Inklusion weltweit: Für die GIZ in die Welt
Wer arbeitet hier: Helle Deertz
Behinderung: Zerebralparese mit Tetraspastik
Job: Beraterin für Entwicklungszusammenarbeit bei der GIZ
Unterstützung: 24-Stunden-Assistenz
„Hier in Bonn bin ich die einzige Mitarbeiterin, die mit einer persönlichen 24-Stunden-Assistenz arbeitet“, erzählt Helle Deertz, die seit 2015 im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ ) arbeitet. Ehrlich gesagt wundert sie das ein bisschen, denn eigentlich sollte Inklusion im Arbeitsleben doch etwas völlig Normales sein. Die 39-jährige hat seit ihrer Geburt eine infantile Zerebralparese mit Tetraspastik. Sie sitzt im Rollstuhl und hat Assistenz rund um die Uhr.
Für die GIZ berät sie Projekte zur Inklusion in aller Welt. Beauftragt und finanziert wird das Globalvorhaben Inklusion von Menschen mit Behinderung vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Dienstreisen, auch die nach Berlin, machen ihr große Freude.
Inklusion am Arbeitsplatz und in der Arbeit selbst
Selbst ihr Projekt in Burkina Faso betreut sie vom heimischen Rechner aus. „Das ist natürlich etwas ganz anderes als einige Wochen vor Ort zu sein; aber im Moment geht es ja nicht anders.“ Bei Kolleg*innen in Bonn und Projekt-Partner*innen vor Ort bemerkt sie oft dieses kleine Erstaunen: Oh, Helle sitzt im Rollstuhl, hat eine schwere Einschränkung in der Bewegung, und trotzdem füllt sie diesen Job zu 100 Prozent aus. „Diese Scheu verschwindet meistens recht bald. Dann geht es nur noch um Inhalte.“ Auch daran, dass im Büro immer eine Assistenz dabei ist, haben sich die Kolleginnen und Kollegen in Bonn schnell gewöhnt und gehen dann ganz selbstverständlich damit um.
Persönliche Assistenzen ermöglichen Einsatz für internationale Inklusion
Heute ist Sylvie Toumonzoni mit ihr unterwegs. Sie ist eine von acht persönlichen Assistenzen, die sich zur Pflege und Arbeits-Unterstützung bei Helle Deertz abwechseln und auch in ihrer Wohnung in einem Assistenten-Zimmer übernachten. „Wenn jemand keine Pflege-Assistenz hat, kommt die Arbeits-Assistenz nur für ein paar Stunden mit ins Büro oder unterstützt im Home-Office. Dann müssen die Angestellten mit Behinderung sehr gut planen, was sie wann machen wollen. Um diese Hilfe auch zu nutzen“, erklärt Helle Deertz. Wichtig ist ihr, dass sie sich mit ihren Assistenzen auch persönlich gut versteht. „Dann laufen die Routinen auch besser, und natürlich haben dann beide mehr Spaß“, so Helle Deertz. Denn die Assistenzen sind durchaus auch bei Freizeitaktivitäten dabei. „Bei dir ist es wie in einer wechselnden WG“, sagen viele ihrer Freunde.
Inklusion braucht einen langen Atem
Hilfe braucht sie im Arbeitsleben zum Beispiel, wenn sie einen Raum für einen Workshop oder einen Vortrag vorbereiten möchte. Wenn eine Grafik erstellt oder verschoben werden muss. Oder wenn eine Datei auszudrucken ist. Auf Reisen ist der Unterstützungsbedarf höher, weil die fremden Umgebungen nicht meistens nicht so barrierearm sind wie das gewohnte Umfeld in Bonn. Obwohl: Auch da wäre noch viel zu tun, findet sie. „Inklusion ist so ein dauerhafter Prozess, Selbst in Kita und Schule sind wir noch nicht so weit, dass alles inklusiv ist. Obwohl die UN-Behindertenrechtskonvention schon 2009 ratifiziert wurde. Insgesamt werden die Leute aber schon etwas offener. Man braucht halt einen langen Atem.“
Ihre Pläne für die Zukunft? Helle Deertz möchte für die GIZ gern dauerhaft ins Ausland gehen. Am ehesten nach Afrika. Denn als Inklusionsexpertin hat sie von vielen Dingen Ahnung: Zum Beispiel von Bildung oder Stadtentwicklung. Denn Inklusion als Querschnitts-Thema gehört überall dazu. Und ihr Wissen, das hat sie bei den letzten Auslandsaufenthalten gemerkt, ist weltweit gefragt.