Das wir gewinnt

Wochenplan und Wochenplanarbeit in der Schule

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Arbeit mit Wochenplänen bildet eine Alternative zum Frontalunterricht, die dem Lehrer die Kontrolle nicht gleich komplett entzieht. Sie ist die „geschlossenste“ der vier ausgewählten Methoden offenen Unterrichtens und stammt ursprünglich aus der Reformpädagogik: Vor allem Célestin Freinet hat den Wochenplan bekannt gemacht, aber auch im Ansatz Peter Petersens oder Helen Parkhursts spielt er eine wichtige Rolle.

Auf einen Blick

Schwerpunkt
Selbstbestimmung des Schülers bei der zeitlichen Organisation der Aufgabenbearbeitung

Voraussetzungen
Wochenplan und darauf abgestimmte Materialien

Schüler- und Lehrerrolle
Der Lehrer führt die Schüler mittels Vorgaben zum gemeinsamen Ziel. Das Maß an Eigenaktivität der Schüler ist erhöht. 

Material
lehrplan- oder themenbezogene Arbeitsmaterialien

Kontrolle
durch das Material (Selbstkontrolle) oder den Partner, in Ausnahmefällen durch den Lehrer

Inhalt
bei engen Wochenplänen vom Lehrer vorgegeben, bei weiten Wochenplänen von Lehrer und Schüler gemeinsam bestimmt

Methoden
abhängig von Auswahl und Zusammenstellung der Aufgaben

Sozialform
aufgabenabhängig vom Schüler wählbar, evtl. durch Sitzordnung beeinflusst

Zeitpunkt und Dauer
Dauer insgesamt eine Woche, Dauer der Arbeitsphasen vom Schüler bestimmbar

Nähe zu anderen Methoden

Der Pädagoge kann den Wochenplan enger oder weiter gestalten (vgl.  Formen des Wochenplans). Bei weiter Wochenplanarbeit bestimmen die Schüler Themen und Aufgaben mit, im Extremfall sogar komplett allein. Je nach Öffnung stellt die Wochenplanarbeit daher eine Vorstufe der Freiarbeit  dar. Darüber hinaus kann eine Klasse durch sie auf Projektarbeit bzw. projektorientiertes Arbeiten vorbereitet werden.

Prinzip

Zu Beginn der Woche erhalten die Schüler auf einem Blatt konkrete Arbeitsaufträge, die innerhalb der festgelegten Frist – sprich binnen einer Woche – zu erledigen sind. Darunter befinden sich Pflicht- und Wahlpflichtaufgaben. Sie können fächerübergreifend gestaltet sein. Die Schüler entscheiden in den für die Wochenplanarbeit vorgesehenen Unterrichtsstunden selbst, wann sie welche Aufgabe erledigen möchten und mit wem. Die Zeiteinteilung, die Reihenfolge der Aufgaben und die Sozialform sind bei dieser Methode also frei bestimmbar.

Die für die Wochenplanarbeit zur Verfügung stehende Zeit kann beispielsweise eine Unterrichtsstunde täglich betragen. Jeder Schüler bekommt dann in der ersten Einheit einen Plan ausgeteilt. Die Korrektur der Aufgaben erfolgt meist selbstständig mithilfe von Lösungsblättern oder durch den bzw. die Mitschüler. Nach der Ergebniskontrolle werden die entsprechenden Aufgaben im Wochenplan als erledigt gekennzeichnet. Während der gesamten Arbeit greift die Lehrkraft nur ein, wenn es unbedingt nötig ist. Sie agiert als (Lern)Begleitung vorwiegend im Hintergrund.

Hilft sie doch einmal, führt sie die Schüler durch Hinweise und Tipps nicht zur Lösung, sondern zum Lösungsweg. Insgesamt sind die Lerner bei der Arbeit mit einem Wochenplan aktiv an ihrem Lernprozess beteiligt. Ziel ist es, auf diese Weise ihre Selbstständigkeit und ihre soziale Kompetenz zu stärken. Die Schüler lernen weitgehend eigenständig ihre Arbeit zu organisieren, Arbeitsformen und Arbeitsmittel auszuwählen sowie sich zu kontrollieren. Durch etwaige Partner- und Gruppenarbeit lernen sie mit- und voneinander.

Schüler*innen sitzen in Vierergruppen in einem Klassenzimmer und bearbeiten Aufgaben in ihren Heften.

Formen

Trotz fester methodischer Leitlinie bleibt der Öffnungsgrad eines Wochenplans variabel, sodass er unterschiedlich aussehen kann. Es lässt sich grob zwischen enger und weiter Wochenplanarbeit unterscheiden. Die enge Variante ist aufgrund ihrer höheren Kontrollierbarkeit verbreiteter. Typisch für sie sind eine große Anzahl von Pflichtaufgaben ergänzt durch wenige frei wählbare Aufgaben. Der Lehrer stellt das Lernangebot zusammen und schneidet es auf seine Lerngruppe zu.

Bei weiter Wochenplanarbeit dominieren hingegen von den Schülern gewählte Themen und Aufgaben. Die Lernenden legen also nicht nur selbst fest, wie schnell, mit wem und wann sie arbeiten wollen, sondern auch wo und vor allem woran. Wochenplanarbeit kann also sowohl in organisatorischer als auch in inhaltlicher Hinsicht unterschiedlich weit geöffnet sein. Die Übersicht zeigt exemplarisch unterschiedliche Arten organisatorischer und inhaltlicher Wochenplanarbeit, die sich wiederum kombinieren lassen.

Geschlossener Wochenplan

(Organisatorisch)

Aufgaben und Sozialform werden allein durch die Lehrkraft bestimmt. Sie kümmert sich auch um das Arbeitsmaterial.
→ Einsatz zu Beginn der Arbeit mit Wochenplänen

Offener Wochenplan

(Organisatorisch)

Schüler und Lehrer erarbeiten die Strukturen des Plans gemeinsam. Das betrifft Aufgabenstellung, Sozialform und Arbeitsmaterial.
→ Einsatz bei längerer Erfahrung mit Wochenplänen

Differenzierter Wochenplan

(Organisatorisch)

Mischform zwischen geschlossenem und offenem Wochenplan. Enthält sowohl Pflicht- als auch Wahlpflicht- und Zusatzaufgaben.

Fächerübergreifender Wochenplan

(Inhaltlich)

Der Plan ist für mehrere Fächer gleichzeitig konzipiert, wodurch die Aufgaben vielfältig ausfallen. Sehr gebräuchlich.
→ Einsatz bei ersten Erfahrungen mit Wochenplänen, oft in der Grundschule

Fachbezogener Wochenplan

(Inhaltlich)

Die Arbeitsaufträge beziehen sich nur auf ein Fach. Trotz geringer thematischer Vielfalt sollten die Aufgaben abwechslungsreich ausfallen.
→ Einsatz ideal für Sekundarstufe, da Lehrer dort oft nur ein Fach unterrichten

Umsetzung

Wochenpläne sind grundsätzlich in allen Schulstufen und in allen Schulformen einsetzbar.

Die Einführung von Wochenplanarbeit sollte behutsam und schrittweise erfolgen. Es müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit der neue didaktische Ansatz fruchten kann:

  • Die Schüler sind mit den Arbeitsformen Partner- und Gruppenarbeit vertraut.
  • In der Lerngruppe herrschen ein gutes Sozialklima und eine positive Arbeitshaltung.
  • Schüler und Lehrer sind bereit, die traditionellen Schüler- und Lehrerrollen aufzubrechen.

Treffen diese Bedingungen zu, kann sich der Pädagoge daran machen, die Methode im Unterricht umzusetzen.

  • Zunächst stellt er dafür neben seinen Schülern auch deren Eltern die Idee des Wochenplans vor.
  • Anschließend erfolgen eine Umgestaltung des Klassenraums und die Zusammenstellung und Anschaffung von Material. Denn für die Wochenplanarbeit ist es nötig, den Lernort mit ausreichend Lehrstoff für verschiedene Fächer auszustatten. Dieser sollte übersichtlich nach Sachgebieten geordnet sein, damit die Schüler sich orientieren und somit selbständig arbeiten können. Zudem ist der Klassenraum idealerweise in verschiedene Funktionsbereiche aufgeteilt (etwa eine Info-, Spiel- und eine Leseecke, einen Ausstellungstisch,...) und weist eine geeignete Sitzordnung auf (z.B. Hufeisen, Kleingruppentische).
  • Ist diese Vorarbeit abgeschlossen, kann der Pädagoge schließlich mit der Konzeptionierung eines mehr oder weniger stark geöffneten Wochenplans beginnen.

Tipps für die Praxis

Ordnung

Vor dem Gebrauch der Materialien ist wichtig, gemeinsam mit den Schülern Regeln zu vereinbaren. Sie stellen klar, wie sie sich während der Wochenplanstunden zu verhalten und mit dem Material umzugehen haben. Jedes neue Material sollte außerdem in der Klasse vorgestellt werden.

Feedback

Regelmäßige Gespräche zwischen Lehrer und Schülern garantieren, dass Wochenplanarbeit nicht beliebig wird und zum „Ausruhunterricht“ verkommt, sondern durch realistisches Fordern Engagement und Durchhaltevermögen stärkt.

Pro und Contra

Pro

Kompetenzen: Die Schüler erlangen vielfältige Fähig- und Fertigkeiten. Sie entwickeln Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz wie Hilfsbereitschaft, aber auch die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen. Sie werden selbstständiger und übernehmen Verantwortung.

Eigener Lernstil: Die Schüler finden durch die relativ hohe organisatorische Freiheit ihren Lernstil sowie einen individuellen Rhythmus von Konzentration und Entspannung.

Zeitmanagement: Da die Schüler in ihrem eigenen Tempo arbeiten, lernen sie, ihre Zeit optimal zu nutzen und einzuteilen.

Engagement: Die freie Zeiteinteilung und die stellenweise Möglichkeit, persönlichen Interessen nachzugehen, erhöht bei den Lernern Leistungsbereitschaft und -fähigkeit.

Hoher Lerneffekt: Da sich die Schüler intensiver mit den Aufgaben auseinandersetzen als im Frontalunterricht, fällt das Lernen nachhaltiger aus.

Weniger Druck: Da Kontrolle und Korrektur der Aufgaben meist durch die (Mit)Schüler erfolgen, entfällt direkter Leistungsdruck durch den Lehrer.

Gute Lernatmosphäre: Die Schüler haben insgesamt mehr Freude am und beim Lernen.

Selbstbewusstsein: Durch die recht hohe Eigeninitiative stellt sich bei starken wie schwächeren Schülern ein Gefühl der  Selbstwirksamkeit und des Erfolgs ein.

Differenzierung: Aufgaben und Lösungswege des Wochenplans können dem Lernstand angepasst werden. Hat ein Schüler irgendwo eine Schwäche, gleicht ein individuell abgestimmter Wochenplan diese aus.

Individuelle Förderung: In leistungsheterogenen Gruppen kann sich der Lehrer intensiver um einzelne Schüler kümmern. So unterstützt er etwa Kinder mit Förderbedarf.

Aktivität: Schwächere Schüler verhalten sich nicht mehr durchweg passiv, da auch sie ihre Aufgaben eigenverantwortlich und selbstständig lösen müssen.

Contra

Unter- bzw. Überforderung: Die Freiräume der Wochenplanarbeit sorgen manchmal für Unterforderung seitens der Schüler. Bei lernschwachen Schülern kommt es mitunter auch zu einem Gefühl der Überforderung.

Mangel an Eigeninitiative: Die Fülle an Aufgaben zu Beginn der Woche ruft bei manchen Schülern (zunächst) einen Widerstand hervor.

Beschäftigung mit anderen Dingen: Manche Schüler nutzen ihre Freiheit aus und verbringen die Wochenplanstunden mit nicht dafür vorgesehenen Dingen. Das eigentliche Ziel, die Aufgaben zu erledigen, rückt in den Hintergrund. 

Frustration: Schüler mit geringem Selbstwertgefühl oder/und bei denen das Gefühl des Scheiterns negativ konnotiert ist, lassen sich schwerer motivieren. Sie lösen ihre Aufgaben unsauber oder unvollständig.

Aufwand: Wochenplanarbeit bedeutet für den Lehrer einen hohen Anfangsaufwand. Wegen der intensiven Vorbereitung und der recht hohen Kosten bei der Umsetzung kommt es mit der Methode möglicherweise zu Startschwierigkeiten.

Fazit: Inklusives Potential

Viele Vorteile der Wochenplanarbeit machen deutlich, wie sehr sich die Methode für inklusiven Unterricht anbietet. Tatsächlich hat sie sich in Klassen mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und/oder Lernschwierigkeiten besonders bewährt: Einerseits erlaubt die Methode individuelle Förderung, indem Qualität und Quantität der Aufgaben dem Leistungsstand und den Bedürfnissen des Schülers angepasst werden. Gleichzeitig besitzt die Lehrkraft durch die neue Arbeitsform genügend Raum, sich in leistungsheterogenen Gruppen direkt und intensiv um einzelne Schüler zu kümmern.

Beispiel aus der Praxis

An der Ostsee-Schule Wismar sind Wochenpläne zentraler Bestandteil des Unterrichts.

Weiterführende Links

Wochenplangenerator des Österreichischen Bildungsservers
Der Generator bietet thematische Schablonen für Wochenplanarbeit, in die man die Aufgaben nur noch eintragen muss. Außerdem lässt sich nach Aufgabentyp (z.B. Lesen, Hörverstehen, Bewegung) und Sozialform (Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit) unterscheiden.

Zum Wochenplangenerator

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