Interview mit Falko Semrau
Beim Buddy-Prinzip lernen Schüler*innen von- und miteinander und unterstützen sich gegenseitig bei der Lösung von Konflikten und Problemen. Ob als Patenschaften zwischen älteren und jüngeren Schüler*innen, als Nachhilfe oder als Unterstützung von Mitschüler*innen mit Behinderung – Falko Semrau berichtet im Interview von vielfältigen Möglichkeiten, das Buddy-Prinzip im Schulalltag zu integrieren.
Welche Stoffe eignen sich für das „Lernen durch Lehren“?
Die Buddy-Prinzipien „Aufeinander achten, füreinander da sein, miteinander lernen“ sind an der Marie-Kahle-Gesamtschule Programm. In vielen Bereichen zeigt sich, wie wirksam der pädagogische Ansatz der Peergroup Education, also das Lernen von Gleichaltrigen, im Schulalltag sein kann. Das Prinzip bezieht sich somit nicht nur auf unterrichtliche Prozesse oder Lernzeiten, sondern auf viele Bereiche des schulischen Miteinanders. Mit dem „Schülerkiosk“ nehmen die Buddys ihre Verpflegung selbst in die Hand, sie bewähren sich als Streitschlichter, Lernunterstützer, Mediensuchtberater, Bühnentechniker und Sporthelfer. Und sie gestalten mit eigenen Angeboten den AG- und Pausen-Bereich.
Welche Rolle spielt der Lehrer in diesen Lernprozessen?
Wir arbeiten im sechsten Jahr unseres Lernzeitenmodells nach Dalton. Es sieht täglich zwei Lernzeiten vor, in denen jahrgangsgemischte Gruppen in selbst gewählten Lernräumen an Arbeitsaufträgen aus allen Fächern arbeiten. Das Buddy-Prinzip ist hier vorprogrammiert, denn manchmal ist es einfacher, einen Mitschüler oder Schüler eines anderen Jahrgangs zu fragen, als einen Lehrer. Sehr schnell lernen hier die Schüler, was es bedeutet, wenn man hilft ohne vorzusagen. In dieser Lernzeit übernimmt der Lehrer/die Lehrerin die Rolle des Lerncoaches, also des beratenden und nicht bewertenden Vermittlers. Diese Rolle kann auch ein Schüler oder eine Schülerin übernehmen.
Für die Schüler*innen bedeutet das Buddy-Prinzip:
Das Buddy-Prinzip ist geknüpft an einen Wechsel in der Lehrer*innenrolle, denn als Lehrende*r gebe ich etwas ab und das muss ich zulassen können.
Welche Rahmenbedingungen gibt es für Pädagog*innen? Wie führe ich das Buddy-Prinzip ein, worauf muss ich achten, was sind mögliche Stolpersteine?
Das Buddy-Prinzip ist geknüpft an einen Wechsel in der Lehrerrolle, denn als Lehrender gebe ich etwas ab und das muss ich zulassen können. Ohne eine Phase der Selbstreflexion wird das schwierig, dazu muss ich, zum Beispiel im Rahmen eines Fortbildungstages, Platz einräumen. Auch die Schüler, die als Buddys unterwegs sind, benötigen eine Einführung und begleitende Unterstützung. Sie müssen erst lernen, was es bedeutet, zu helfen und für jemanden da zu sein und es scheint dringend erforderlich, dass sie in ihrer Rolle nicht allein gelassen werden – es können immer wieder Probleme auftauchen, denen sie alleine nicht gewachsen sind und auch nicht sein müssen. Hier müssen professionell ausgebildete Kollegen im Hintergrund sein (über BuddY/ EDUCATION Y ), die dies übernehmen können.
Interessantes Material rund um das Buddy-Prinzip
EDUCATION Y Bildung. Gemeinsam. Gestalten.
Grundlagen des Buddy-Programms im Überblick.
Fachzeitschrift „Pädagogik“
Sabine Kreutzer & Falko Semrau: „Schüler dürfen auch scheitern – Zutrauen als Grundprinzip unserer Schule“
(Ausgabe 4/17, S. 18 ff.).
Jahrbuch Ganztagsschule
Sabine Kreutzer & Falko Semrau: „Was brauchst du, um zu wachsen?“
(Ausgabe 2018, S.194 ff.).
Olaf-Axel Burow: „Digitale Dividende – ein pädagogisches Update für mehr Lernfreude und Kreativität“
(Beltz 2014).