Wahlprogramme im Check: Was die Parteien in Sachen Inklusion und Teilhabe versprechen
Wen wählen?
Keine Partei hat einen ausführlichen Plan für Menschen mit Behinderungen. Doch im Vergleich zu den Europawahlen scheinen sie alle leichte Fortschritte gemacht zu haben. Genug? Vermutlich nicht.
Selten wird überhaupt genauer erklärt, wie man mehr Selbstbestimmung oder Barrierefreiheit erreichen will. Doch zumindest wird Behinderung in jedem Wahlprogramm erwähnt und – bis auf die AfD – verspricht zumindest jede der anderen Parteien, die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, in den Verkehrsmitteln und in Wohnungen zu verbessern. Zudem wird bei den Parteien – außer bei der AfD – auch vermehrt auf Diversität gesetzt, was die Menschen unterstützt, die zusätzlich zu ihrer Behinderung noch zu einer anderen Minderheit gehören. Das ist wichtig, weil diese Personen in mehr als einem Bereich auf Barrieren, Diskriminierung und Unverständnis stoßen.
Gibt es eine passende Partei für mich?
Das hängt wie immer ganz von den persönlichen Prioritäten ab. Und es gibt ja auch noch andere wichtige Themenbereiche wie die Haltung der Parteien in Fragen des Klimaschutzes, der Außen- oder Wirtschaftspolitik, die hier nicht behandelt wurden. Man sollte auch nicht vergessen, dass all diese Wahlprogramme am Ende nur Versprechen sind, die – wie wir alle wissen – nicht immer unbedingt so ausgeführt werden, wie sie in der Theorie geplant waren. Zumal die Regierung meist aus einer Koalition zwischen verschiedenen Parteien besteht, die natürlich einen Mittelweg finden müssen – einen Kompromiss aus allen verschiedenen Vorstellungen. Doch es ist ganz klar, dass manche Parteien generell offener für Inklusion und Diversität sind als andere.
Mit meinen 35 Jahren hatte ich tatsächlich – peinlicherweise – noch nie alle Wahlprogramme im Detail durchgelesen. Doch dieses Jahr wollte ich es genau wissen. So habe ich nun mehrere Stunden damit verbracht, mir zu überlegen, welche Partei meine Werte am meisten repräsentiert und meine Wünsche und Hoffnungen am ehesten umsetzen wird. Oft ist mir dabei aufgefallen, dass für mich als Mensch mit Behinderung aufgrund einer chronischen Erkrankung eine Mischung mehrerer Parteien wohl am besten wäre. Keine erfüllt alle meiner Vorstellungen. Wen ich wähle, weiß ich daher noch nicht. Doch eines weiß ich ganz genau: Wen ich auf gar keinen Fall möchte! Und das ist ein Anfang!
Behinderung ist vielschichtig und komplex, weshalb in unserer recht großen Minderheit genauso viel Diversität, unterschiedliche Wünsche, Vorstellungen und Meinungen vertreten sind wie in der nicht behinderten Gesellschaft auch. Daher gilt für uns alle die Empfehlung: wählt gut informiert, wählt selbstbestimmt, wählt basierend auf euren individuellen Werten und dann lasst uns hoffen, dass die Welt dadurch barrierefreier und inklusiver wird! Und wenn keine Partei unsere Rechte ausreichend vertritt, dann bleibt nur eines: sich selbst zu engagieren.
Karina Ulrike Sturm
Mehr Informationen
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