Digitalisierung ist eine Herausforderung, die wir für alle Schüler*innen annehmen müssen
Herr Behrens, warum muss Schule inklusiv gedacht werden?
Wie können digitale Medien dazu beitragen, Inklusion in der schulischen Bildung umzusetzen?
Was waren die wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einer digitalen, inklusiven Schule?
Als wir mit Tablets in die Jahrgänge ab der Klasse 7 gingen, mussten wir uns erst einmal auf diese neue Realität einstellen. Entscheidend war, dass wir schon früh ein Digital-Team geschaffen haben. Anfangs bestand es aus engagierten Kolleg*innen, die Mehrarbeit in Kauf genommen haben. Das ist sicherlich ein Problem an manchen Schulen: Sie kommen nicht weiter, da es keine Lehrer*innen gibt, die das zusätzlich freiwillig machen.
Irgendwann gab es zum Glück die Möglichkeit, Funktions-Stellen zu schaffen. Wir haben uns dann dafür entschieden, im Bereich Digitales gleich fünf Stellen zu schaffen. Wir fanden es wichtig, dass IServ betreut ist, dass die Einbindung der Geräte funktioniert und so weiter. Das Administrative ist sehr viel Arbeit, das kann man dem Kollegium nicht zumuten. Da muss es Professionen geben. Dann stellte sich heraus: Wir brauchen weitere Funktionsstellen, zum Beispiel für Inklusion. Es war wichtig, die Koordinationsarbeit so auch zu würdigen.
Mittlerweile müssen die Kolleg*innen keine technische Verantwortung mehr übernehmen. Die Geräte werden betreut, IServ funktioniert. Die Kolleg*innen müssen sich nicht darum kümmern, dass die Schüler*innen eingepflegt werden oder dass die Module da sind. Und wenn man ein Problem hat, dann kann man jemanden fragen. Für die Kollegen*innen ist das eine große Entlastung.
Es gibt eine Übereinkunft im Kollegium, dass die Digitalisierung eine Herausforderung ist, die wir annehmen müssen.
Wie haben Sie es geschafft, alle Lehrkräfte im Kollegium mitzunehmen?
Im Kollegium gab es schon seit vielen Jahren einen gewissen Druck, sich mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen. Deshalb waren niedrigschwellige Fortbildungsangebote wichtig. Dabei sollte es um verschiedene Themen gehen: Welche Apps gibt es? Wie nutzt man sie? Wann setzt man sie ein? Wir haben relativ früh mit dem Fortbildungs-Karussell angefangen. Dann ist daraus irgendwann „Sofa“ entstanden. „Sofa“ bedeutet: selbst organisiertes Fortbildungsangebot. Viele Kolleg*innen bieten hier Mini-Fortbildungen in Form kleiner Videos an. Die kann man sich auch zuhause angucken. Wenn man jetzt zum Beispiel sagt: Ich will morgen mit Notability arbeiten, kann man sich im Video anschauen, wie das geht.
Jede*r hat sich so auf den Weg gemacht. Wer im digitalen Bereich affin ist, hat natürlich einen Erfahrungsvorsprung. Aber wir können sagen, wir haben einen gemeinsamen Grundstock, eine Basis-Kompetenz bei allen. Dadurch funktioniert es. Auch neue Kolleg*innen profitieren davon. Niemand spart den Bereich Digitales mehr komplett aus. Es gibt eine Übereinkunft im Kollegium, dass die Digitalisierung eine Herausforderung ist, die wir annehmen müssen.