Arbeiten in Inklusionsunternehmen
Was sind Inklusionsunternehmen?
Inklusionsunternehmen sind im Grunde Firmen wie alle anderen auch. Sie wirtschaften nach den normalen Wettbewerbsregeln des Marktes. Das Besondere: In Inklusionsunternehmen haben 30 bis 50 Prozent der Mitarbeiter*innen eine Schwerbehinderung. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten hier Hand in Hand zusammen. Alle werden nach den gängigen Regeln des Arbeits- und Tarifrechts angestellt.
Als Ausgleich für den besonderen Aufwand und die Beschäftigung vieler Menschen mit Behinderung erhalten Inklusionsunternehmen Förderung für Investitionen und Personalkosten durch die Inklusionsämter der Bundesländer. Die Mittel stammen aus der Ausgleichsabgabe, die andere Unternehmen zahlen müssen, die weniger als die vorgeschriebenen fünf Prozent schwerbehinderte Mitarbeiter*innen beschäftigen. Auch die Aktion Mensch fördert den Auf- und Ausbau von Inklusionsunternehmen. Denn sie sind ein wichtiger Baustein, um mehr gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu erreichen.
Die ersten Inklusionsunternehmen wurden schon in den 1970er Jahren gegründet. Heute gibt es nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen bundesweit rund 1.000 Inklusionsunternehmen und Inklusions-Abteilungen. Von den insgesamt rund 30.000 Beschäftigten haben ca. 13.000 eine schwere Behinderung.
Viele Inklusionsbetriebe bieten nicht nur feste Jobs, sondern auch Praktika, Ausbildungsplätze, Beratung oder Schulungen für Menschen mit Behinderung an. Laut Bundesarbeitsgemeinschaft der Inklusionsfirmen sind die Unternehmen „Leuchttürme der sozialen Marktwirtschaft“, die eine hohe Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung mit Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität verbinden.
Welche Jobs gibt es in Inklusionsunternehmen?
Inklusionsunternehmen gibt es heute in ganz unterschiedlichen Branchen: von Industrieunternehmen über Dienstleistungsfirmen bis zu Handel, Handwerk, Gaststättengewerbe und IT-Unternehmen.
Klassische Beispiele für Inklusionsunternehmen sind Kantinen und Cateringbetriebe, Einzelhandelsunternehmen wie die CAP-Märkte und Hotellerie wie beispielsweise die Embrace -Hotels .
Ebenso vielfältig wie die Palette an Inklusionsunternehmen ist auch die Auswahl an Jobs, die man dort finden kann: Während Firmen wie das IT-Unternehmen auticon vom Potenzial von Menschen mit Autismus im Bereich Softwareprogrammierung profitiert, bieten zum Beispiel Wäschereien, Reinigungsdienste oder Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau Arbeitsmöglichkeiten für Menschen, die lieber praktisch anpacken wollen.
Beispiele für Inklusionsunternehmen
Hier finden Sie eine Auswahl von Videos und kurzen Beschreibungen von Inklusionsunternehmen, die von der Aktion Mensch gefördert werden:
- Beim I-Betrieb der Lebenshilfe Grünstadt-Eisenberg sorgt ein inklusives Team für den Einbau von Küchen oder den Aufbau von Möbeln und Regalsystemen.
- Das Café „Tom am Platz“ in Köln bietet Menschen mit Behinderung Jobs auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
- Im Unternehmen Pro Integration gGmbH arbeitet ein inklusives Team im Bereich Lager und Logistik.
- In der Rösterei Tatico in Brakel dreht sich alles um Kaffee aus Mittelamerika.
- Auf dem Riegelbrunnerhof bei Münchweiler stellen Menschen mit und ohne Behinderung hochwertigen Imkereibedarf her.
- Auch die Patisserie Isabella in Frankfurt/Main ist ein Inklusionsunternehmen.
Erfahrung aus der Praxis
Sarah Jud arbeitet im Inklusionsunternehmen ID-Markt in Waiblingen-Beinstein. In diesem Drogeriegeschäft sind sechs Mitarbeiter*innen beschäftigt, drei davon mit Behinderung. Über ihren Job sagt sie:
„Ich liebe es, hier zu arbeiten und fühle mich total wohl. Im ID-Markt räume ich die Regale ein, berate Kundinnen und Kunden und betreue die Post-Station. Das mache ich alles selbstständig. Weil ich eine Lernschwäche habe, schaut bei manchen Sachen nachher nochmal jemand, ob alles richtig ist. Nach der Schule habe ich zwei Jahre Berufsvorbereitung gemacht und dann verschiedene Praktika. Manchmal bin ich dort gemobbt worden, weil ich Übergewicht und auch gesundheitliche Probleme habe. Das war schlimm, aber ist Gott sei Dank jetzt vorbei.“
Wie kann ich in einem Inklusionsunternehmen arbeiten?
Grundsätzlich stehen Inklusionsunternehmen allen Arbeitssuchenden offen. Ob eine Bewerbung für Sie in Frage kommt, hängt davon ab, ob Sie das Wissen, die Erfahrung oder Kenntnisse für die jeweilige Stelle mitbringen. Es gibt eine breite Palette von Jobs für Menschen mit und ohne Behinderung in Inklusionsunternehmen: Von Helfertätigkeiten über Ausbildungsmöglichkeiten bis zu Fach- und Führungspositionen.
Inklusionsbetriebe richten sich ausdrücklich an schwerbehinderte Menschen, die Schwierigkeiten haben, Jobs auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. Zum Beispiel weil sie aufgrund schwerer geistiger, seelischer, Körper-, Sinnes- oder Mehrfachbehinderungen oder einer psychischen Krankheit benachteiligt sind. Insbesondere für Menschen mit einer geistigen Behinderung, die von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wechseln möchten, bieten Inklusionsunternehmen gute Möglichkeiten.
In der Regel können Sie sich ganz normal mit einer (digitalen) Bewerbungsmappe auf ausgeschriebene Stellen oder auch initiativ bewerben. Die Bewerbungs- und Einstellungsprozesse unterscheiden sich nicht von anderen Unternehmen.
Wo finde ich freie Jobs in Inklusionsunternehmen?
Freie Arbeitsplätze in Inklusionsunternehmen können Sie einerseits finden wie alle anderen Jobs auch: Also über Anzeigen, übliche Jobportale oder die Agentur für Arbeit. Es gibt auch spezielle Jobbörsen für Menschen mit Behinderung, zum Beispiel Stellenangebote der Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen oder My Ability . Wenn Sie schauen möchten, welche Inklusionsunternehmen es in Ihrer Umgebung gibt, können Sie die Landkarte der Arbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen nutzen. Einen guten Überblick über Jobbörsen für Menschen mit Behinderung im Internet bietet das Portal Rehadat Talent Plus .
Viele Menschen mit Behinderung haben jedoch nach wie vor Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden. Deshalb kann es sinnvoll sein, Beratungsangebote vom Integrationsfachdienst in Ihrer Nähe zu nutzen. Integrationsfachdienste helfen Menschen mit Behinderungen bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Sie können auch nähere Auskünfte zu Inklusionsunternehmen geben. Auch die Agentur für Arbeit kann weiterhelfen. Weitere wichtige Infos rund um Ämter und Beratungsstellen finden Sie im Familienratgeber der Aktion Mensch .