Das wir gewinnt

Der Index für Inklusion

Für alle, die sich auf den Weg machen wollen

Bildungseinrichtungen, die Inklusion in ihrem Alltag umsetzen und für alle Menschen offen sein wollen, haben bei der praktischen Umsetzung viele Fragen. Der Index für Inklusion ist ein Leitfaden, der bei diesem Prozess der Öffnung für Vielfalt eine fundierte Orientierung und wichtige Hilfestellung bieten kann. Nicht nur im schulischen Kontext ist er mittlerweile bekannt, er lässt sich auf alle Bereiche der Bildungsarbeit übertragen. Viele schwören auf ihn, andere tun sich eher schwer mit der hohen Komplexität. Als Wegweiser für die eigene Arbeit lässt er sich auf unterschiedlichen Ebenen nutzen - allen voran eignet er sich für eine gezielte Status Quo-Analyse und Prozessbegleitung und -umsetzung auf der Basis von Vielfalt und inklusiven Werten.

Der Index für Inklusion ist inzwischen ein Standardwerk für viele Bildungseinrichtungen, die sich auf den Weg machen wollen, inklusive Strukturen auf- und auszubauen. Schulen und auch viele außerschulische Bildungsorte arbeiten mit dem Leitfaden, um vor allem Haltung, Barrieren, Potenziale und Aufwände zu erkennen und im Sinne von Inklusion eigene Kulturen, Strukturen und Methoden weiterzuentwickeln und zu verbessern. Einsteiger in das Thema Inklusion können mit Index für Inklusion genauso gut arbeiten wie erfahrene Akteure.

Buchcover des Buches "Index für Inklusion - Ein Leitfaden für Schulentwicklung"

So funktioniert der Index für Inklusion

Mit Hilfe von bestimmten Fragekomplexen machen sich die Leser*innen Gedanken über ihre momentane Situation bei der Umsetzung von Inklusion:

  • Was machen wir bereits?
  • Worin sind wir gut?
  • Wohin wollen wir uns entwickeln?
  • Was sind für uns die nächsten Schritte auf dem Weg zu mehr Inklusion?
  • Woran wollen wir arbeiten?
Am Ende geht es darum, eine Haltung zum Thema Inklusion zu entwickeln und konkrete Ziele zu formulieren. Für die Bearbeitung der Fragen gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder befasst sich der*die Einzelne damit oder eine ganze Einrichtung und das Kollegium arbeiten mit dem Index gemeinsam.

Die Leitfragen befassen sich mit folgenden Schwerpunkten

Inklusive Kulturen schaffen
Die Leser*innen setzen sich damit auseinander, eine Gemeinschaft zu bilden und inklusive Werte zu verankern.


Inklusive Strukturen etablieren
Die Leser*innen befassen sich mit der Herausforderung, einen Bildungsort für alle zu entwickeln und ein Umfeld zu schaffen, das Vielfalt unterstützt.


Inklusive Praktiken entwickeln
Die Leser*innen beschäftigen sich damit, geeignete Lernarrangements zu organisieren und Ressourcen zu mobilisieren.

Hintergrund: Erste Ansätze von Tony Booth und Mel Ainscow 2003

Der Index für Inklusion ist ein Leitfaden für die Entwicklung von Bildungseinrichtungen auf der Basis inklusiver Werte. Die erste Ausgabe des Index für Inklusion wurde 2003 von Tony Booth und Mel Ainscow (Manchester) entwickelt und wurde bisher dreimal überarbeitet.

Später haben Prof. Dr. Andreas Hinz und Ines Boban den Index für deutsche Verhältnisse übersetzt und angepasst. Inzwischen wurde eine überarbeitete Auflage (Booth, 2016) für deutschsprachige Länder adaptiert, erweitert und 2017 veröffentlicht. Die Herausgeber aus der Schweiz, Italien (Südtirol), Österreich und Deutschland haben ihre Erfahrungen der letzten Jahre einfließen lassen. Die neue Fassung befasst sich noch stärker mit der Bedeutung inklusiver Werte und setzt sich mit lebenswichtigen Lerninhalten in einer globalisierten Welt auseinander.

In Zukunft geht es darum, die Bildungslandschaft von Grund auf zu verändern. Eine große Aufgabe. Der Index für Inklusion beschäftigt sich deshalb mit zahlreichen Perspektiven, die die Bildungslandschaft betreffen und bei der Umsetzung von Inklusion berücksichtigt werden müssen. Wie sieht es zum Beispiel mit grundlegenden Dingen wie Barrierefreiheit aus? Ist eine Kita, Schule oder Hochschule für alle zugänglich? Sind alle Menschen willkommen? Berücksichtigt der Bildungsort die Potenziale von Kindern und Jugendlichen und hilft er dabei, diese zu entfalten? Welche Herausforderungen ergeben sich, wenn sich Lehranstalten öffnen und mit außerschulischen Trägern zusammenarbeiten?

Alle Beteiligten im Blick

Die Arbeit mit dem Index für Inklusion bezieht an vielen Stellen diverse am Bildungsprozess beteiligte Menschen mit ein: Leitung, Lernende, Pädagog*innen und Mitarbeitende kommen genauso vor wie Eltern, Unterstützungssysteme und auch regionale Partner und Verbündete. Das Buch befasst sich aber auch mit der Kultur der Bildungseinrichtung, Lerninhalten, Räumen, der Umgebung, Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen oder beispielsweise auch dem Umgang mit ethnischer und religiöser Vielfalt. So werden unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen berücksichtigt. Das macht es leichter, an Kultur, Struktur und Praktiken der Bildungseinrichtungen zu arbeiten.

Dialog anregen und sensibilisieren

Der Index für Inklusion befasst sich mit insgesamt 70 Indikatoren und vielen konkreten Fragen. Das soll den Dialog über das Thema Inklusion anregen und die beteiligten Menschen in den Einrichtungen für das Thema sensibilisieren. Ist das erst einmal geschafft, ist es einfacher, Dinge in Bildungsstätten inklusiv zu gestalten.

Index für Inklusion adaptiert für Kitas, Sport sowie Jugendarbeit

Da der Index für Inklusion sich als Arbeitsmittel zur Gestaltung eines inklusiven Lernortes bewährt hat, ist er inzwischen auch für weitere Lebensbereiche adaptiert worden:

Index für Inklusion für Kindertageseinrichtungen

Der Index für Inklusion (Frühkindliche Erziehung, Bildung und Betreuung) hilft ganz unterschiedlichen Kindertageseinrichtungen dabei, Erziehung, Bildung und Betreuung inklusiv zu gestalten. Davon profitieren zum Beispiel Krippen, Spielplätze, Familienzentren, Krabbelstuben, Babysitter, Tagespflege, Kinderläden oder auch Kinderhäuser.

Ganz wichtig: Dieser Index befasst sich nicht nur mit einer bestimmten Gruppe von Kindern und Jugendlichen, sondern mit allen. Dabei orientiert er sich streng am englischsprachigen Original und ist keine an die deutschen Verhältnisse angepasste Version. Bezüge zu englischen oder britischen Besonderheiten, Gesetzen und Literatur werden durch ein Verzeichnis deutscher Literatur und einschlägiger Gesetze ergänzt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die deutsche Fassung herausgegeben. 

Ein kleines Kind in einem Bällebad.

Index für Inklusion im Sport

Der Inklusionsindex für das Thema Sport wird vom Deutsche Behindertensportverband (DBS) herausgegeben und ist mit Fachleuten unterschiedlicher Institutionen erarbeitet worden. Das Praxishandbuch sensibilisiert für Inklusion im und durch Sport, motiviert zum Auf- bzw. Ausbau einer inklusiven Sportlandschaft und dient zur Orientierungshilfe für Sportverbände/-vereine.

Die Themen sind:

  • die Förderung des Auf- bzw. Ausbaues einer inklusiven Sportlandschaft
  • die Sensibilisierung für Inklusion im und durch Sport
  • die Orientierungshilfe für Sportverbände/-vereine zur Umsetzung
  • die Förderung der Selbstbestimmung, Partizipation und Gleichberechtigung im organisierten Sport 
Zwei Taucher unter Wasser. Einer von ihnen hat eine Behinderung und wird vom anderen unterstützt.

Index für Inklusion in der Jugendarbeit

In der Kinder- und Jugendarbeit gelten bereits viele Prinzipien, die bei der Umsetzung von Inklusion hilfreich sind. Sie hat die speziellen Bedürfnisse von Mädchen, Jungen, Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien, mit Migrationshintergrund oder mit Behinderungen im Blick. Kinder- und Jugendarbeit arbeitet ganzheitlich und setzt nicht auf Homogenität.

Stattdessen geht es durchaus darum, 'Unterschiede zu entdecken und Diversität als Mehrwert zu verstehen. Der Index für Inklusion in der Jugendarbeit orientiert sich an den Erkenntnissen des Index' für Inklusion. Ziel ist es, bestehende Angebote der Kinder- und Jugendarbeit so zu gestalten, dass sie die Vielfalt der jungen Zielgruppe mitdenken und berücksichtigen. Sonderlösungen für Menschen mit Behinderung soll es also nicht geben. Veranstaltungen und Angebote der Kinder- und Jugendarbeit soll für alle da sein.

Zwei Jugendliche stehen vor einer Kletterwand. Die eine umarmt die andere.

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