Eine Familie mit drei Kindern sitzt am Stadthafen, im Hintergrund sind Schiffe, Kräne und das Meer zu sehen
Eine Familie mit drei Kindern sitzt am Stadthafen, im Hintergrund sind Schiffe, Kräne und das Meer zu sehen
Eine Familie mit drei Kindern sitzt am Stadthafen, im Hintergrund sind Schiffe, Kräne und das Meer zu sehen

Sozialraum-Erkundung

Menschen und Ort genau kennenlernen

Sozialraum erkunden, Menschen befragen

Zu Beginn Ihres Projekts für mehr Inklusion sollten Sie sich Ihren Sozialraum – also den Ort und die dort lebenden Menschen – genau ansehen. Recherchieren Sie, welche Menschen im Sozialraum leben und welche Infrastruktur vorhanden ist: Gibt es Schulen, Supermärkte, Krankenhäuser, Pflege-Einrichtungen, Bus- und Bahn-Haltestellen, Parks, Spielplätze? Finden Sie außerdem heraus, wo es Probleme oder dringenden Handlungsbedarf gibt, wer sich schon aktiv für Inklusion einsetzt und was bereits sehr gut läuft. Machen Sie eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustands, eine Art Inventur.

Bei Kommune Inklusiv hat sich gezeigt, dass sich eine detaillierte Bestandsaufnahme des Sozialraums später mehrfach auszahlt. Denn im Verlauf des Projekts werden immer wieder Fragen oder Probleme auftauchen. Haben Sie Ihren Sozialraum genau angesehen, können Sie viel Aufwand sparen und auf neue Fragen oder Anforderungen viel schneller reagieren.

Das hat sich vor Ort bewährt:

  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Bestandsaufnahme. Denn wer seinen Sozialraum sehr gut kennt, kann Projekte und Maßnahmen besser planen und später leichter auf Veränderungen oder Probleme reagieren.
  • Begehen Sie Ihren Sozialraum mit Netzwerkpartner*innen und Menschen aus den Zielgruppen. So können Sie Barrieren, Begegnungsorte oder Orte der Erholung entdecken und aktiv in Ihr inklusives Vorhaben integrieren.
  • Setzen Sie Bürger*innen-Befragungen und Inklusions-Gutachten ein. Diese geben sehr gute Hinweise für die Projektplanung. Mit Hilfe der Ergebnisse können Sie Chancen, Ideen und Risiken Ihres Vorhabens besser abwägen.
  • Suchen Sie sich aktiv neue Partner*innen und schauen Sie dabei auch über den Tellerrand. Denn neue Menschen aus anderen Fachgebieten bringen neues Wissen und Können mit. Für Inklusion brauchen Sie viele Perspektiven.
  • Analysieren Sie die Recherche-Ergebnisse und legen Sie Lebensbereiche, Zielgruppen, Sozialraum und realistische Ziele fest. So erreichen Sie Ziele besser und planen nicht am Bedarf vorbei.

Was Sozialraum bedeutet

Sozialraum ist der Ort, an dem Menschen leben, arbeiten, einkaufen, Sport treiben oder zur Schule gehen. Bei Sozialraum sind der Ort, die Infrastruktur und die Menschen zusammen gemeint. Er ist dort, wo Menschen miteinander in Kontakt kommen. Das kann in der Stadt, im Viertel, in der Gemeinde, im Dorf oder einer Dörfergemeinschaft sein. Sozialraum ist wie ein lebender Organismus, der durch die Menschen gestaltet wird.

Zum Sozialraum gehören also Dinge oder Orte, wie Bushaltestellen, Schulen, Rathäuser oder Spielplätze. Zum Sozialraum gehören aber auch die Menschen und ihre Handlungen: Wer wohnt hier, kommt zum Arbeiten hierher, gründet Initiativen, geht wählen, beteiligt sich an Politik, sieht sich als verantwortlich für den Ort, zieht weg, will mitgestalten, kann oder darf nicht mitgestalten?

Recherche: Menschen und Ort genau kennenlernen

Definieren Sie Ihren Sozialraum

Wo wollen Sie örtlich eine Grenze für Ihr Vorhaben ziehen? Bedenken Sie dabei, wie viele Einwohner*innen der gewählte Sozialraum hat. Überlegen Sie außerdem, wie viele Ressourcen Sie aufbringen können. Haben Sie viel Geld, Personal und ein großes Netzwerk, können Sie einen großen Sozialraum mit anspruchsvollen Zielen auswählen. Zum Beispiel, dass alle Menschen gleichberechtigt am Leben teilhaben können. Mit weniger Ressourcen sollten Sie sich einen enger begrenzten Sozialraum suchen und zunächst schneller erreichbare Ziele formulieren. Beispielsweise: Alle Spielplätze im Viertel sollen barrierefreie Spielmöglichkeiten bieten.

Sammeln Sie anschließend so viele Informationen, wie Sie können. Nutzen Sie dazu unsere Recherchehilfen:

Drei Personen sind an einem Blumenstand auf einem Platz, eine Person sitzt im Rollstuhl

Menschen: Wer lebt in Ihrem Sozialraum und was wollen die Menschen?

Jeder Sozialraum hat seine Besonderheiten, auf die Sie in Ihrem Projekt eingehen sollten.

Was wollen die Menschen, wovon träumen sie, was stört sie und worüber machen sie sich Sorgen – im Allgemeinen in Deutschland und speziell in Ihrem Sozialraum?

Um das herauszufinden, sollten Sie ausführlich recherchieren. Gesundheitsämter, statistische Ämter, Stiftungen, Vereine oder Organisationen bieten kostenlos Informationen auf ihren Webseiten. Auch Fachbücher, Fachtagungen oder Vorträge geben Aufschluss.

Sprechen Sie außerdem direkt mit den Menschen. Durch eine Bürger*innen-Befragung können Sie im Vorfeld herausfinden, welche Probleme die drängendsten sind und was sich die Menschen vor Ort wünschen. Sie erfahren, welche Probleme oder Wünsche von vielen Menschen geteilt werden und wo Ihr Projekt am meisten Wirkung erzielen kann. Sie können Chancen und Risiken erfassen und entsprechende Angebote und Maßnahmen planen und umsetzen.

Netzwerkpartner*innen: Welche Vereine, Initiativen, Organisationen und Expert*innen gibt es?

Je inklusiver Ihr Netzwerk ist, desto besser. Denken Sie beim Aufbau des Netzwerks – zum Beispiel als Akteur*in in der Behindertenhilfe – auch an ganz neue Partner*innen:  zum Beispiel den örtlichen Verein für Menschen mit Migrationsgeschichte, eine Initiative für die Gleichberechtigung von Frauen, einen Treff für bildungsbenachteiligte Jugendliche oder eine Sportgruppe für Senior*innen. Diese Initiativen, Vereine oder Projekte setzen sich vor allem für ihre Zielgruppen ein – sie haben aber oft dasselbe Ziel: eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen vor Ort.

Die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv bestätigen: Eine Projektgruppe aus vielen unterschiedlichen Menschen hat mehr Ideen und kann mehr bewirken.

Netzwerkaufbau

Lesen Sie unter "Ein inklusives Netzwerk aufbauen" genauer, wie Sie eine starke Projektgruppe aufbauen.

Konstruktiv in schwierige Gespräche gehen

Reibung verursacht Hitze – und setzt Energie frei. Wie Sie in schwierigen Gesprächssituationen reagieren können, beschreiben wir im Infoblatt: "Tipps für schwierige Gespräche bei der Suche nach Netzwerkpartner*innen".

Lebensbereiche: Welche Probleme gibt es und was hindert die Menschen an gleichberechtigter Teilhabe?

Überlegen Sie sich, welches Wissen Sie für welche Lebensbereiche mitbringen oder worüber Sie sich noch informieren müssen. Haben Sie schon Kontakte zu Vereinen, Verbänden oder Expert*innen in den jeweiligen Lebensbereichen? Wo wollen Sie einen Förderantrag stellen? Wie stark ist ein Lebensbereich reglementiert – das heißt: Wirken sich viele Gesetze auf diesen Lebensbereich aus?

Wenn Sie diese Fragen für sich bereits beantwortet haben, dann können Sie gezielter in die Recherche nach Problemen gehen.

Folgende Fragen können Sie für Ihre Recherche zu den unterschiedlichen Lebensbereichen nutzen:

Wohnen Gesundheit Barrierefreiheit Bildung und Persönlichkeitsentwicklung
Gibt es genügend barrierefreie und bezahlbare Wohnungen? Sind Apotheken, Arztpraxen und Supermärkte in der Nähe von Wohngebieten und sind sie für alle zugänglich?
Sind Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken für alle Menschen zugänglich? Gibt es verständliche und kostenlose Informationen zum Thema Gesundheit und Prävention? Sind Gesundheitskurse für alle Menschen zugänglich, verständlich und bezahlbar?
Können alle Menschen an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen? Gibt es Informationen in Leichter oder Einfacher Sprache für Menschen mit Deutsch als Fremdsprache und Menschen mit Lernschwierigkeiten? Können Menschen mit wenig Geld am gesellschaftlichen Leben teilnehmen?
Sind die Bildungsangebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zugänglich? Gibt es genügend Empowerment-Kurse, Weiterbildungen und Schulungen für verschiedene Zielgruppen?
Gibt es genügend barrierefreie und bezahlbare Wohnungen? Sind Apotheken, Arztpraxen und Supermärkte in der Nähe von Wohngebieten und sind sie für alle zugänglich? Wohnen
Gesundheit
Sind Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken für alle Menschen zugänglich? Gibt es verständliche und kostenlose Informationen zum Thema Gesundheit und Prävention? Sind Gesundheitskurse für alle Menschen zugänglich, verständlich und bezahlbar?
Barrierefreiheit
Können alle Menschen an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen? Gibt es Informationen in Leichter oder Einfacher Sprache für Menschen mit Deutsch als Fremdsprache und Menschen mit Lernschwierigkeiten? Können Menschen mit wenig Geld am gesellschaftlichen Leben teilnehmen?
Bildung und Persönlichkeitsentwicklung
Sind die Bildungsangebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zugänglich? Gibt es genügend Empowerment-Kurse, Weiterbildungen und Schulungen für verschiedene Zielgruppen?
Freizeit Arbeit Mobilität
Wie offen sind Vereine für Menschen mit Behinderung, für Frauen und für Menschen mit Migrationshintergrund? Sind Volkshochschulen, Turnhallen, Veranstaltungsräume, Sportflächen oder Parks für ältere Menschen, Rollstuhlfahrer*innen, Eltern mit Kinderwagen zugänglich? Sind Freizeitangebote bezahlbar?
Finden Menschen mit Behinderung oder Migrations-Erfahrung, ältere Menschen oder Frauen nach Erziehungszeiten Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt? Werden sie bei der Bewerbung und im Job gleichberechtigt und fair behandelt? Sind Arbeitsplätze barrierefrei? Haben Arbeitgeber*innen Vorurteile? Fehlt ihnen Wissen über mögliche Barrieren und über Inklusion?
Fahren viele Busse und Bahnen? Sind Busse und Bahnen für alle Menschen zugänglich und bezahlbar? Bieten Haltestellen Informationen für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung? Sind die Informationen zu Fahrplänen oder Fahrtkosten für alle Menschen verständlich?
Wie offen sind Vereine für Menschen mit Behinderung, für Frauen und für Menschen mit Migrationshintergrund? Sind Volkshochschulen, Turnhallen, Veranstaltungsräume, Sportflächen oder Parks für ältere Menschen, Rollstuhlfahrer*innen, Eltern mit Kinderwagen zugänglich? Sind Freizeitangebote bezahlbar? Freizeit
Arbeit
Finden Menschen mit Behinderung oder Migrations-Erfahrung, ältere Menschen oder Frauen nach Erziehungszeiten Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt? Werden sie bei der Bewerbung und im Job gleichberechtigt und fair behandelt? Sind Arbeitsplätze barrierefrei? Haben Arbeitgeber*innen Vorurteile? Fehlt ihnen Wissen über mögliche Barrieren und über Inklusion?
Mobilität
Fahren viele Busse und Bahnen? Sind Busse und Bahnen für alle Menschen zugänglich und bezahlbar? Bieten Haltestellen Informationen für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung? Sind die Informationen zu Fahrplänen oder Fahrtkosten für alle Menschen verständlich?

Infrastruktur: Wie barrierefrei ist Ihr Sozialraum?

Um Ihren Sozialraum noch besser kennenzulernen, sollten Sie eine Begehung einplanen. Bei einer Begehung gehen Sie durch Ihren Sozialraum und schauen ihn sich aus einem bestimmten Blickwinkel an: zum Beispiel aus Sicht von Kindern, einer blinden Person oder eines Menschen mit wenig Geld.

Für den Anfang können Sie mit der Frage nach Barrierefreiheit durch Ihren Sozialraum gehen. Nehmen Sie dafür eine möglichst gemischte Gruppe von nicht mehr als acht Personen mit: Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund, Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche. Wenn Sie schon für die Begehung Personen mitnehmen können, die für das Projekt strategisch wichtig sind, wäre dies ideal: Arbeitgeber*innen, Vereinsvorstände oder Entscheider*innen. Diese bekommen so einen ersten Eindruck, was Barrierefreiheit und Vielfalt bedeuten. Vielleicht können Sie diese Menschen durch die Begehung als Partner*innen gewinnen. Zumindest aber sensibilisieren Sie sie für das Thema.

Sehen Sie sich am besten erst einmal nur wenige Gegebenheiten an, die Sie in Ihre Projekt-Arbeit aufnehmen wollen. Dann haben Sie einen Ist-Stand, den Sie bearbeiten können. Nach Projekt-Ende können Sie genau benennen, welche Fortschritte und Erfolge Sie erreicht haben. Im Anschluss können Sie eine neue Begehung machen, um weitere Punkte herauszufinden, die verändert und verbessert werden müssten für mehr Inklusion im Sozialraum.

Prüfhilfe Sozialraum-Erkundung

In unserer Liste finden Sie eine Auswahl von Gegebenheiten, die Sie bei einer Begehung prüfen können.
Zwei Personen stehen vor dem Rathaus in Nieder-Olm und unterhalten sich.

Verwaltung und Politik: Wer kümmert sich schon und was ist bisher geschehen?

Kommunale Verwaltung und Politik können die Erfolgs-Chancen Ihres Projekts steigern oder auch schmälern. Am besten ist es, wenn Verwaltung und Politik aktiv in Ihrem Netzwerk mitarbeiten – bei Kommune Inklusiv war dies eine der vier Gelingens-Bedingungen. Deswegen sollten Sie die entsprechenden Entscheidungen, Ziele und Pläne der Verwaltung und Politik recherchieren und sich damit auseinandersetzen. So können Sie im besten Fall Verwaltungsmitarbeiter*innen und Politiker*innen gezielt ansprechen, sie für Ihr Netzwerk gewinnen und an gemeinsamen Zielen arbeiten.

Bürokratische Hürden können Zeit und Kraft kosten, das hat sich bei Kommune Inklusiv gezeigt. Für eine realistische Projektplanung sollten Sie diese Hürden recherchieren und kennen.


Kommune verstehen und überzeugen

Für ein erfolgreiches Inklusions-Projekt brauchen Sie Unterstützung von der Kommune.

Detailiertes Wissen zum Sozialraum aufbauen

Bevor Sie starten und konkrete Maßnahmen planen, sollten Sie so viel wie möglich über Ihren Sozialraum herausfinden.

Interview mit Constantin Grosch

Der Kommunal- und Landespolitiker erklärt, warum gegenseitiges Verständnis zwischen Initiativen, Verwaltung und Politik entscheidend ist.

Abwägung der Zielgruppen, Lebensbereiche und Probleme

Mit der Sozialraum-Erkundung haben Sie nun eine gute Basis für die Projekt-Planung. Auf Grundlage der gesammelten Informationen können Sie entscheiden, welche Zielgruppen Sie für Ihr Projekt auswählen und in welchen Lebensbereichen Sie Verbesserungen für diese Zielgruppe erreichen möchten.

Zielgruppen

Fokussieren Sie sich zunächst auf wenige Zielgruppen. Seien Sie dabei offen für Zielgruppen, an die Sie bisher vielleicht noch nicht gedacht haben. Zusammen mit den Netzwerkpartner*innen kommen deren Zielgruppen ins Projekt. Haben verschiedene Zielgruppen ähnliche Probleme, können Sie eventuell Synergie-Effekte nutzen und eine gemeinsame Lösung für diese ähnlichen Herausforderungen finden.

Inklusion für alle Menschen ist das erklärte Ziel von Kommune Inklusiv. Doch alles auf einmal zu erreichen, ist kaum möglich. Deswegen ist es sinnvoll, sich erst einmal auf wenige Zielgruppen und Etappenziele zu konzentrieren. Haben Sie erste Ziele für bestimmte Zielgruppen erreicht, können Sie neue Ziele und weitere Zielgruppen in Ihre Planungen einbeziehen.

Zwei ältere Frauen sitzen in einem Laden, trinken Kaffee. und lachen
Ein Mann und sein Kind stehen an einem Brunnen auf einem Platz.

Lebensbereiche

Durch Ihre Recherche im Sozialraum werden Sie auf viele Probleme stoßen, die Menschen an einer gleichberechtigten Teilhabe hindern. Am besten konzentrieren Sie sich zunächst auf wenige Probleme beziehungsweise Lebensbereiche. So können Sie schon bald erste Erfolge und Etappenziele erreichen und damit echte Veränderung bewirken. Da Inklusion eine Daueraufgabe ist, haben Sie im Anschluss genug Gelegenheit, weitere Probleme beziehungsweise Lebensbereiche zu bearbeiten.

Bedenken Sie bei der Auswahl auch, welche Ressourcen Sie zur Verfügung haben. Denn je nachdem, welches Problem beziehungsweise welchen Lebensbereich Sie bearbeiten wollen, brauchen sie mehr oder weniger zusätzliches Wissen, Zeit und Personal.

Der Lebensbereich Freizeit ist beispielsweise wenig durch Gesetze geregelt, und die Menschen beschäftigen sich gern mit Freizeit-Themen. Die Lebensbereiche Arbeit und Bildung sind dagegen stark reglementiert und nicht leicht zugänglich. Doch möglicherweise sorgt der Fachkräftemangel auch in diesen Lebensbereichen für größere Offenheit. Denn um Fachkräfte zu gewinnen und Stellen zu besetzen, ist es wichtig, Vorurteile abzubauen und neue Wege zu gehen.

Gemeinsame Probleme oder Wünsche

Gemeinsame Probleme zu benennen und im Projekt zu behandeln, kann auch dabei helfen, die Kommune an Bord zu holen. Denn die Verwaltung ist für die gesamte Bevölkerung zuständig und dafür, dass Menschen in der Kommune möglichst gut leben können.

Bei Kommune Inklusiv stellte sich bei der Bürger*innen-Befragung heraus, dass viele Zielgruppen Einsamkeit erleben und darunter leiden. Auch Barrierefreiheit ist ein Bereich, auf den sich viele Menschen verständigen können. Oft gibt es innerhalb der verschiedenen Zielgruppen auch den Wunsch nach Begegnungsorten.

Zwei Frauen bereiten einen Tisch zum Kaffee trinken vor. Im Hintergrund sitzen Menschen an Tischen und unterhalten sich.

Fangen Sie einfach an!

Fangen Sie mit einem Lebensbereich an, der Ihnen leichtfällt, und mit Zielgruppen, die Sie kennen und zu denen Sie Zugang haben. Der Lebensbereich Freizeit eignet sich zum Beispiel gut für den Einstieg. Mit einfacher zugänglichen Lebensbereichen und entsprechend kleinen Zielgruppen gewinnen Sie Erfahrung, Professionalität, Selbstsicherheit, erreichen schneller erste Erfolge und können so immer neue Motivation schöpfen.
Drei ältere Frauen beim Kaffee trinken, sie lachen

Erfahrungen aus der Verbandsgemeinde Nieder-Olm

Die damalige Koordinatorin Gracia Schade wollte zu Beginn von Kommune Inklusiv alle Angebote für alle Zielgruppen inklusiv gestalten. Doch schnell zeigte sich, dass diese Herangehensweise zu komplex wurde. Es ist kaum möglich, für viele verschiedene Menschen gleichzeitig eine spürbare Verbesserung zu erreichen. Dafür braucht es viel Zeit und viele personelle Ressourcen. Deshalb entschieden sich die Projekt-Teilnehmer*innen in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm zunächst einmal für drei Zielgruppen: Menschen mit Behinderung, Senior*innen und Menschen mit Fluchterfahrung. Mit diesen ersten Zielgruppen konnten sie wichtige Erfahrungen für weitere Zielgruppen sammeln.

Die Verbandsgemeinde Nieder-Olm hat sich neben den Lebensbereichen Arbeit, Bildung und Freizeit auch für Gesundheit entschieden. Die Recherche und Analyse ihres Sozialraums hatte ergeben, dass die Zielgruppe der Menschen mit Lernbehinderung Schwierigkeiten hat, in Gesundheits-Angebote wie zum Beispiel Rehasport zu kommen.

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