Das wir gewinnt
Frauen und Männern  mit und ohne Behinderung sitzen beim gemeinsamen Essen am Tisch.

So individuell wie möglich: Ambulant betreute WG in Leipzig

Als junger Mensch von zu Hause ausziehen und in der eigenen Wohnung einen neuen Lebensabschnitt beginnen: Für viele junge Leute mit hohem Assistenz- und Pflegebedarf ist das noch keine Selbstverständlichkeit. Mit der ambulant betreuten „Wohngemeinschaft Connewitz“ in Leipzig wurde dieser Traum für acht junge Menschen mit Behinderung Wirklichkeit. 

Einblick in Alltag und Entstehung der WG:

Name des Wohnprojekts: Wohngemeinschaft Connewitz

Wer wohnt hier? acht Menschen mit Behinderung im Alter von 23 bis 33 Jahren

Wohnform: ambulant betreutes Wohnen

Ort: Leipzig

Betreuung: individuell (ambulante Hilfe und Assistenz)

 

Was zählt: Eigenverantwortung und Freiheit

"Ich kann leben, wie ich will." Für Sebastian Wenzel ist das mit das schönste am Leben in der Wohngemeinschaft Connewitz. Dazu gehört nicht nur, dass alle Mitbewohner*innen ein eigenes Zimmer mit Bad haben, das sie ganz nach ihren Wünschen gestalten können. Vor allem übernehmen sie Verantwortung – für sich selbst und die Pflichten, die ein WG-Alltag mit sich bringt. Einkaufen, putzen, Streitigkeiten mit Gleichaltrigen: das alles sind Herausforderungen, die neu sind und an denen die Bewohner*innen ständig wachsen. Unterstützt werden sie dabei von Assistent*innen, die Hilfestellungen geben, wenn nötig.

Gründung einer ambulant betreuten WG: Das gehört dazu

Sabine und Michael Maruschke waren auf der Suche nach einer sicheren Zukunft und Bleibe für ihren Sohn Markus. Ein Pflegeheim oder ähnliche Einrichtung kamen für sie nicht in Frage. Doch Alternativen für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf fehlten in Leipzig. Daher wurden sie selbst aktiv und gründeten 2015 die Initiative Wohngemeinschaft Connewitz. Vier Jahre lang treffen die Maruschkes sich wöchentlich ehrenamtlich mit weiteren Eltern auf der Suche nach:

  • einer passenden Wohnmöglichkeit
  • einem motivierten Betreuer*innen-Team
  • einer sicheren Finanzierung

Seite an Seite mit einem gemeinnützigen Träger

Bei Toralf Zinner und seiner gemeinnützigen GmbH DENKMALSOZIAL finden sie schließlich die dringend gesuchte Unterstützung. Die Organisation eines Kredits, von Fördergeldern und vielem mehr ist ein Kraftakt mit vielen Höhen und Tiefen. Doch das Durchhalten lohnt sich. 2018 ist das inklusive Wohnprojekt im Stadtteil Connewitz bezugsfertig. Seither leben dort acht Menschen mit Assistenz- und Pflegebedarf und sechs Menschen ohne Behinderung lebe auf dem Gelände mit viel Grün und Freiraum zusammen.

Porträt eines Mannes mit kurzem grauem Haar und blau-kariertem Hemd.

Es ist ein Stück Erfüllung, dass dieser Traum Wirklichkeit geworden ist. Eine innere Freude.

Michael Maruschke ist froh, für seinen Sohn eine sichere Zukunft geschaffen zu haben.

Sie planen Ihre eigene Initiative? Hier finden Sie Unterstützung!

Wer übernimmt die Kosten? 

Je nach Behinderung können verschiedene Träger unterstützen:

  • Die Unfallversicherung, wenn die Behinderung die Folge eines Arbeitsunfalls, Wegeunfalls oder einer Berufskrankheit ist.
  • Die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter, wenn der Umzug in einem Zusammenhang mit einer beruflichen Reha steht.
  • Das Integrationsamt oder Inklusionsamt, wenn es um Teilhabe am sozialen Leben geht.
  • Die Pflegekassen, wenn es um Zuschüsse zur Verbesserung des individuellen Wohnumfelds geht.

Wenn Sie nur ein geringes Einkommen haben, können Sie bei Ihrer Stadt oder Ihrem Kreis Wohngeld beantragen. Bundesweit gültige Informationen finden Sie hier: https://www.wohngeld.org/antrag/

Wo bekomme ich Beratung und Unterstützung?

Die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) hat Beratungsstellen in ganz Deutschland. Die Ansprechpartner*innen haben selbst eine Behinderung. Sie kennen sich gut aus und haben Kontakte zu allen relevanten Stellen. Hier finden Sie die EUTB in Ihrer Nähe: https://www.teilhabeberatung.de/beratung/beratungsangebote-der-eutb

Das bundesweite Projekt WOHN:SINN bietet in seinen vier Regionalstellen ebenfalls persönliche Beratung zu inklusiven Wohnprojekten an: https://www.wohnsinn.org/unser-angebot/beratung  

Menschen mit kognitiven Einschränkungen können sich an die Lebenshilfe wenden: https://www.lebenshilfe.de/informieren/wohnen 

Förderung von Wohnprojekten durch die Aktion Mensch

Möchten Sie auch ein inklusives Wohnprojekt starten? Informieren Sie sich über die Fördermöglichkeiten der Aktion Mensch für freie, gemeinnützige Organisationen, die sich für das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung einsetzen. Zusätzliche Fördermöglichkeiten und Beratungsangebote haben wir für Sie außerdem in einer Linkliste zusammengestellt. 

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