Beispiel Freiarbeit: Jeetzeschule in Salzwedel
Wie ist die Freiarbeit in Ihr Schulkonzept eingebettet?
Freies Arbeiten findet täglich während der zweiten bzw. dritten Arbeitszeit statt, ab Jahrgangsstufe 7 vor allem in den sogenannten Lernbüros. Die Fachlehrkräfte und Sozialpädagogen stellen darin spezielle Materialien und Bausteine bereit, die sie stetig weiterentwickeln und an die Lernbedürfnisse der Schüler anpassen. Wichtig ist, dass sich in diesen Bereichen zusätzlich zu Aufgaben auf Blättern Materialien zum Anfassen und „Begreifen“ befinden. Dabei widmet sich ein Lernbüro jeweils einem der Fächer Deutsch, Mathematik, Geschichte, Geographie, Physik oder Chemie und ist eine 100 bis 180 Quadratmeter große Lernlandschaft.
Wie setzen Sie Freiarbeit in den Lernbüros konkret um?
Wir nennen die Freiarbeit auch „Arbeit an Bausteinen“. Bausteine sind Teilbereiche, Themen oder Fähigkeiten, die sich aus dem Schulcurriculum, den Bildungsstandards und dem Lehrplan des Landes für die Fächer ergeben. Bei dieser Arbeit mit Bausteinen bzw. der Freiarbeit wählen die Lernenden aus, in welchem Lernbüro sie an welchen Bausteinen arbeiten und welche Lernziele sie sich setzen. Es gibt Pflichtbausteine und Wahlbausteine, die meisten gibt es außerdem in verschiedenen Niveaustufen. Die Lehrkräfte stehen in der Zeit der Freiarbeit als Berater zur Verfügung, kontrollieren oder leiten an. Zusätzlich begleiten sie den Lernprozess, indem sie regelmäßig Gespräche mit den Lernenden führen, sogenannte Lernzielgespräche. Das passiert im Abstand von zwei bis drei Wochen. Die Gespräche helfen den Lernern, die Freiarbeitsphasen gut zu strukturieren.
Zum Ende einer Einheit vermerken alle Schüler in ihrem Logbuch, woran genau sie gearbeitet haben und holen sich von der Betreuung des jeweiligen Lernbüros eine Unterschrift. Der Arbeitsplatz muss dann natürlich sauber und aufgeräumt verlassen werden.
Findet die Freiarbeit nach Jahrgängen oder übergreifend statt?
Während der Freiarbeitszeiten sind alle Jahrgänge gemischt. Die Lernbüros stehen den Schülern in der Regel ab Jahrgang 7 zur Verfügung. Kinder aus den Klassen 5 und 6, die sehr schnell lernen, können auch schon vorher in die Lernbüros gehen, um in ihrem Tempo bereits Bausteine höherer Jahrgänge zu bearbeiten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Freiarbeit gemacht?
Zu beobachten ist vor allem, dass bei fast allen Schülern bis über die neunte Klasse hinaus Interesse an den Fächern besteht und das Rollenverhalten aufgebrochen wird – so entwickeln sich etwa im Fach Physik auch unter den Mädchen echte Experimentier-Expertinnen. Unsere Schüler erleben durch die Freiarbeit ihren eigenen Leistungsstand intensiver, was für Anerkennung, Selbstvertrauen und Motivation sorgt. Außerdem erkennen die Lernbegleiter zeitnah Stärken und Schwächen jedes Einzelnen und können sie an die anderen Lehrkräfte weitergeben. So kann da gefördert werden, wo es nötig ist.
Gutes Beispiel
Vielfalt wird an der Jeetzeschule großgeschrieben: Auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder einer Körperbehinderung besuchen hier den Unterricht. Als eine von 15 Schulen stand die Jeetzeschule mit ihrem besonderen Schulkonzept übrigens in der Endrunde des Deutschen Schulpreises 2019.