Janina Nagel: Projektleiterin und Fitness-Influencerin
Wie bist du Fitness-Influencerin geworden?
Auf Instagram war das Thema Fitness vor einigen Jahren so groß, dass mich das motiviert hat, selbst mehr Sport zu machen. 2017 habe ich damit angefangen, und das klappte ziemlich gut! Ich war gerade von Baden-Württemberg nach Berlin gezogen. Dort habe ich im Fitness-Studio schnell Freunde gefunden. Auf Instagram habe ich von meinem Weg erzählt, Übungen und Mode gezeigt. Später habe ich auch über das Thema Kleinwuchs und Behinderung gesprochen. Diese Kombi gab es noch nicht, sie hat viele Menschen angesprochen. Einmal habe ich ein Bikini-Foto gepostet und die Hersteller-Firma verlinkt. Die haben mich dann gefragt, ob sie das auf ihrer Seite nutzen dürfen. Durften sie, und es gab jede Menge Likes! So ging es immer weiter. Vor allem im vergangenen Jahr habe ich viele neue Follower bekommen, was mich sehr freut! Mittlerweile bekomme ich fast jeden Tag Anfragen von Firmen, ob ich ihre Produkte präsentieren möchte: Mode, Kosmetik, Make-up, Sportgeräte und so weiter. Natürlich kann ich die nicht alle annehmen. Ich habe ja auch noch einen anderen Job. (schmunzelt)
Genau, Du bist ja auch noch Mitarbeiterin der AOK. Welche Erfahrungen hast du da gemacht, im Hinblick auf Inklusion in der Arbeitswelt?
Die Arbeit dort ist ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich auf Instagram mache. Bei der AOK bin ich zwar auch mit IT beschäftigt, aber eher im Hintergrund. Ich bin dort Projektleiterin und betreue mit meinem Team einen Kanal, über den sich Ärzte, Psychotherapeutinnen, Apotheken und eben wir als Krankenkasse miteinander vernetzen können. Meine Behinderung spielt dabei fast keine Rolle. Ich brauchte nur einen Stuhl, der für meine Größe von 1,30 Metern passt. Diskriminierungs-Erfahrungen mache ich bei der Arbeit keine. Manchmal bitte ich meine Kolleg*innen, mir etwas zu tragen oder oben ins Regal zu stellen. Das ist kein Problem. In so einem großen Betrieb ist Inklusion oft selbstverständlich. Natürlich gibt es auch eine Schwerbehinderten-Vertretung, da bin ich stellvertretendes Mitglied.
- Beruf: Fitness-Influencerin auf Instagram und Fachliche Projektleiterin bei der AOK
- Zur Person: 31 Jahre, lebt in Berlin
- Ausbildung: Sozialversicherungs-Fachangestellte im Bereich der Krankenversicherung
- Interessen: Sport, Mode
Willst du deine Selbstständigkeit irgendwann weiter ausbauen?
Ich freue mich darüber, dass ich immer mehr Follower bekomme. Aber meinen Job bei der AOK mache ich auf jeden Fall weiter. Der gibt mir finanzielle Sicherheit und eine klare Struktur. Auf Instagram ist es mir ganz wichtig, dass mein Content [Inhalte, Anm. d. Red.] nicht nur aus Werbung besteht. Ich zeige dort meinen Sport, schöne Klamotten, und manchmal spreche ich darüber, wie die Behinderung mein Leben beeinflusst. Diese Posts kommen besonders gut an. Aber eigentlich möchte ich die Behinderung nicht so in den Vordergrund stellen. Vor kurzem habe ich mich sehr gefreut, als mich eine große Sportartikel-Firma für eine Moderation gebucht hat. So etwas möchte ich gern häufiger machen. Vor allem, wenn meine Behinderung auch dort irgendwann keine Rolle mehr spielt!