Methoden für Partizipation und Empowerment

Die hier aufgeführten Methoden für Partizipation und Empowerment benötigen unterschiedlich viel Zeit, Geld und Personal. Es lohnt sich immer, in Partizipation zu investieren. Denn Projekte, die gemeinsam mit den Menschen geplant werden, sind erfolgreicher als Entscheidungen ohne Bürgerbeteiligung.

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Name Ziel Aufwand
Partizipation aller wichtigen Akteur*innen von Anfang an und in jeder Phase des Projekts
hoch
Teilnehmer*innen stark dafür machen, sich selbstbestimmt für ihre Wünsche und Interessen einzusetzen
hoch
einen bewussten Überblick über das Netzwerk bekommen; erkennen, welchen Einfluss die Netzwerk-Konstellation auf das eigene Projekt hat
mittel
längerfristige Beteiligung der Bewohner*innen eines Stadtviertels, um das Leben im Viertel zu verbessern
mittel bis hoch
kleinere Aktionen oder Projekte entwickeln und idealerweise gemeinsam umsetzen, um die Lebenssituation einer Community, das heißt einer sozialen Gemeinschaft, zu verbessern
niedrig bis mittel
Gründung einer dauerhaften Bürgerplattform, getragen von den Bürger*innen aus vielen verschiedenen sozialen Gemeinschaften (Communitys)
hoch
herausfinden, was eine soziale Gemeinschaft will, und Entscheider*innen auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft aufmerksam machen
niedrig bis mittel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und gemeinsam umsetzen
mittel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und im Idealfall gemeinsam umsetzen
niedrig bis mittel
Ziel
Partizipation aller wichtigen Akteur*innen von Anfang an und in jeder Phase des Projekts
Aufwand
hoch
Ziel
Teilnehmer*innen stark dafür machen, sich selbstbestimmt für ihre Wünsche und Interessen einzusetzen
Aufwand
hoch
Ziel
einen bewussten Überblick über das Netzwerk bekommen; erkennen, welchen Einfluss die Netzwerk-Konstellation auf das eigene Projekt hat
Aufwand
mittel
Ziel
längerfristige Beteiligung der Bewohner*innen eines Stadtviertels, um das Leben im Viertel zu verbessern
Aufwand
mittel bis hoch
Ziel
kleinere Aktionen oder Projekte entwickeln und idealerweise gemeinsam umsetzen, um die Lebenssituation einer Community, das heißt einer sozialen Gemeinschaft, zu verbessern
Aufwand
niedrig bis mittel
Ziel
Gründung einer dauerhaften Bürgerplattform, getragen von den Bürger*innen aus vielen verschiedenen sozialen Gemeinschaften (Communitys)
Aufwand
hoch
Ziel
herausfinden, was eine soziale Gemeinschaft will, und Entscheider*innen auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft aufmerksam machen
Aufwand
niedrig bis mittel
Ziel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und gemeinsam umsetzen
Aufwand
mittel
Ziel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und im Idealfall gemeinsam umsetzen
Aufwand
niedrig bis mittel

Kooperative Projektplanung

 
Alle Akteur*innen in jeder Projektphase beteiligen
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
sechs bis zwölf Monate
flexibel
hauptamtliche Projektleitung und professionelle Moderation
hoch
Partizipation aller wichtigen Akteur*innen von Anfang an und in jeder Phase des Projekts
sechs bis zwölf Monate Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
flexibel
Personal
hauptamtliche Projektleitung und professionelle Moderation
Aufwand
hoch
Ziel
Partizipation aller wichtigen Akteur*innen von Anfang an und in jeder Phase des Projekts
Die Modellkommunen haben mit der kooperativen Projektplanung sehr gute Erfahrungen gemacht. Denn sie bezieht alle Menschen ein, die für den Erfolg eines Projekts wichtig sind: aus Politik, Verwaltung, Verbänden, Wirtschaft, Wissenschaft und vor allem aus der Zielgruppe. Menschen aus den Zielgruppen bringen als Lebenswelt-Expert*innen ihre Bedürfnisse und Ideen von Anfang an gleichberechtigt ein. Lebenswelt-Expert*innen bedeutet: Sie sind Expert*innen in eigener Sache. Sie wissen selbst am besten, was ihre Probleme sind und was sie brauchen. Gemeinsam mit Entscheider*innen aus Politik und Verwaltung und mit Expert*innen aus Sozialverbänden suchen sie nach Ursachen von Problemen und entwickeln Lösungsideen. Und: Sie setzen sie auch mit um. Vor allem der letzte Punkt unterscheidet die kooperative Planung von vielen anderen Methoden der Partizipation.

Empowerment-Seminare

 
Selbstbewusstsein stärken und zum Mitgestalten aktivieren
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
neun Monate (mindestens)
10 bis 15 Personen
zwei bis drei Trainer*innen
hoch
Teilnehmer*innen stark dafür machen, sich selbstbestimmt für ihre Wünsche und Interessen einzusetzen
neun Monate (mindestens)
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
10 bis 15 Personen
Personal
zwei bis drei Trainer*innen
Aufwand
hoch
Ziel
Teilnehmer*innen stark dafür machen, sich selbstbestimmt für ihre Wünsche und Interessen einzusetzen

Empowerment ist ein Prozess. Deshalb ist es wichtig, die Teilnehmer*innen über einen längeren Zeitraum zu begleiten, mindestens ein Dreivierteljahr. Die Schulung kann zum Beispiel an drei oder vier Wochenenden vor Ort stattfinden. Oder sie wird aufgeteilt in zwei Wochenenden vor Ort und mehrere digitale Treffen. Wichtig ist, dass die Trainer*innen die Teilnehmer*innen zwischen den Terminen und auch nach Abschluss des Seminars eine Weile begleiten: Kontakt halten, Fragen beantworten, sich nach Projekten erkundigen.

An Empowerment-Seminaren nehmen Menschen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Kenntnisse und Wünschen teil. Um darauf angemessen einzugehen, empfiehlt es sich, das Seminar mit mindestens zwei, vielleicht auch drei Trainer*innen durchzuführen. Es gibt speziell ausgebildete Empowerment-Trainer*innen. Es ist aber auch möglich, dass Menschen aus dem Netzwerk diese Aufgabe übernehmen. Wichtig ist, dass sie empathisch sind und die Herausforderungen einschätzen können, vor denen die Teilnehmer*innen stehen. Sie sollten außerdem Wissen über Empowerment und über Methoden für die Gruppenarbeit haben.

Persönliches und politisches Empowerment gehören zusammen. Nur wer persönlich empowert ist, kann für seine oder ihre Rechte eintreten und andere empowern. Seminare sollten beide Aspekte berücksichtigen.

Eine Frau mit Hund und im Rollstuhl unterhält sich mit einem jungen Mann

Empowerment bei Kommune Inklusiv

Bei Kommune Inklusiv ging es oft um politisches Empowerment. Die ersten Empowerment-Seminare für die Modellkommunen hat der Aktivist und Experte für Rechte von Menschen mit Behinderung Ottmar Miles-Paul entwickelt. Weitere Konzepte erarbeitete er zusammen mit Menschen mit Behinderung, beispielsweise in Projekten für die Interessengemeinschaft Selbstbestimmt Leben (ISL). Die folgenden Empfehlungen sind ein Ergebnis aus seinen Erfahrungen.

Die Aktion Mensch fördert Empowerment

Wenn Sie Empowerment-Seminare organisieren wollen, können Sie sie unter bestimmten Bedingungen von der Aktion Mensch finanziell fördern lassen. Die Aktion Mensch unterstützt Seminare und Workshops für Menschen mit Behinderung, ihre Angehörigen und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen aus der Behindertenhilfe und -selbsthilfe. Die „Pauschalförderung Bildungsmaßnahmen“ können Sie für Empowerment-Seminare beantragen, die sich an Menschen aus diesen Zielgruppen richten.

Die genauen Förderbedingungen finden Sie auf den Förderungs-Seiten der Aktion Mensch.

Die Empfehlungen für Empowerment-Seminare

1. Inhalte vermitteln und dabei mehr über Bedürfnisse und Ideen erfahren:

Folgende Inhalte in Theorie und Praxis sind wichtig für Empowerment-Seminare:

  • Welche Rechte habe ich, als Mensch mit Behinderung, in Deutschland, Europa und weltweit?
  • Was ist Empowerment?
  • Was sind meine Fähigkeiten, und was will ich erreichen?
  • Wie setze ich mich für meine Rechte ein?
  • Wer unterstützt mich, an wen kann ich mich wenden?
  • Wie werden politische und gesellschaftliche Entscheidungen getroffen?
  • Wie kann ich selbst solche Entscheidungen herbeiführen?
  • Welche Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit kann ich dafür nutzen?
  • Welche guten Beispiele von Veränderungen, die Menschen mit Behinderung erreicht haben, gibt es?
  • Wie können die Teilnehmer*innen sich gegenseitig unterstützen?

Die Vermittlung von theoretischem Wissen über Menschenrechte und Empowerment lässt sich mit dem Kennenlernen der Teilnehmer*innen verbinden. In der Gruppe oder in Kleingruppen sprechen die Teilnehmer*innen über ihre Erfahrungen: Wo und wann werden sie in der Ausübung ihrer Rechte behindert? Was brauchen sie, um unbehindert leben zu können? Wer hat sie dabei bereits unterstützt?

Dabei lernen die Teilnehmer*innen, ihre Bedürfnisse zu äußern. Sie beschäftigen sich damit, wann und in welchen Situationen sie selbst durch andere Menschen gestärkt wurden. Außerdem erfahren sie, was die Bedürfnisse und Wünsche der anderen sind und was das für den Umgang miteinander bedeutet. Sie lernen, wie sie diese vielfältigen Bedürfnisse berücksichtigen und wie sie sich gegenseitig unterstützen und stärken können.

Eine Gruppe von Menschen mit und ohne Behinderung sitzen an einem Tisch und arbeiten gemeinsam,.
Eine Frau mit Rollator geht über eine Rampe in einen Bus

2. Barrierefreie und wertschätzende Zusammenarbeit garantieren:

Für eine barrierefreie und wertschätzende Zusammenarbeit sollten zu Beginn die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse in der Kommunikation untereinander besprochen werden.

So kann die Gruppe sich beispielsweise darauf einigen, in möglichst einfacher Sprache zu sprechen und Fachbegriffe immer zu erklären. Eine Regel kann auch sein, dass jede Person mit Namen angekündigt wird, bevor sie spricht, damit Gebärden-Dolmetscher*innen diese Info mit übersetzen können. Menschen, die psychisch belastet sind, sollten sich zwischendurch in einen anderen Raum zurückziehen können.

3. Ideen aufgreifen und in praktische Übungen einbauen:

Während des Seminars sollten die Teilnehmer*innen ihre Wünsche und Ideen äußern, zum Beispiel beim Kennenlernen. Wichtig ist, dass alle Teilnehmer*innen auf die folgenden Fragen antworten:

  • Warum engagiere ich mich?
  • Was will ich erreichen?
  • Habe ich bereits Ideen, wie ich es erreichen will?

Diese Wünsche und Ideen sollten im Seminar aufgegriffen und weiterentwickelt werden.

So lässt sich beispielsweise die Funktionsweise des politischen Systems in Deutschland anhand konkreter Beispiele aus der Gruppe besprechen und verdeutlichen. Auch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit lässt sich auf diese Weise praktisch vermitteln.

Beispiel: Eine Teilnehmerin will erreichen, dass Elektro-Tretroller nicht die Gehwege blockieren. Die Gruppe bespricht, an wen in der Kommune sie sich am besten wendet und auf welchem Weg. In einem Rollenspiel spricht die Teilnehmerin mit der zuständigen Person. Oder die Gruppe formuliert eine Pressemitteilung und organisiert ein Pressegespräch mit Journalist*innen zu dem Thema mit ihren Forderungen und möglichen Lösungsvorschlägen.

Sinnvoll ist es auch, Funktionsträger*innen oder Entscheider*innen als Gäste ins Seminar einzuladen. So könnte bei einem Besuch der Sozialdezernentin eine – vorab gestellte – Aufgabe an die Teilnehmer*innen lauten: Die Sozialdezernentin will die Mitglieder des neuen Inklusionsbeirats kennenlernen. Jede*r hat eineinhalb Minuten Zeit, sich vorzustellen und zu sagen, wofür er oder sie sich einsetzt.

Ein Mann spricht, mehrere andere Personen hören zu
Eine Frau mit Rollator und ein Mann umarmen sich

4. Entwicklung und persönliches Empowerment der Teilnehmer*innen fördern

Durch die mehrmaligen Treffen lernen sich die Teilnehmer*innen immer besser kennen und gewinnen Vertrauen. Sie erleben, wie die anderen ihre Herausforderungen angehen, und finden vielleicht auch Vorbilder. Die Teilnehmer*innen stärken sich gegenseitig, können von ersten Erfolgen berichten und bei Schwierigkeiten über neue Lösungen nachdenken.

Trainer*innen können auch beim ersten Treffen Empowerment-Tandems bilden.

Beispiel: Eine Teilnehmerin ist sehr unsicher zu Fuß unterwegs. Sie ist deswegen schon seit mehr als 15 Jahren nicht mehr mit Bus und Bahn gefahren. Ein anderer Teilnehmer ist körperlich fit, tut sich aber schwer damit, Fahrpläne zu lesen und das richtige Bahngleis zu finden. Als Empowerment-Tandem können sie sich schon bei der Anreise zum Seminar mit ihren Stärken einbringen und sich gegenseitig unterstützen.

5. Vernetzung fördern

Ein weiteres Ziel ist, dass die Teilnehmer*innen zwischen den Seminarterminen und nach dem Seminar in Kontakt bleiben, sich vernetzen und sich gegenseitig unterstützen, beispielsweise bei konkreten Projekten.

Trainer*innen sollten Informationen über die einzelnen Teilnehmer*innen für die Vernetzung nutzen. Wenn sie sich Hobbys, persönliche oder politische Interessen und Erfahrungen der Teilnehmer*innen merken, können sie die Menschen gegebenenfalls für Projekte zusammenbringen.

Beispiel: Eine Teilnehmerin will sich bei ihrer Stadtverwaltung dafür einsetzen, dass der Botanische Garten Führungen für Menschen mit Sehbehinderung anbietet. Ein anderer Teilnehmer hat in der Kennenlernphase erzählt, dass er Hobbygärtner ist und Botanische Gärten in vielen Städten besichtigt. Er könnte die Teilnehmerin bei ihrem Vorhaben mit seinem Fachwissen und seinen Erfahrungen unterstützen.

Informationen, Unterstützung und Kontake

Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben ISL  und das Bildungs- und Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter Bifos bieten viele Informationen zu Empowerment-Seminaren. Das Bifos hat das Projekt „Empowerment zur Selbstvertretung“ gestartet, gefördert von der Aktion Mensch. 

Zwei Frauen gehen die Straße entlang, eine hat einen Blindenstock

Gemeinsame Netzwerk-Analyse

 
Einflüsse aufs Netzwerk erkennen und zusammen das Netzwerk stärken
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
maximal drei Tage – einen halben bis einen Tag für Interviews, Analyse und Diskussion der Netzwerkkarte, einen halben Tag zur Dokumentation und Aufbereitung der Netzwerk-Tafel, eineinhalb Tage zur Aufbereitung und Besprechung der Ergebnisse
geeignet für Einzelpersonen und Gruppen mit bis zu sechs Personen
Moderation / Interviewer*in (entweder extern oder eine Person aus dem Netzwerk, die mit der Methode bereits gearbeitet hat)
mittel
einen bewussten Überblick über das Netzwerk bekommen; erkennen, welchen Einfluss die Netzwerk-Konstellation auf das eigene Projekt hat
maximal drei Tage – einen halben bis einen Tag für Interviews, Analyse und Diskussion der Netzwerkkarte, einen halben Tag zur Dokumentation und Aufbereitung der Netzwerk-Tafel, eineinhalb Tage zur Aufbereitung und Besprechung der Ergebnisse
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
geeignet für Einzelpersonen und Gruppen mit bis zu sechs Personen
Personal
Moderation / Interviewer*in (entweder extern oder eine Person aus dem Netzwerk, die mit der Methode bereits gearbeitet hat)
Aufwand
mittel
Ziel
einen bewussten Überblick über das Netzwerk bekommen; erkennen, welchen Einfluss die Netzwerk-Konstellation auf das eigene Projekt hat

Die Methode unterstützt Projektbeteiligte bei der strategischen Ausrichtung ihres sozialen Netzwerks: Sie kann beispielsweise bei der Ressourcen-Planung helfen oder dabei, das Netzwerk zu erweitern. Mit der Netzwerk-Analyse können sich Projektbeteiligte bewusst machen, wer oder was an der Umsetzung ihres Projektes beteiligt ist, wer oder was Einfluss auf das Projekt nimmt, welche Faktoren das Projekt ausbremsen und welche es fördern. Es lässt sich beispielsweise erkennen:

  • wer oder was Einfluss auf das Netzwerk hat, welche Akteur*innen und Faktoren zusammenwirken,
  • wo das Netzwerk bereits gut arbeitet und wo noch Kontakte, Netzwerkpartner*innen oder Ressourcen fehlen,
  • an welchen Stellen im Netzwerk Verbindungen gestärkt werden sollten.

Wichtige Bestandteile: Interviewfragen und Video-Aufzeichnung

Die Gruppe, die sich an der Netzwerk-Analyse beteiligt, kann variiert werden. Es können ausschließlich die Projektverantwortlichen befragt werden. Oder es sind einige oder alle Akteur*innen dabei, die an einem Projekt mitwirken. Die Netzwerk-Analyse kann in Einzel-Interviews stattfinden, oder die Moderation befragt die gesamte Gruppe.

Je nach Ziel der Netzwerk-Analyse stellt die Moderation beispielsweise folgende Fragen, die die Beteiligten leiten und unterstützen:

Wer oder was hat Einfluss auf das Projekt?

Dabei sollten die Beteiligten alle Faktoren nennen, die sich auf das Projekt auswirken. Auch politische und soziale Faktoren wie: Es gibt eine Inklusionsstrategie. Alle öffentlichen Gebäude sind barrierefrei. In jedem Stadtviertel gibt es Quartierstreffs.

Wer hat mit wem oder was Verbindungen?

Wie stehen Akteur*innen und Faktoren in Beziehung? Welche Art der Verbindungen haben sie? Beispiele für Arten der Verbindung: Geben die Akteur*innen Geld? Haben Sie Konflikte mit ihnen? Haben Sie mit ihnen zusammengearbeitet? Setzen Verwaltung und Politik die Inklusionsstrategie konsequent um?

Was bremst das Projekt und was fördert es?

Wo würden Sie diese Dinge auf der Netzwerk-Tafel positionieren?

Die Beteiligten halten alles, was mit dem Projekt in Verbindung steht, auf einer weißen Tafel oder einem weißen Tonkarton fest. Für die Anordnung der verschiedenen Faktoren auf der Tafel oder dem Karton nutzen sie Spielsteine in unterschiedlichen Farben und Formen. Die Spielsteine stehen für die unterschiedlichen Akteur*innen, Kontakte und Einflussfaktoren, für deren Funktionen und Rollen. Mit Filzstiften zeichnen die Projektbeteiligten die Verbindungen zwischen den Faktoren und Akteur*innen. Mit verschiedenen Farben oder Pfeilen können sie unterschiedliche Arten der Verbindungen kennzeichnen.

Wichtig bei der Methode: Der Prozess wird – mit Ton – mit einer Kamera oder mit dem Smartphone gefilmt. Die Videografie hält die Entstehung der Netzwerktafel fest. Für eine gute Weiterarbeit ist es oft wichtig zu verstehen, wie es zur Positionierung der Einflussfaktoren auf der Netzwerk-Tafel gekommen ist. Außerdem kann ein Video auch anderen Menschen gezeigt werden, die nicht an der Netzwerk-Analyse beteiligt waren: beispielsweise weiteren Akteur*innen im Netzwerk oder Entscheider*innen in der Kommune. So können auch sie den Prozess der Netzwerk-Analyse nachvollziehen.

Die bisherige Praxis-Erfahrung hat gezeigt: Die gemeinsame Erarbeitung der Netzwerk-Konstellation motiviert die Beteiligten zur weiteren Zusammenarbeit im Projekt und im Netzwerk. Das Netzwerk vor sich zu sehen, hilft dabei, Zusammenhänge zu erkennen, Lücken zu entdecken und Lösungen zu entwickeln.

Die Forschungsmethode

Die Wissenschaftlerinnen Andrea Dlugosch und Lea Thönnes haben für die Netzwerk-Erhebung das Videobasierte Qualitative Netzwerkinterview (ViQuaNet) und für die Auswertung die Rekonstruktive Netzwerkanalyse (RekoNet) entwickelt.

Ansprechpartnerin bei der Aktion Mensch für Fragen zur Methode: Lea Thönnes arbeitet jetzt als Referentin für Forschungsvorhaben bei der Aktion Mensch. Zusammen mit dem Institut Univation führt sie beim Aktion Mensch-Förderprogramm „Inklusion vor Ort“ mit den teilnehmenden Kommunen Netzwerk-Analysen durch.

Die Schritte bei der gemeinsamen Netzwerk-Analyse

1. Ziele festlegen

Die Projektbeteiligten überlegen, was sie herausfinden wollen. Beispielsweise: Welche Organisationen können helfen, eine Herausforderung wie eine hohe Langzeitarbeitslosigkeit in einem Stadtviertel zu lösen? Oder: Welche Ressourcen gibt es bereits im Netzwerk und welche braucht es noch? Wer in der Kommune kann den Erfolg des Vorhabens beeinflussen? Diese Fragen führen zum Schwerpunkt der Netzwerk-Analyse und der Netzwerk-Interviews. Daraus ergibt sich, wer an der Netzwerk-Analyse beteiligt sein sollte.

Eine Gruppe von Menschen sitzen an einem Tisch und schauen beschriftete Würfel an.

2. Einflussfaktoren auf der Netzwerktafel stellen und Verbindungen zeichnen

Die durch Fragen angeleitete Netzwerk-Analyse kann entweder mit einzelnen Personen oder in Gruppen mit maximal sechs Personen erfolgen. Einzelinterviews sollten maximal eineinhalb Stunden dauern, Gruppeninterviews höchstens zwei Stunden.

Die Moderation stellt einen Erzähl-Impuls, der das Thema aufgreift, um das es gehen soll. Ein Beispiel für einen Erzähl-Impuls: „Ich bitte Sie nun, mit den bereitliegenden Materialien zu zeigen, wer oder was vor Ort Einfluss darauf nimmt, wie die Umsetzung von Inklusion gelingt. Bitte berücksichtigen Sie dabei alle beteiligten Akteurinnen und Akteure und auch weitere Faktoren, die Einfluss nehmen. Nutzen Sie die Materialien so, wie Sie es für passend halten. Die Materialien erhalten die Bedeutung, die Sie ihnen geben. Also: Wer oder was nimmt Einfluss auf die Umsetzung von Inklusion hier bei Ihnen im Sozialraum? Es gibt kein Richtig oder Falsch. Sie können bei Bedarf alles noch mal umstellen.“

Wichtig ist, dass die Projektbeteiligten ausreichend Zeit bekommen, sich Gedanken über die Netzwerkstrukturen zu machen. Welche Farben und Formen der Spielsteine sie nehmen und welche Arten der Verbindungen sie zeichnen, entscheiden sie.  Die Moderation notiert sich die jeweilige Bedeutung und Funktion, die sie den Materialien geben. Wenn die Beteiligten die ersten Spielsteine gestellt haben, sollten sie darüber sprechen, wie Akteur*innen und Faktoren miteinander verbunden sind, und die Verbindungen direkt einzeichnen. Die Moderation kann mit Zwischenfragen, beispielsweise nach der Art der Verbindungen, unterstützen.

3. Das visualisierte Netzwerk diskutieren

Die Projektbeteiligten diskutieren direkt im Anschluss darüber, was die gestellten Konstellationen für die Fragestellung beziehungsweise das Ziel bedeuten, das sie in Schritt 1 festgelegt haben. Machtverhältnisse, Konflikte, Schlüsselpositionen – all das kann herausgearbeitet werden. Das visualisierte Netzwerk zeigt beispielsweise: Diese Kontakte können im Netzwerk künftig gut weiterhelfen – mit diesen Kontakten sollten die Projektbeteiligten enger zusammenarbeiten. Oder: Hier hat das Netzwerk noch Lücken, sie sollten neue Kontakte beispielsweise zu Entscheider*innen in Unternehmen knüpfen.

Fragen für die Diskussion könnten sein:

  • Inwiefern ist dieses Netzwerk aus Ihrer Sicht in der Lage, Ihr Vorhaben umzusetzen?
  • Wie wichtig sind die auf der Netzwerk-Tafel gestellten Akteur*innen Ihrer Ansicht nach für die Umsetzung des Projekts?
  • Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft mit diesem Netzwerk und den Einflussfaktoren? Was wollen Sie verändern oder ausbauen, welche Partnerorganisationen möchten Sie gegebenenfalls dazugewinnen und warum?
Eine Gruppe Menschen steht um ein Flipchart herumgruppiert

4. Genauere Analyse - Netzwerk-Aufstellung auswerten

Die Moderation fotografiert die Netzwerk-Tafel aus der Vogelperspektive und erstellt eine Legende zum Foto. Das geht auch digital. Die Legende beschreibt, welches Material für welchen Einflussfaktor und welche Verbindung steht.

Die Moderation verschriftlicht außerdem die gefilmten Interviews. Dafür gibt es digitale Anwendungen, die mit Künstlicher Intelligenz Ton zu Text umwandeln.

Die Interview-Texte, das Bild von der Netzwerk-Tafel und das Video können sich die Moderation und die Projektbeteiligten nun genauer anschauen. Mit Hilfe von Analyse-Fragen, die auf das gewählte Thema angepasst sind, arbeiten sie Aussagen und Annahmen zum Netzwerk heraus. Diese Annahmen können sie überprüfen, indem sie sich bestimmte Stellen im Video oder im Text ein weiteres Mal anschauen. Am Ende schreiben sie ein Fazit mit Antworten auf die Analyse-Fragen.

Wie Sie die gemeinsame Netzwerk-Analyse einsetzen können

Für Empowerment und Partizipation

Die gemeinsame Erarbeitung des sozialen Netzwerks kann Projektbeteiligten bewusst machen, dass sie eine wichtige Funktion im Netzwerk haben. Jede*r Projektbeteiligte bringt beispielsweise Kontakte als Verbindungen in das Netzwerk ein. Außerdem bringen die Projektbeteiligten bei der gemeinsamen Netzwerk-Analyse ihr Wissen zu Einflussfaktoren und zu Herausforderungen im Netzwerk ein.

Manchmal ist Projektbeteiligten nicht bewusst, welche Position sie im Netzwerk einnehmen, mit wem sie Verbindungen haben und wie groß ihr Einfluss ist. Die Netzwerk-Analyse zeigt dann vielleicht, dass sie Verbindungspersonen zwischen zwei Menschen oder zwei Gruppen sind. Das kann bedeuten, dass sie besonders gut darin sind, Kontakte herzustellen oder bestehende Beziehungen zu pflegen. Und dass sie das nutzen können, um beispielsweise mögliche Geldgeber*innen anzusprechen oder Räume zu organisieren.

Bei der gemeinsamen Netzwerk-Analyse sieht jede*r Projektbeteiligte, dass er oder sie das Projekt voranbringen kann. Das ermutigt und motiviert, sich weiter zu engagieren.

Vier Personen sitzen an einem Tisch und hören einer Referentin zu, die am Flipp-Chart etwas erklärt

Um Ressourcen im Netzwerk zu finden und das Netzwerk zu erweitern

Welche Ressourcen haben Sie bereits in Ihrem Netzwerk, welche brauchen Sie noch? Schauen Sie auf das Foto der Netzwerk-Tafel und auf die dazugehörige Legende: Wer oder was ist dort abgebildet? Notieren Sie sich Aufgaben, die Ihr Netzwerk bereits erfüllen kann.

Schauen Sie, ob es schwache Verbindungen auf der Netzwerk-Tafel gibt. Dadurch wird sichtbar, welches Thema und welche Aufgabe noch niemand übernommen hat. Oder welche Beziehung noch zu wenig gepflegt wird, die für das Weiterkommen im Projekt wichtig wäre. Es wird außerdem deutlich, wenn verschiedene Personen im Netzwerk das Gleiche tun – wenn beispielsweise mehrere dabei sind, Kontakte zu Volkshochschulen zu knüpfen.

Mit dem Netzwerk-Bild in der Hand können Sie Aufgaben im Projekt besser verteilen. Sie können festlegen, an welchen Kontakten, Beziehungen oder Aufgaben verstärkt gearbeitet werden sollte. Die Visualisierung des Netzwerks hilft außerdem dabei, andere Menschen von Ihrem Projekt zu überzeugen. Sie können möglichen neuen Netzwerkpartner*innen oder Förder*innen aufzeigen, was und wer im Netzwerk noch fehlt, um ein Ziel zu erreichen.

Um Zwischenziele festzulegen und zu überprüfen

Sie können das Netzwerk-Bild zu Beginn des Jahres nutzen, um festzulegen: Wo wollen wir hin? Halten Sie drei, vier Aktivitäten oder Themenfelder fest, die Sie in dem Jahr angehen wollen. Neben den Kontakten auf der Netzwerk-Tafel notieren Sie beispielsweise, wer im Netzwerk bereits etwas zu diesen Aktivitäten und Themen beiträgt und wer in der Kommune diese Ziele unterstützen würde. Prüfen Sie außerdem, wer noch überzeugt werden muss. Also: Wer fehlt im Netzwerk, wo gibt es Verbindungslücken oder schwierige Beziehungen? Das Netzwerk-Bild können Sie auch als Grundlage für ein Gespräch mit der Person oder Gruppe nehmen, mit der es einen Konflikt gibt.

Am Ende des Jahres können Sie die Netzwerk-Analyse wiederholen und schauen: Was haben wir geschafft? Wer oder was hat nun einen Einfluss auf die Umsetzung unseres Projekts? Wer hat was dazu beigetragen? Wen müssten wir zusätzlich aktivieren?

Um zu beobachten, wie sich das Netzwerk entwickelt

Wiederholen Sie die Netzwerk-Analyse in regelmäßigen Abständen, beispielsweise einmal im Jahr. Dann sehen Sie, wie das Netzwerk sich verändert. Sie können die Methode zum Bestandteil von Treffen machen, um Ihre Projektumsetzung zu reflektieren.

Sind die Verbindungen im Netzwerk enger und stärker geworden? Wo fehlen wichtige Verbindungen? Konnten Sie schwierige Beziehungen zu förderlichen Beziehungen umwandeln?

Um ein spezielles Thema zu bearbeiten

Die gemeinsame Netzwerk-Analyse lässt sich auch für spezielle Themen nutzen. So ist möglicherweise das Thema barrierefreies Wohnen in einem Stadtteil wichtig für Ihr Gesamtvorhaben. Die Projektbeteiligten stellen auf der Netzwerk-Tafel dann alle Einflussfaktoren und Akteur*innen, die mit barrierefreiem Wohnen zu tun haben.

Eine Gruppe von Menschen sitzt auf dem Boden vor einer Kirche

Aktivierende Befragung

 
Bürger*innen durch Gespräche motivieren und einbeziehen
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
für die Befragung drei bis sechs Wochen – plus Vorbereitung und Begleitung der Arbeitsgruppen: mehrere Monate
flexibel. Das Befragungsgebiet sollte möglichst nicht mehr als 1.000 Haushalte haben. In einem Befragungsgebiet sollten - als ungefährer Richtwert - mindestens zehn Prozent der Haushalte befragt werden.
Projektleitung, Mitarbeiter*innen für Stadtteilbegehungen, für Gespräche mit Multiplikator*innen, für Haushaltsbefragungen, für die Auswertung der Interviews, für die Begleitung der Arbeitsgruppen und die Moderation der Bewohner*innen-Versammlung
hoch
längerfristige Beteiligung der Bewohner*innen eines Stadtviertels, um das Leben im Viertel zu verbessern
für die Befragung drei bis sechs Wochen – plus Vorbereitung und Begleitung der Arbeitsgruppen: mehrere Monate Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
flexibel. Das Befragungsgebiet sollte möglichst nicht mehr als 1.000 Haushalte haben. In einem Befragungsgebiet sollten - als ungefährer Richtwert - mindestens zehn Prozent der Haushalte befragt werden.
Personal
Projektleitung, Mitarbeiter*innen für Stadtteilbegehungen, für Gespräche mit Multiplikator*innen, für Haushaltsbefragungen, für die Auswertung der Interviews, für die Begleitung der Arbeitsgruppen und die Moderation der Bewohner*innen-Versammlung
Aufwand
hoch
Ziel
längerfristige Beteiligung der Bewohner*innen eines Stadtviertels, um das Leben im Viertel zu verbessern

Aktivierende Befragung bedeutet: durch Gespräche mit den Bewohner*innen in Stadtvierteln oder Ortsteilen herausfinden, was sie denken, womit sie unzufrieden sind und was sie gern ändern würden. Außerdem soll die Befragung die Menschen dazu motivieren, selbst aktiv zu werden. Wichtig ist, dass Sie ein ehrliches Interesse an den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen haben und Ihre Fragen offen formulieren.

In Deutschland haben vor allem der Sozialarbeitswissenschaftler Wolfgang Hinte und die Sozialpädagoginnen Maria Lüttringhaus und Hille Richers das Konzept der Aktivierenden Befragung bekannt gemacht. Im Handbuch Aktivierende Befragung vom Verlag Stiftung Mitarbeit lesen Sie mehr darüber. 

Die Schritte bei der Aktivierenden Befragung

Ein Vorhaben formulieren:

Warum wollen Sie den Stadtteil genauer untersuchen?

Den Stadt- oder Ortsteil besser kennenlernen:

Gehen Sie durch das Viertel und halten Sie eigene Beobachtungen fest. Wie sieht die Bebauung aus – stehen dort vor allem Hochhäuser? Gibt es Parks und öffentliche Plätze, wo sich Menschen treffen können? Gibt es Supermärkte, Arztpraxen, Schulen? Fahren Busse und Bahnen? Haben die Bewohner*innen bereits Initiativen gegründet?

Gespräche führen:

Beispielsweise mit Lokalpolitiker*innen, Verwaltungsmitarbeiter*innen und Bewohner*innen, die die Interessen anderer Bürger*innen vertreten, wie Vereinsvorsitzende oder Mieter*innen-Vertretungen. So erfahren Sie mehr darüber, was die Menschen im Viertel bewegt und welche Herausforderungen bei der Aktivierenden Befragung auftreten können, beispielsweise Sprachbarrieren.

Untersuchungen auswerten:

Analysieren Sie, ob es sinnvoll ist, in dem Stadtviertel eine Befragung durchzuführen. Lassen sich die Menschen vor Ort für Ihr Thema aktivieren? Haben Sie ausreichend Personal und Geld?

Wenn ja:

Leitfragen für die Gespräche entwickeln und die Interviewer*innen für die Gespräche schulen. Für die Befragungen können Sie mit Studierenden und engagierten Bürger*innen zusammenarbeiten.

Haushalte befragen:

Ganz klassisch an der Haustür. Die Befragung sollten Sie zuvor in einem Brief ankündigen. Das Thema der Befragung lassen Sie erst einmal bewusst offen. Mit Ihren Fragen wollen Sie von den Bewohner*innen erfahren: Wie ist ihre Situation? Was hätten sie gern anders? Was wären sie bereit zu tun, damit ihre Wunschsituation eintritt? Ziel ist, dass die Befragten das Gespräch bestimmen. Laden Sie die Befragten anschließend zu einer Bewohner*innen-Versammlung ein.

Befragungen auswerten:

Ordnen Sie die Themen aus den Gesprächen in Kategorien ein.

Nutzen Sie dabei möglichst die Begriffe, die die Bewohner*innen verwendet haben. Beteiligen Sie, wenn möglich, Bewohner*innen an der Auswertung.

Bewohnerversammlung organisieren:

Stellen Sie die Themen vor, die sich aus den Befragungen ergeben haben. Diskutieren Sie anschließend über die Themen, die die Anwesenden auf der Versammlung aufgreifen. Erarbeiten Sie mit den Teilnehmer*innen, welche möglichen Lösungen es für ihre Probleme gibt. Oft bilden sich auf der Bewohner*innen-Versammlung Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen.

Arbeitsgruppen weiter betreuen:

Unterstützen Sie die Gruppen dabei, weiter am Thema zu arbeiten und Maßnahmen zu entwickeln.

Community Mapping

 
Lebenswelt-Karten zeichnen und gemeinsam aktiv werden
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
pro Treffen vor Ort etwa 1,5 Stunden – plus Planung und Umsetzung der Ergebnisse: mehrere Tage bis mehrere Wochen
flexibel
professionelle Moderation und Vermittler*innen zu Menschen aus der Gemeinschaft – Zielgruppen-Vertreter*innen sollten das Thema mit entwickeln und die Treffen mit moderieren
niedrig bis mittel
kleinere Aktionen oder Projekte entwickeln und idealerweise gemeinsam umsetzen, um die Lebenssituation einer Community, das heißt einer sozialen Gemeinschaft, zu verbessern
pro Treffen vor Ort etwa 1,5 Stunden – plus Planung und Umsetzung der Ergebnisse: mehrere Tage bis mehrere Wochen Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
flexibel
Personal
professionelle Moderation und Vermittler*innen zu Menschen aus der Gemeinschaft – Zielgruppen-Vertreter*innen sollten das Thema mit entwickeln und die Treffen mit moderieren
Aufwand
niedrig bis mittel
Ziel
kleinere Aktionen oder Projekte entwickeln und idealerweise gemeinsam umsetzen, um die Lebenssituation einer Community, das heißt einer sozialen Gemeinschaft, zu verbessern

„Community Mapping“ lässt sich übersetzen mit: „gemeinschaftliches Kartenzeichnen“. Oder auch mit: „Gemeinschaftskarten zeichnen“. Bei dieser Methode treffen sich Vertreter*innen einer Community, begleitet von Moderator*innen. Community ist hier ein Begriff für eine Gruppe von Menschen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen und Erfahrungen teilen: beispielsweise Migrant*innen in einem Stadtteil, das als „Problemviertel“ gilt, Minderjährige mit Fluchterfahrung in einer Großstadt, Schulkinder mit einem riskanten Schulweg oder Menschen mit einer bestimmten Behinderung.

Mit Community Mapping lernen die Beteiligten, wie gut eine Gemeinschaft zusammenarbeiten und etwas erreichen kann. Und sie lernen auch einander besser kennen.

Die Ursprünge des Community Mappings liegen in den USA. In Deutschland haben die Sozialforscherin Hella von Unger und Mitarbeiter*innen der Deutschen AIDS-Hilfe die Methode bekannt gemacht.

Gemeinsam Themen entwickeln, zeichnen und mit der Karte weiterarbeiten

Wichtig ist, dass Sie das Thema und die Fragestellung fürs Mapping gemeinsam mit Vertreter*innen der Gemeinschaft entwickeln. Die Teilnehmer*innen zeichnen dann in einem oder in mehreren Treffen eine Karte ihrer Lebenswelt und ihrer alltäglichen Herausforderungen. Das funktioniert mit Stellwand und Stiften oder digital auf einer Webseite. Je nach Thema und Fragestellung zeichnen die Community-Mitglieder in die Karte beispielsweise Orte, an denen sie sich treffen, Einrichtungen, die für sie wichtig sind, oder Aspekte, die sie als Problem empfinden. 
Vier Menschen sitzen draußen in einem Cafe im Sonnenschein.

Mit den Ergebnissen aus der Karte sollten Sie weiter arbeiten, um die Lebensbedingungen der Community zu verbessern: Gemeinsam mit Community-Vertreter*innen können Sie beispielsweise eine Webseite erstellen, die jugendlichen Flüchtlingen hilft, sich in der Stadt zurechtzufinden. Oder eine App, die mobilitätseingeschränkten Menschen zeigt, wo sie barrierefreie Wege, Restaurants oder Hotels finden. Eine solche App hat der Verein Sozialheld*innen mit „wheelmap.org“ entwickelt. Sie können auch Projekte zum gemeinsamen Anpacken starten, beispielsweise einen Gemeinschaftsgarten für die Bewohner*innen eines Stadtviertels.

Community Organizing

 
Soziale Gemeinschaften gestalten ihre Stadt
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
Aufbau der Bürgerplattform – mindestens zwei Jahre
flexibel
Community Organizer*in für den Aufbau der Plattform, Unterstützung durch ein überregionales Community-Organizing-Netzwerk ist sinnvoll
hoch
Gründung einer dauerhaften Bürgerplattform, getragen von den Bürger*innen aus vielen verschiedenen sozialen Gemeinschaften (Communitys)
Aufbau der Bürgerplattform – mindestens zwei Jahre Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
flexibel
Personal
Community Organizer*in für den Aufbau der Plattform, Unterstützung durch ein überregionales Community-Organizing-Netzwerk ist sinnvoll
Aufwand
hoch
Ziel
Gründung einer dauerhaften Bürgerplattform, getragen von den Bürger*innen aus vielen verschiedenen sozialen Gemeinschaften (Communitys)

Das Community Organizing hat das Ziel, eine dauerhafte Bürgerplattform aufzubauen. Diese Bürgerplattform wird zu einer Verhandlungspartner*in für Entscheidungsträger*innen vor Ort. Die Bürger*innen bekommen die Macht, ihre Lebensumstände im Viertel zu verbessern. Der Prozess besteht aus vier bis fünf Phasen mit fließenden Übergängen.

Die Schritte beim Community Organizing

 

Gespräche führen:

Entscheidend für die Aktionen der Bürgerplattform sind die Bedürfnisse der Menschen. Dafür führt ein*e hauptamtliche*r Organizer*in in einem ersten Schritt sehr viele Einzelgespräche und fragt nach Problemen, Wünschen und danach, wofür sich die Menschen selbst einsetzen würden. Die Community Organizer*innen gehen zu Treffpunkten der verschiedenen sozialen Gemeinschaften und Gruppen: beispielsweise Kirchen- und Moscheegemeinden, Bürgerinitiativen, Kultur- und Nachbarschaftsvereinen, Sportvereinen, Hausgemeinschaften, Senior*innenkreisen oder Jugendtreffs. Sie nehmen Kontakt zu Schlüsselpersonen auf und sprechen mehrere Male mit ihnen. Ziel ist, eine festere Beziehung und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Schlüsselpersonen kennen viele andere Menschen aus der Gemeinschaft, haben Einfluss in der Gemeinschaft und können weitere Kontakte vermitteln. In dieser Phase der Beziehungsgespräche finden die Community Organizer*innen heraus, welche Menschen bereit wären, sich in einer Bürgerplattform zu engagieren, und welche Themen sie beschäftigen. Diese Phase kann bis zu eineinhalb Jahre dauern.

Menschen zusammenbringen, Themen festlegen, Plattform gründen:

Wenn die Community Organizer*innen Beziehungen zu vielen Schlüsselpersonen aus verschiedenen Gemeinschaften aufgebaut haben, organisieren sie Treffen zwischen diesen Schlüsselpersonen. So lernen diese sich kennen, bauen untereinander Vertrauen auf und tauschen sich über ihre Wünsche und Bedürfnisse aus. Sie sprechen über die Themen, die ihnen besonders wichtig sind und die ihrer Meinung nach angegangen werden sollten. Es entsteht ein sogenannter Aufbaukreis mit Vertreter*innen der sozialen Gemeinschaften, der nach und nach wächst. Der Aufbaukreis entscheidet in dieser zweiten Phase darüber, ob und wann genug Gemeinschaften zusammengekommen sind, um eine Bürgerplattform zu gründen. Community-Organizing-Expert*innen empfehlen, dass mindestens 20 Gemeinschaften vertreten sein sollten. Dann ist die Gruppe groß genug, um von Entscheider*innen gehört zu werden. Der Aufbaukreis beschließt die Gründung der Bürgerplattform und einigt sich auf erste Themen. Die Mitglieder verpflichten sich, aktiv an der Bürgerplattform mitzuwirken und sie finanziell zu unterstützen. Zur öffentlichen Gründungsversammlung laden die Akteur*innen erstmals auch Vertreter*innen aus Politik und Kommunalverwaltung ein. Sie stellen die Plattform und ihre Themen vor.

Sich treffen, Lösungen finden, nachforschen:

In Teilgruppen arbeiten die Akteur*innen an den verschiedenen Themen. Sie forschen, wie sich die Herausforderungen in der Kommune oder im Stadtviertel lösen ließen. Dafür recherchieren sie unter anderem, welche Institutionen, Entscheidungsträger*innen und Expert*innen für die Themen zuständig sind und bei der Lösung helfen könnten.

Aktionen planen und umsetzen:

In Aktionsteams planen die Mitglieder der Bürgerplattform Kampagnen und setzen sie um. Sie sprechen und verhandeln mit Entscheidungsträger*innen und  Fachleuten. Wenn nötig, organisieren sie Proteste, um gesehen und angehört zu werden.

Bürgerplattform weiter aufbauen und festigen:

Die Mitglieder der Bürgerplattform werten aus, welchen Erfolg die Kampagnen hatten. Erfolge werden mit den Entscheidungsträgern gefeiert, Misserfolge genau ausgewertet. Anschließend entscheiden sie, woran sie auf welche Weise weiterarbeiten. Die Themen in einer Kommune oder einem Stadtviertel ändern sich und damit auch die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger*innen. Die Akteur*innen der Bürgerplattformen finden durch immer wieder neue Gespräche und Recherche mit den Menschen vor Ort heraus, an welchen Themen sie weiterarbeiten sollten.
Luftaufnahme von Köln Chorweiler
Superbass / © CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)

Community Organizing Köln

Im Kölner Norden engagiert sich die Bürgerplattform STARK! dafür, das Leben aller Menschen besser zu machen. Mit dabei sind Kirchengemeinden, Moscheen, afrikanische Kulturvereine und Vereine, in denen Jugendliche oder Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte aktiv sind.

Photovoice

 
Mit Bildern Lebenswelten dokumentieren
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
je nach Thema und Zielsetzung zwei Tage bis mehrere Wochen
flexibel, Diskussionen und Auswertung möglichst in Gruppen mit maximal zwölf Personen
Projektleiter*in und idealerweise ein bis drei Mitarbeiter*innen
niedrig bis mittel
herausfinden, was eine soziale Gemeinschaft will und Entscheider*innen auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft aufmerksam machen
je nach Thema und Zielsetzung zwei Tage bis mehrere Wochen
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
flexibel, Diskussionen und Auswertung möglichst in Gruppen mit maximal zwölf Personen
Personal
Projektleiter*in und idealerweise ein bis drei Mitarbeiter*innen
Aufwand
niedrig bis mittel
Ziel
herausfinden, was eine soziale Gemeinschaft will und Entscheider*innen auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft aufmerksam machen

Bei Photovoice dokumentieren Menschen mit Bildern ihre Lebenswelt. Sie äußern ihre Meinung, ihre Kritik und Wünsche in Fotos.

Mit Photovoice finden Sie heraus, was eine soziale Gemeinschaft bewegt, was sie will und was ihre Stärken sind. Durch die Diskussionen über die Bilder setzen die Teilnehmer*innen sich mit Themen auseinander, die für sie wichtig sind. Die Veröffentlichung der Fotos und der Diskussions-Ergebnisse kann Politiker*innen auf die Bedürfnisse und Wünsche der Gemeinschaft aufmerksam machen.

Entwickelt haben die Methode die US-Gesundheitsforscherinnen Caroline Wang und Mary Ann Burris Anfang der 1990er Jahre. Damals wandten sie Photovoice an, um Frauen in ländlichen Regionen Chinas zu empowern und mehr über ihr Gesundheitsverhalten zu erfahren.

Die Themen und Zielgruppen für Photovoice sind vielseitig: Menschen mit Lernbehinderung können Bilder über ihre Arbeit machen. Kinder aus einem Stadtteil können fotografieren, was ihnen an ihrem Viertel gefällt und was ihnen nicht gefällt. Menschen im Rollstuhl können ihre täglichen Wege durch die Stadt oder Gemeinde dokumentieren, ältere Menschen ihr Leben im Seniorenheim zeigen.

Die Schritte bei Photovoice

Projekt planen

Was sind Ihre Ziele, Ihr Zeitplan und das Budget? Gewinnen Sie Teilnehmer*innen aus der Gemeinschaft für Ihr Projekt und entwickeln Sie mit Ihnen die Themen und Foto-Aufgaben. Wichtig ist auch, dass Sie festlegen, wer später die veröffentlichten Bilder sehen soll. Entscheider*innen wie Politiker*innen, Verwaltungsmitarbeiter*innen oder Unternehmer*innen sollten zum Zielpublikum gehören.

Teilnehmer*innen schulen

Erklären Sie die Kamera-Technik sowie rechtliche und ethische Fragen wie Datenschutz und Persönlichkeitsrecht: Wen und was sollten die Teilnehmer*innen besser nicht fotografieren?

Feldphase starten

Die Foto-Aufgaben können lauten: „Wir fotografieren, was uns an unserem Leben besonders freut. Wir fotografieren, worüber wir uns auf unseren alltäglichen Wegen besonders ärgern. Wir fotografieren die Plätze, die wir in eurem Stadtviertel am liebsten besuchen.“ Das können die Teilnehmer*innen an einem Tag oder auch an mehreren Tagen umsetzen.

Ausgewählte Fotos besprechen

Dafür können Sie folgende Leitfragen nutzen: „Was ist auf dem Foto zu sehen? Was passiert dort wirklich? Warum ist diese Situation so, wie sie ist? Was hat das mit unserem Leben zu tun? Was soll anders sein? Was können wir dafür tun?“ Nachdem die Fotografin beziehungsweise der Fotograf das eigene Bild vorgestellt hat, können andere Mitglieder der Gruppe eigene Gedanken oder Geschichten zu dem Bild erzählen.

Fotos auswerten und Ergebnisse ausarbeiten

Die Gruppe wählt die Bilder aus, die ihre Probleme und Wünsche am besten abbilden. Sie versuchen, eine gemeinsame Aussage der Bilder zu finden. Auf diese Weise können sie gemeinsam wichtige Themen herausarbeiten. Daraus können Sie zusammen mit der Gruppe Handlungsempfehlungen für Entscheider*innen entwickeln.

Ergebnisse veröffentlichen

Bilder, Ergebnisse und Handlungsempfehlungen veröffentlichen: in einer Ausstellung, einer Broschüre, einem Fotobuch, einem Vortrag oder auf einer Webseite.

Projekt evaluieren

Prüfen Sie beispielsweise folgende Aspekte: Haben Sie Ihre Ziele erreicht? Wie zufrieden sind die Teilnehmer*innen mit ihrer Beteiligung? Hat Ihr Projekt Politiker*innen beeinflusst? Wie hat es sich auf den Alltag und die Lebenswelt der sozialen Gemeinschaft ausgewirkt?

Wertschätzende Befragung

 
Positive Zukunftsbilder entwerfen und umsetzen
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
mehrere Stunden bis zwei Tage
flexibel
Projektleitung und professionelle Moderation
mittel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und gemeinsam umsetzen
mehrere Stunden bis zwei Tage
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
flexibel
Personal
Projektleitung und professionelle Moderation
Aufwand
mittel
Ziel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und gemeinsam umsetzen

Die Wertschätzende Befragung ist ein moderierter Workshop in einer kleinen oder großen Gruppe: Sie funktioniert mit 10 oder auch mit 200 Personen. Die Teilnehmer*innen sollen angeregt werden, von positiven Erfahrungen und persönlichen Erfolgen zu erzählen. Daraus entsteht eine positive Grundhaltung. Aus dieser Haltung heraus soll die Gruppe gemeinsam Ziele und Maßnahmen entwickeln. Besprochen werden Themen, die alle Teilnehmer*innen betreffen und interessieren.

Entwickelt haben die Wertschätzende Befragung der US-Wirtschaftswissenschaftler und Organisationsberater David Cooperrider und sein Mentor Suresh Srivastra in den 1980er Jahren als Instrument für Unternehmen und Organisationen.

Die Schritte bei der Wertschätzenden Befragung

1. Phase - Fragen nach guten Erfahrungen und Erfolgen: Die Moderation befragt alle Teilnehmer*innen nach ihren guten Erfahrungen mit dem gemeinsam gewählten Thema, beispielsweise dem Wunsch nach mehr inklusiven Sportveranstaltungen. Die Fragen könnten lauten: „Wo gibt es bereits gute inklusive Sportangebote? Was schätzen Sie besonders an diesen Angeboten?“ Gefragt wird außerdem nach persönlichen Erfolgen und danach, was diese Erfolge möglich gemacht hat. Die Fragen könnten lauten: „Haben Sie sich bereits erfolgreich für inklusive Sportangebote engagiert? Was haben Sie da gemacht? Wodurch wurde Ihr Erfolg so besonders?“ Die Teilnehmer*innen können sich in dieser ersten Phase auch gegenseitig befragen. Die Art der Fragestellung führt dazu, dass die Teilnehmer*innen darüber nachdenken, was ihre Stärken sind, was sie können und bereits erreicht haben.

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch und unterhalten sich.

2. Phase - Visionen entwerfen: Die zweite Phase ist die Phase der Vision mit Fragen wie: „Mal angenommen, im Bereich inklusive Sportangebote hat sich in fünf Jahren alles zum Besten entwickelt. Wie sehen die Angebote dann aus? Wen erreichen sie? Und wie werden Sie dabei unterstützt, diese Angebote wahrzunehmen? Oder sie noch weiter zu entwickeln?“ Die Teilnehmer*innen entwerfen ein Bild von dem, was im besten Fall sein könnte.

3. Phase – Maßnahmen entwickeln: Mit dem Bild dieser positiven Zukunft gehen die Teilnehmer*innen in die Gestaltungsphase. Dort lautet die Frage: „Was müssten Sie tun, damit Ihre Vision Wirklichkeit wird?“ Die Teilnehmer*innen entwickeln Maßnahmen.

4. Phase - Aktionsplan erstellen: In der Umsetzungsphase verabreden die Teilnehmer*innen verbindlich, wer was wann wo wie umsetzt. Am Ende steht im besten Fall ein Aktionsplan mit Arbeitspaketen, Zeitplänen und Meilensteinen.

Zukunftswerkstatt

 
Aus Utopien Maßnahmen entwickeln
Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl Personal Aufwand Ziel
mindestens einen Tag
etwa 10 bis 25 Personen
Projektleitung und professionelle Moderation
niedrig bis mittel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und im Idealfall gemeinsam umsetzen
mindestens einen Tag Dauer
Teilnehmer*innen-Zahl
etwa 10 bis 25 Personen
Personal
Projektleitung und professionelle Moderation
Aufwand
niedrig bis mittel
Ziel
mittel- bis längerfristige Aktionen und Projekte entwickeln und im Idealfall gemeinsam umsetzen

Die Zukunftswerkstatt soll, ähnlich wie die Wertschätzende Befragung, positive Energie freisetzen, die Phantasie der Teilnehmer*innen anregen und so neue, kreative Lösungen für eine bestimmte Herausforderung finden – beispielsweise für fehlende Barrierefreiheit in einem Stadtviertel. Die Zukunftsforscher Robert Jungk, Rüdiger Lutz und Norbert Müllert haben die Methode entwickelt.

Die Schritte bei der Zukunftswerkstatt

1. Phase – Kritik loswerden: Die Teilnehmer*innen können Kritik und negative Erfahrungen äußern. Sie können sich laut darüber ärgern, dass der Bahnhof keinen Fahrstuhl hat und das Rathaus keinen barrierefreien Eingang. Das Herauslassen von Ärger und Enttäuschung soll den Weg freimachen für die nächste Phase.

2. Phase – Wünsche äußern: Die Teilnehmer*innen formulieren ihre Wünsche und lassen dabei der Phantasie freien Lauf. Sie dürfen sich alles wünschen, auch wenn es erst einmal unmöglich scheint, es umzusetzen.

3. Phase – Kritik und Wünsche verknüpfen: Die Teilnehmer*innen erarbeiten realistische Ziele und Maßnahmen, um die Wunschvorstellung möglichst zu erfüllen. Am Ende diskutieren sie gemeinsam darüber, wie es weitergeht mit der Werkstatt-Arbeit und mit den Ergebnissen. Gegebenenfalls vereinbaren sie weitere Treffen.

Als Initiator*in der Zukunftswerkstatt sollten Sie die beschlossenen Maßnahmen so bald wie möglich umsetzen und dabei am besten ebenfalls die Bürger*innen beteiligen.

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