Das wir gewinnt

Tennis für alle

Mit dem Projekt „Tennis für alle“ setzt sich die Gold-Kraemer-Stiftung dafür ein, dass Menschen mit Behinderung am Tennissport teilhaben können. 2011 wurde die Initiative ins Leben gerufen. Seitdem hat sich viel getan.
Mädchen beim Tennistraining mit Rollstuhl auf dem Sandplatz
Gekonnte Vorhand: Auf dem Sandplatz nutzen die Spieler*innen einen speziellen Sportrollstuhl.

Alles begann mit einer kleinen Rollstuhltennisgruppe. Von der Gold-Kraemer-Stiftung initiiert, trafen sich wenige Spieler*innen sechsmal im Jahr am Wochenende in Köln, um gemeinsam Tennis zu spielen. Weil es nur wenig andere Angebote für inklusives Tennisspielen gab, reisten die Teilnehmer*innen aus dem gesamten Bundesgebiet an. Damit inklusives Tennis bundesweit möglich wird, rief die Gold-Kraemer-Stiftung das Projekt „Tennis für alle“ ins Leben. „Unser Ziel ist es, in ganz Deutschland Strukturen zu schaffen, damit Menschen mit Behinderung möglichst wohnortnah Tennis spielen können“, sagt Niklas Höfken. Er ist seit 2012 Leiter des Projekts und nebenbei Bundestrainer für Rollstuhltennis. Seit 2017 ist der Deutsche Tennis Bund (DTB) mit an Bord, 2019 erhielt das Projekt eine dreijährige Förderung von der Aktion Mensch.

Tennistraining ist Tennistraining, egal wer kommt.

Niklas Höfken

Das Projekt baut auf drei Säulen auf. Die erste: Bewusstseinsbildung. „Wir stellen Informationen rund um das Thema auf allen Kanälen des Deutschen Tennis Bundes und bei Veranstaltungen bereit“, erklärt Höfken. So erfahren Trainer*innen und Vereine, dass Tennis für alle möglich ist, und Menschen mit Behinderung werden auf den Sport aufmerksam.
Zweite Säule ist die Netzwerkbildung. „In den 17 Landesverbänden des DTB sollen sowohl weitergebildete Ansprechpartner*innen für inklusives Tennisspielen, als auch genügend Trainer*innen zur Verfügung stehen“, so Höfken. Um das zu erreichen, werden im Rahmen des Projekts an vielen Orten Fortbildungen angeboten. Die dritte Säule sind klassische Maßnahmen im Feld. Damit sind sowohl Schnuppertage in Vereinen als auch Workshops oder inklusive Tennisturniere gemeint.

Inklusion im Training und im Wettkampf

Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und nicht behinderte Menschen können problemlos gemeinsam trainieren. „Tennistraining ist Tennistraining, egal wer kommt“, stellt Höfken klar. Lediglich ein paar Regeln müssen angepasst werden. Außerdem brauchen Rollstuhlfahrer*innen einen Sportrollstuhl und Menschen mit Sehbeeinträchtigung spielen zur besseren Orientierung mit einem Rasselball, der Geräusche macht. Im Wettkampfsport gibt es hingegen meistens gesonderte Turniere für Blinden-, Rollstuhl- und Gehörlosentennis. Sie werden vom Deutschen Tennis Bund häufig gemeinsam mit den Verbänden des Behindertensports organisiert.

Mittlerweile rufen uns eine Menge Vereine von sich aus an, weil sie inklusives Training anbieten wollen.

Niklas Höfken

Das Projekt „Tennis für alle“ richtet aber auch einmal pro Jahr die „Tennis für alle Championships“ aus. Menschen mit Behinderungen jeder Art sowie Menschen ohne Beeinträchtigung können daran teilnehmen. Am Anfang werden alle Teilnehmer*innen in gemischte Teams aus sechs bis zehn Personen aufgeteilt. Dann spielen zufällig ausgeloste Doppel gegeneinander. Immer wenn ein Doppel gewinnt, bekommt das jeweilige Team einen Punkt. „So gewinnen am Ende nicht nur zwei Leute, sondern das Team, das die meisten kleinen Siege gesammelt hat“, erklärt Höfken. „Dafür ist Sport ja auch da: Man lernt mit Niederlagen umzugehen, aber kann auch gemeinsam einen Sieg feiern.“

Inklusion im Tennis-Sport: Erfolgreiche Trendwende

Nach rund zehn Jahren als Leiter des Projekts „Tennis für alle“ kann Niklas Höfken mittlerweile deutliche Fortschritte in der Sportwelt erkennen. „Anfangs musste ich proaktiv auf die Vereine zugehen und sie vom inklusiven Tennis überzeugen“, erinnert er sich. „Mittlerweile rufen uns eine Menge Vereine von sich aus mit dem Wunsch an, Tennis für alle anbieten zu können. Das ist eine Trendwende, auf die wir sehr stolz sind.“

Tennis für alle möglich machen

Damit Menschen mit Beeinträchtigung ein faires Tennisspiel ermöglicht wird, gibt es je nach Behinderung einige Regelanpassungen und besonderes Zubehör.m Im Allgemeinen wird versucht, immer so nah wie möglich an den Originalspielregeln von Tennis zu bleiben und nur das Nötigste zu ändern. Bei Teams aus Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen können die Regeln vermischt werden.

Das Wichtigste im Überblick: 

 

Hier wird kein spezielles Material benötigt, auch die klassischen Tennisregeln bleiben unverändert. Einzige Besonderheit: Bei Wettkämpfen dürfen keine Hörgeräte verwendet werden.
Wer Rollstuhltennis spielen will, benötigt einen Sportrollstuhl. Für Vereine ist es sinnvoll, einige Leihrollstühle anzuschaffen, um Interessierten den Einstieg zu erleichtern. Gespielt wird auf dem klassischen Tennisfeld, der Ball darf aber zweimal aufspringen.
Damit Spieler*innen einschätzen können, wo sich der Ball befindet, werden spezielle Rasselbälle verwendet, die Geräusche machen. Vereine können diese über den Deutschen Tennisbund oder die Gold-Kraemer-Stiftung erwerben. Außerdem werden die Linien des Tennisfeldes fühlbar gemacht, damit die Spieler*innen die Maße des Feldes einschätzen können. In mit Teppich ausgelegten Hallen wird zum Beispiel Klettband benutzt, um das Feld abzugrenzen. Auf Hartplätzen kommen Schnur und Panzertape zum Einsatz. Je weniger die Spieler*innen sehen, desto kleiner wird das Spielfeld. Auch der Schläger wird mit zunehmender Sehbeeinträchtigung kleiner, und der Ball darf umso häufiger aufspringen. Vollblinde spielen im kleinsten Feld und benutzen Schläger von der Größe eines Kindertennisschlägers, der Ball darf dreimal aufspringen. Bei Wettkämpfen gibt es vier Startklassen, die sich je nach Stärke der Sehbeeinträchtigung unterteilen.

Das könnte Sie auch interessieren