Martinschule in Greifswald: Inklusion umgekehrt
An der Martinschule in Greifswald funktioniert Inklusion andersherum: Die Ex-Förderschule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung steht auch Schülern ohne Behinderung offen. Ein erfolgreiches Modell, von dem alle profitieren. Die Schule wurde deshalb kürzlich mit dem Deutschen Schulpreis 2018 ausgezeichnet.
Radikal aufgelöst
„Keinen zurücklassen!“
„Keinen zurücklassen!“ lautet das Motto von Schulleiter Skladny. Hört sich gut an, bedeutet aber auch, dass an dieser Schule jedes Kind mit geistiger Behinderung angenommen wird. Darunter auch solche mit schwersten und mehrfachen Behinderungen. Das ist umstritten, auch unter seinen Mitarbeitern. Ein schwerst-mehrfach-behindertes Kind, das immer wieder laut schreit, sich auf den Boden wirft oder intensiver Pflege bedarf, kann eine große Herausforderung für Lehrer sein, die versuchen, gleichzeitig Unterricht zu machen.
Die Schule verfolgt zwei Ziele. Sie will eine moderne reformpädagogische Regelschule sein. Und eine gute Schule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung. Die Räume in der Martinschule sind großzügig. Jede Klasse hat ihren Garderoben- und Sanitärbereich. Es gibt eine Küchenzeile und eine Leseecke mit Sofa. Zu jeder Klasse gehören drei bis vier Erwachsene: neben der Lehrerin oder dem Lehrer auch pädagogische Unterrichtshelfer*innen, Integrationshelfer*innen und eine Sonderpädagogin oder ein Sonderpädagoge.