Das wir gewinnt
Eine Aufnahme vom Paralympionik Markus Rehm beim Hochsprung bei den Paralympics 2020 in Tokyo. Er ist mitten im Sprung und hat die Arme weit ausgebreitet. Am rechten Bein trägt er eine Prothese.
Eine Aufnahme vom Paralympionik Markus Rehm beim Hochsprung bei den Paralympics 2020 in Tokyo. Er ist mitten im Sprung und hat die Arme weit ausgebreitet. Am rechten Bein trägt er eine Prothese.
Eine Aufnahme vom Paralympionik Markus Rehm beim Hochsprung bei den Paralympics 2020 in Tokyo. Er ist mitten im Sprung und hat die Arme weit ausgebreitet. Am rechten Bein trägt er eine Prothese.

Die Paralympics –wo Sport auf Begegnung trifft

Bei den Paralympics stehen Hunderte Athlet*innen mit Behinderung im Fokus. Sie zeigen dabei nicht nur Höchstleistungen im Sport, sondern machen auch Lust auf Begegnung.  
Nach Olympia ist vor den Paralympics. Direkt im Anschluss an die Olympischen Spiele messen sich hier Athlet*innen mit einer Behinderung aus aller Welt in über 20 Sportarten. Auch wenn die Paralympics dabei nicht direkt dem Begriff Inklusion entsprechen, so sind sie und die Paralympionik*innen doch wichtige Botschafter für Inklusion. Sie zeigen ihre Geschichte und ihren Weg zum Sport. Sie verdeutlichen Hindernisse und Barrieren. Sie helfen dabei, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Und sie sind Vorbilder, Inspiration und Mutmacher. Die Paralympics sind ein Ereignis, bei dem der Sport und Begegnungen im Mittelpunkt stehen – und genau mit diesem Gefühl fangen Sport-Karrieren an. 

Barrierefrei zu den Paralympics – geht das in Paris?

In diesem Jahr werden die Paralympics in Frankreichs Hauptstadt Paris ausgetragen. Die Stadt der Liebe, der guten Patisserie, der Lichter - und auch die Stadt der Inklusion? Zu den Paralympischen Spielen werden zahlreiche Menschen mit Behinderung anreisen, für die vor allem eines wichtig ist: Barrierefreiheit. Nicht nur bei den Spielen selbst, sondern natürlich auch in Paris als Stadt. 

Wer jetzt vermutet, dass solch eine historisch gewachsenen Stadt viele Barrieren mit sich bringt, liegt – zumindest teilweise – falsch. Von der Anreise über die Unterkunft bis hin zum Sightseeing gibt es verschiedenste Formen der Unterstützung für Menschen mit Behinderung. Auch bei den Paralympischen Spielen selbst wird auf Barrierefreiheit geachtet. Gewusst wie und gut geplant, kann ein Besuch also weitestgehend barrierearm bis barrierefrei gestaltet werden.


100-Meter-Lauf der Armamputierten bei den Paralympics 1992 in Barcelona

Von Anfangs 400 hin zu über 4.000 Athlet*innen

An den Weltspielen für Behinderte in Rom 1960 nahmen 400 Athlet*innen teil. In Tokio 2020 waren es 4.393 Paralympionik*innen.

Das Logo der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Neben einem grafischen Dreieck in Deutschland-Farben steht das Wort Sporthilfe.

23 Millionen Euro Förderung

2022 wurden circa 4.000 Athlet*innen bei den olympischen und paralympischen Spielen von der Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützt. Im Jahr 2024 soll mit voraussichtlich rund 23 Millionen Euro der bisher höchste Förderbetrag an die Athlet*innen ausgezahlt werden.

Auf dem Bild ist eine Pressekonferenz zu den Paralympics 2018 in Buenos Aires zu sehen. Vor einer professionell ausgeleuchteten Bühne sitzen Pressevertreter
 ©Ivo Gonzalez/OIS/IOC

Immer mehr mediale Aufmerksamkeit

Das ZDF erreichte mit den Übertragungen der Paralympics 2022 im Schnitt 0,64 Millionen Zuschauer*innen und einen Marktanteil von 9,1 Prozent. Die Sport Mediathek erreichte in diesem Zeitraum durchschnittlich 164 Tausend Visits pro Tag. Der Sendungsbereich erzielte mit 47 Tausend Visits im Schnitt rund 40 Prozent mehr Nutzung als noch 2018.

Vanessa Low nimmt am Weitsprung-Finale der Frauen im Olympiastadion in Rio teil. Sie liegt auf der Seite auf dem Boden, vor ihr wird Sand in die Luft gewirbelt
©Al Tielemans/OIS/IOC

549 Wettbewerbe in 22 Sportarten

In Rom 1960 wurden Wettkämpfe in acht Sportarten ausgetragen. Mittlerweile sind es 22 Sportarten in denen 2024 in Paris 184 Nationen in 549 Wettbewerben antreten.

Das Bild zeigt das Logo des Deutschen Behindertensportverband. Unter einem flammenähnlichen Symbol in Deutschlandfarben steht der Schriftzug "Deutscher Behindertensportverband"

Über 500.000 DBS-Mitglieder

Circa 511.000 Mitglieder sind im Deutschen Behindertensportverband gemeldet. 2009 waren es noch 440.000. Der Deutsche Behindertensportverband ist damit der neuntgrößte von 62 Spitzenverbänden, die im Deutschen Olympischen Sportbund zusammengeschlossen sind.

Paralympics Teilnehmer Felix Streng mit Goldmedaille
©OIS/Bob Martin

20.000 Euro für Gold

20.000 Euro Prämie bekommt ein*e Goldmedaillengewinner*in bei den Paralympics. Vor 30 Jahren überstieg die Prämie einer Olympia-Goldmedaille noch die Summe der Prämien aller deutschen Paralympics-Teilnehmer*innen. Mittlerweile prämiert die Sporthilfe  egal ob Olympia oder Paralympics – traditionell auch die Plätze vier bis acht.
 

Paralympics Sportler*innen im Video-Portrait

Hartes Training, viele Stunden Vorbereitung und eine Menge Ehrgeiz – das und noch viel mehr braucht es, um in Paris aufs Treppchen zu steigen. Wer Paralympics Sportler*innen wie Johannes Floors oder Denise Schindler dabei zusehen möchte, kann sich in der Mediathek des ZDF umschauen. Dort finden Sie Porträts und einen Blick hinter die Paralympics-Kulissen.

Sind die Paralympics Inklusion?

Um das schon mal vorwegzunehmen: Nein. Dennoch sind die Paralympischen Spiele sehr wichtig. Sie repräsentieren Para-Sportler*innen und geben dem Parasport eine Bühne. So sieht auch Sportmediziner Prof. Dr. Thomas Abel von der Deutschen Sporthochschule in Köln dieses Thema. Ihn haben wir in einem Interview gefragt, welche Rolle Sportereignisse wie die Paralympics für den inklusiven Sport haben und ob sie als Treiber fungieren oder eher ein Hindernis für die Weiterentwicklung inklusiver Sportangebote sind, weil nur Menschen mit Behinderung daran teilnehmen dürfen. Das war seine Antwort:

Ein Portrait von Prof. Dr. Thomas Abel. Er steht lächelnd vor einem Gebäude und hat die Arme locker vor dem Oberkörper verschränkt
Prof. Dr. Thomas Abel  ©Pressestelle DSHS/Katzera 

Schön, dass Sie in die Frage bereits aufgenommen haben, dass die Paralympics ein separierendes Ereignis sind. Das sind sie definitiv, auch wenn das manchmal unter den Teppich gekehrt wird. Sie bilden die Spitze des Leistungssports, genau wie die Olympischen Spiele, und sind somit für die meisten Menschen niemals eine realistische Option. Trotzdem sehe ich die Paralympics als wichtiges Ereignis für den inklusiven Sport. Nicht, weil sie inklusiv sind, sondern weil sie Lust auf Begegnung machen. Sie tragen dazu bei, die mitleidige Haltung gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen und die Dynamik zu verändern: Man redet von Faszination, Respekt, Spannung, von allen Emotionen des Sports. Kinder und Jugendliche sehen die Paralympics im Fernsehen und fühlen sich inspiriert, wollen mit dem Sport beginnen oder fangen an, sich dem Thema zu öffnen. Ich finde auch, wenn wir von den Paralympics sprechen, geht es zu oft um Fragen wie: „Dürfen da Menschen mit und ohne Behinderung denn nun gemeinsam Spitzensport machen? Darf ein Oscar Pistorius oder ein Markus Rehm bei den Olympischen Spielen starten?“. Plötzlich soll das Gelingen der Inklusion daran gemessen werden, ob ein Mensch mit Behinderung das Recht hat, bei den Olympischen Spielen anzutreten. Ob Inklusion gelingt oder nicht, ist für mich nicht davon abhängig, ob Athlet*innen mit und ohne Behinderung im Rahmen der Olympischen Spiele bei gemeinsamen Wettkämpfen gegeneinander antreten, sondern davon, ob ein Kind mit Behinderung, das gerne Tischtennis spielen möchte, beim Tischtennisverein um die Ecke willkommen geheißen wird.

Prof. Dr. Thomas Abel, Deutsche Sporthochschule Köln

Logo des ZDF

Höchstnoten für die Berichterstattung

9,0 betrug laut ZDF der Zufriedenheitswert der Zuschauer*innen mit den Berichten von den Paralympics 2012 in London. Die Höchstnote ist 10. Die Olympiaberichterstattung kam auf 8,5. 2022 erzielten die Paralympics-Sendungen teilweise die höchsten Akzeptanzwerte und einen Marktanteil von 10,8 Prozent.

Die deutsche Mannschaft mit Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors gewinnt die Goldmedaille über 4x100m der Männer. Sie stehen dicht beieinander, halten die Deutschlandflagge und strahlen vor Freude.

©Bob Martin/OIS

Team Deutschlands Erfolge

2012 stand Deutschland im Medaillenspiegel der Paralympics auf Rang acht, China war Primus. In Rio ging es für Deutschland zwei Plätze nach oben auf Rang sechs, auf der eins nach wie vor: China. In Tokio 2020 belegte Team Deutschland im Länderranking Platz 12, Platz eins hatte weiterhin China inne.

Der Silbermedaillengewinner Hagan Landry (USA) und der Bronzemedaillengewinner Niko Kappel (GER) beglückwünschen sich gegenseitig nach dem Finale im Kugelstoßen der Männer im Olympiastadion bei den Paralympics in Tokyo.  Sie tragen beide ihre Flaggen und hinter ihnen ist die Zuschauertribüne zu sehen
©OIS/Joel Marklund

Von Millionen hin zu Milliarden Zuschauer*innen

3,4 Milliarden Zuschauer*innen weltweit verfolgten die Paralympics 2012 in London im Fernsehen. Nach IPC-Angaben verfolgten die paralympischen Spiele 2016 weltweit 4,1 Milliarden Zuschauer*innen. Alleine in Deutschland erreichten die Übertragungen der Paralympics 2022 laut ZDF rund 0,7 Millionen Zuschauer*innen. Im Vergleich dazu: 1992 in Barcelona waren es noch nur etwa sieben Millionen weltweit.

Das Bild zeigt die Startseite des Facebook-Accounts von Team Deutschland bei den Paralympics. Das Titelbild ist eine Collage der Athlet*innen.

Knapp 90.000 Follower*innen

2014 wurde die Facebookseite "Team Deutschland Paralympics" gegründet. Heute kann Team Deutschland stolz auf knapp 90.000 Follower*innen sein. Außerdem hat die Seite knapp 85.000 "Gefällt mir"-Angaben.

Paralympics Logo IPC
©OIS/Thomas Lovelock

183 nationale Mitgliedsverbände

Im Jahr 1989 zählte das Internationale Paralympische Komitee noch 79 nationale Mitgliedsverbände. Heute hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt: 183 nationale Mitgliedsverbände gehören heute dazu.

Wie die Paralympics Inklusion beflügeln

Welche Auswirkungen haben die Paralympics für Inklusion im Profi- und Amateursport? Jede Menge: Sie motivieren andere Sportler*innen, ihren Vorbildern nachzueifern, und machen den (Spitzen-)Sport von Menschen mit Behinderung bekannter und populärer. Wir haben mit Paralympics-Sportlerin Maike Schwarz gesprochen, die beim Schwimmen für das Team Deutschland antritt. Sie sagt: Die Paralympics sind zu 100 Prozent gut für Inklusion. Davon ist auch NRW Landestrainer Para Schwimmen Mitja Zastrow überzeugt. Mit dem Projekt „Auf einer Wellenlänge – Inklusiv aktiv“ setzt er sich für Inklusion im Amateursport ein. Das Ziel der Initiative: Mehr Menschen mit und ohne Behinderung für den gemeinsamen Schwimmsport zu begeistern. Das Team berät dazu Trainer*innen und Vereine, um Barrieren in Schwimmvereinen abzubauen.

Über die Paralympics berichten

"Trotz der Behinderung", "Handicap-Sportler*in" oder "er/sie leidet an..." - all das sind Formulierungen, die nicht fallen sollten, wenn jemand über die Paralympics oder Sportler*innen mit einer Behinderung berichtet. Para-Athlet*innen machen mit ihrer Behinderung Sport. Sie sind Para-Sportler*innen und keine Handicap-Sportler*innen. Sie leiden nicht an einer Behinderung, sie leben mit einer Behinderung. In den "Tipps für Medien" der Aktion Mensch geben wir hilfreiche Informationen darüber, welche Formulierungen nicht genutzt werden sollten, wie ein Interview mit Parasportler*innen gestaltet werden sollte und welche Themen sich für eine Berichterstattung lohnen, beziehungsweise welche lieber nicht ausgesucht werden sollten. Die PDF kann kostenlos in unserem Bestellservice heruntergeladen werden.

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