Rostock: Bilanz nach sechs Jahren Kommune Inklusiv  

Rostock, Januar 2024

Rostock ist neben Erlangen die zweite Modellkommune, in der die Initiative Kommune Inklusiv im Dezember 2023 zu Ende ging. Doch nach der Aktion Mensch-Förderung geht es in Rostock weiter mit Kommune Inklusiv: Der bisherige Träger Caritas führt die Initiative unter gleichem Namen fort, die Stadt Rostock finanziert sie für die kommenden zwei Jahre. Koordinator Erik Ortlieb zieht Bilanz – und erzählt, wie es weitergeht.

Die Fortsetzung des Projekts sei ein großer Erfolg, sagt Erik Ortlieb. Auch wenn es schwierig sei, Inklusions-Erfolge zu messen: „Wir können nach den letzten Jahren keine konkreten Zahlen liefern“, sagt Erik Ortlieb. „Den Erfolg von Kommune Inklusiv sehen wir vor allem darin, dass Menschen positive Erfahrungen machen, die sie ohne die Initiative nicht gemacht hätten.“  

Kommune Inklusiv hat viel erreicht

Etwa beim inklusiven Basketballteam „WeWolves “, in dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammen trainieren. Oder beim inklusiven Sommercamp: Jugendliche mit und ohne Behinderung fahren gemeinsam für ein paar Tage weg. Sie organisieren das Camp selbst und treffen sich auch außerhalb des Camps: im Hochseilgarten oder zum Minigolfspielen. Das Sommercamp wird weiterhin stattfinden.
 
Ein weiterer Erfolg: Durch die Initiative habe sich in Rostock ein tragfähiges Inklusions-Netzwerk gebildet, sagt Erik Ortlieb. Die gute Vernetzung habe wiederum dazu beigetragen, dass Kommune Inklusiv Rostock in der Hansestadt bekannt geworden sei. Geht es um das Thema Inklusion, sprechen Unternehmen, Institutionen und Träger das Team von Kommune Inklusiv inzwischen direkt an. So entstanden Kooperationen mit dem Basketball-Erstligisten Rostock Seawolves – für die inklusive Mannschaft – und dem Tourismusunternehmen AIDA.
 
Eine besondere Herausforderung war für Rostock als größte Modellkommune, die Öffentlichkeit zu erreichen und für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Das sei gelungen, erklärt Erik Ortlieb. „Etwa über regelmäßige Plakat-Kampagnen und weil wir mit den Menschen auf Veranstaltungen das Gespräch gesucht haben.“ Viele konnten auch mit dem Podcast „Kaffee, Klatsch und Inklusion“ erreicht werden. 
Menschen mit und ohne Behinderung stehen und sitzen vor dem Spielfeldrand der Rostock Seawolves. Im Hintergrund wärmen sich die Rostock Seawolves auf.
Kommune Inklusiv verloste im Dezember 2022 Tickets für ein Spiel der Rostock Seawolves. Menschen mit Mobilitätseinschränkung konnten barrierefrei zuschauen.
Erik Ortlieb und Anja Schulz stehen auf einer Bühne, Erik Ortlieb spricht in ein Mikrofon.
Die Koordinator*innen Erik Ortlieb und Anja Schulz bei der Abschlussfeier von Kommune Inklusiv Rostock

Mit den Menschen vor Ort verbunden bleiben

Der Podcast entstand während der Corona-Pandemie. Das Kommune Inklusiv-Team wollte während der Kontaktbeschränkungen mit den Menschen vor Ort verbunden bleiben.  Das Konzept war, die Menschen mit positiven Nachrichten zu unterhalten. Als es nach der Pandemie wieder möglich war, Gäste einzuladen, wurde aus dem Podcast „Kaffee, Gast und Inklusion“.
 
Wie es mit dem Podcast weitergeht, steht noch nicht fest. Anja Schulz gehört ab 2024 nicht mehr zum Koordinator*innen-Team von Kommune Inklusiv – für das Thema Inklusion wird sie aber weiter arbeiten, beim Kommune Inklusiv-Netzwerkpartner „Neue ohne Barrieren “ . Erik Ortlieb bleibt Kommune Inklusiv-Projektleiter, und Judith Stolle unterstützt weiterhin in Verwaltung und Grafikdesign. Im März kommt eine neue Kollegin dazu.

 

Das haben die Koordinator*innen gelernt

Im Laufe der Initiative Kommune Inklusiv haben die Koordinator*innen unter anderem gelernt, dass es besser ist, Veranstaltungen mit einem konkreten Thema und in kleinerem Rahmen zu organisieren. Wenn sie zum gemeinsamen Gärtnern oder zu einem Basketballspiel einladen, kommen Menschen, die Lust auf die Aktivität haben – egal ob sie schon inklusiv denken oder nicht, so die Erfahrung des Kommune Inklusiv-Teams. Über das Interesse an einer Aktivität würde ihnen Inklusion zugänglich gemacht, sagt Erik Ortlieb. Mit großen offenen Formaten wie „Dialog mit Rostock“ sei es schwieriger, die Menschen zu erreichen, für die Inklusion neu ist.
 
Eine weitere Erkenntnis: Inklusion braucht Gesichter. Im Laufe der Zeit sind Anja Schulz und Erik Ortlieb in Rostock zu diesen Gesichtern geworden. „Das macht mich stolz“, sagt Erik Ortlieb. „Es zeigt, dass wir unseren Job ganz gut gemacht haben. Gleichzeitig geht es künftig darum, das Netzwerk und dessen Akteur*innen in den Fokus zu rücken. Inklusion braucht viele Gesichter und Schultern.“ Unter anderem aus diesem Grund sei es wichtig, das Netzwerk stetig weiterzuentwickeln.  Inklusion sei nie abgeschlossen, sondern ein dauerhafter Prozess, so Ortlieb.

 

Gemeinsam Erfolge feiern

Ende November 2023 feierte das Rostocker Inklusions-Team auf einer Abschlussveranstaltung mit etwa 70 Gästen die Arbeit der vergangenen Jahre. Erik Ortlieb sagt: „Wenn wir im Laufe der Jahre vermitteln konnten: ‚Ohne Inklusion geht es nicht – es geht nur mit den Menschen’, dann ist viel geglückt."
 
Viele Menschen sitzen in einem Raum und hören zu.
Abschlussfeier von Kommune Inklusiv Rostock

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