekte
Die Ergebnisse ihrer Arbeit liegen nun als Katalog von Handlungsempfehlungen vor. Sie richten sich in erster Linie an politische Entscheidungsträgerinnen und -träger auf kommunaler, Bezirks- und Landesebene. Aber auch der Bund und die Pflegekassen sind adressiert. Diese können nun mit Hilfe der Empfehlungen die notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit mehr inklusive Wohnprojekte entstehen.
Natürlich beziehen sich die Empfehlungen auf die speziellen Gegebenheiten in Bayern. Allerdings sind einige von ihnen auch übertragbar auf andere Bundesländer – allen voran die Schaffung einer Koordinierungsstelle für inklusives Wohnen als zentraler Anlaufpunkt für alle Beteiligten aus Politik, Wohnwirtschaft, Behindertenhilfe und Zivilgesellschaft.
Im nächsten Schritt gilt es nun den Forderungskatalog an den relevanten Stellen bekannt zu machen. Dazu wird er landesweit an verantwortliche Politiker*innen in den Bezirken und Gemeinden verschickt und nach den bayerischen Landtagswahlen im Herbst 2023 auch den relevanten Landesminister*innen in München übergeben. Eine der ersten Übergaben erfolgte Anfang Dezember anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung an die bayerischen Sozialministerin und stellvertretenden Ministerpräsidentin Ulrike Scharf statt. Außerdem sind für den Herbst Bustouren mit Entscheidungsträger*innen aus Wohnwirtschaft, Politik und Verwaltung geplant, bei denen inklusive Wohnmodelle besucht und über die Handlungsaufforderungen diskutiert werden sollen.