Coronapandemie und Behinderung: „Die ganze Gesellschaft schützen“
Adriano Mannino und Nikil Mukerji, Mitglieder einer interdisziplinären Forschungsgruppe, die Strategien zum Umgang mit der Covid-19-Pandemie entwickelt, stehen für einen Ansatz, der alle Mitglieder der Gesellschaft vor dem Virus schützen soll.
Ein Virus kennt keine Fairness und diskriminiert auf seine Weise. So wissen wir über das Coronavirus bisher, dass die Risikoverteilung eher asymmetrisch ist: Ältere und Vorerkrankte sind durchschnittlich häufiger von schweren Verläufen betroffen. Zusätzlich geht man inzwischen aber davon aus, dass auch milde Verläufe seelische und körperliche Langzeitfolgen wie chronische Erschöpfung oder Depressionen auslösen können, bei alten ebenso wie bei jungen Menschen.
Darunter verstehen wir zuallererst die konsequente Eindämmung der Virusausbreitung in der Gesamtbevölkerung durch Maßnahmen wie eine Maskenpflicht, verbindliches Abstandhalten und Kontaktbeschränkungen – ergänzt durch den besonderen Schutz von Risikogruppen wie Älteren und Vorerkrankten über freiwillige Abschirmungsangebote. Die Services, die wir uns darunter vorstellen, so etwa die Zuteilung von FFP2-Masken oder eine staatlich bereitgestellte Unterstützung beim Einkaufen, sind auch dazu gedacht, die Freiheit der Risikogruppen angesichts der Gefahrensituation zu erhöhen.
Ein Ansatz zur Eindämmung der Pandemie: Cocooning Plus
Ziel muss es also sein, möglichst die ganze Gesellschaft vor der Infektion zu schützen. Mit einem philosophisch orientierten Blick aufs Ganze plädieren wir deshalb für eine Strategie zur Risikoprävention, die wir Cocooning Plus nennen.Darunter verstehen wir zuallererst die konsequente Eindämmung der Virusausbreitung in der Gesamtbevölkerung durch Maßnahmen wie eine Maskenpflicht, verbindliches Abstandhalten und Kontaktbeschränkungen – ergänzt durch den besonderen Schutz von Risikogruppen wie Älteren und Vorerkrankten über freiwillige Abschirmungsangebote. Die Services, die wir uns darunter vorstellen, so etwa die Zuteilung von FFP2-Masken oder eine staatlich bereitgestellte Unterstützung beim Einkaufen, sind auch dazu gedacht, die Freiheit der Risikogruppen angesichts der Gefahrensituation zu erhöhen.
Sollte es trotzdem zu einer Krisensituation kommen, in der die Überlastung des Gesundheitssystems droht, halten wir es für legitim, Gruppen mit einem hohen Risiko für schwere Krankheitsverläufe dazu zu verpflichten, für einen bestimmten Zeitraum zu Hause zu bleiben, um sich selbst und damit indirekt auch andere zu schützen.
Solidarität ist gefragt: Jeder muss seinen Beitrag leisten
Es geht uns dabei nicht um eine selektive Maßnahme: Zwang würde in einer
solchen Krisensituation ja nicht nur diejenigen treffen, die man einer
Risikogruppe zuordnen kann, sondern alle – die Arbeitenden, die nicht
mehr ins Büro können, die Kinder, die nicht mehr in die Schule oder in
die Kita dürfen, die Eltern, die Homeschooling machen müssen.
Jeder und jede hat dann eine Solidaritätspflicht und ist aufgerufen, im Angesicht der Katastrophe beizutragen, was jeweils möglich ist. Erstes Ziel muss aber immer bleiben, solche Grenzsituationen durch gemeinsame Eindämmungsmaßnahmen zu vermeiden.
Text: Sarah Schelp