Freiwilligenagentur Schneverdingen: Inklusion stärkt Engagement für alle 

Kommunen brauchen ehrenamtliches Engagement, damit das Leben für alle besser wird. Und alle Menschen, die sich engagieren wollen, sollen das auch können: Alt und Jung, in dem Ort geboren oder zugezogen, mit und ohne Behinderung – ganz nach ihren Interessen und Fähigkeiten. Die durch Kommune Inklusiv entstandene Freiwilligenagentur in Schneverdingen hat dieses Ziel: Sie will für alle Interessierten das passende Ehrenamt finden, genau in den Bereichen, in denen sie am liebsten wirken wollen.

Seit 2020 arbeitet Silvia Ehrke als hauptamtliche Leiterin der Freiwilligenagentur, 18 Stunden in der Woche. Die junge Mutter ist feste Ansprechpartnerin für Ehrenamtliche, für Vereine und für interessierte Bürger*innen. Sie berät die Engagierten, organisiert Weiterbildungen und begleitet Bürger*innen, wenn nötig, ein Stück weit in ihr neues Ehrenamt. Sie hält Kontakt zu Vereinen, Verbänden, Initiativen und Organisationen: „Ich sage allen Akteur*innen: Wenn ihr Wünsche habt, wenn ihr Unterstützung sucht, Ehrenamtliche sucht, dann könnt ihr euch bei mir melden“, sagt Silvia Ehrke. 

Verwaltung und Politik unterstützen die inklusive Idee

Die Idee einer Freiwilligenagentur entstand in der Planungsphase von Kommune Inklusiv Schneverdingen. Das Ziel: Ehrenamt noch mehr als bisher zu unterstützen, mit Hilfe einer hauptamtlichen zentralen Stelle. Der Verein Mehrgenerationenhaus Schneverdingen übernahm die Trägerschaft. Bürgermeisterin und Stadtrat unterstützten die Idee. Das Mehrgenerationenhaus beantragte erfolgreich eine Förderung beim Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie. Das Land bezuschusst die Einrichtung und den Betrieb von Freiwilligenagenturen. 2023 wurde die Förderung verlängert. 

Zwei ältere Frauen bereiten einen Kaffee-Treff vor, sie verteilen Tassen auf Tische.
Vor dem Eingang eines Geschäfts ist eine kleine Stufe, an der eine Rampe aus Lego-Steinen ist.

Menschen mit Behinderung engagieren sich

Die Freiwilligenagentur hat ihre Anlaufstelle im barrierefreien „freiRaum“ . Menschen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Wünschen kommen dorthin: Manche wollen sich erst einmal nur über die Arbeit der Freiwilligenagentur informieren. Andere haben über Familie und Freund*innen davon erfahren und wollen wissen, in welchen Vereinen und Projekten sie sich engagieren könnten. Das seien beispielsweise Menschen, die nach Schneverdingen zurück gezogen seien, sagt Silvia Ehrke, außerdem Menschen, die gerade in den Ruhestand gegangen seien, und auch junge Leute. 

Durch Kommune Inklusiv engagieren sich immer mehr Menschen mit Behinderung ehrenamtlich in Schneverdingen. Sie beteiligen sich beispielsweise an der Organisation des bundesweiten Wettbewerbs StadtRadeln , an dem auch Schneverdingen teilnimmt. Manche haben sich über den Verein Sozialheld*innen zum sogenannten Barriere-Scout ausbilden lassen. Barriere-Scouts nutzen ihr Wissen als Expert*innen in eigener Sache: Sie bieten Betreiber*innen von Läden, Restaurants, Apotheken, Büros, Banken oder Kinos an zu prüfen, wie barrierefrei ihr Gebäude ist. Das hat eine Gruppe von Schneverdinger*innen bereits im Projekt „Schneverdingen barrierefrei erleben“ umgesetzt. 

 

Ehrenamtliche wollen andere Menschen unterstützen

Schneverdinger*innen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, fragen vor allem nach Projekten, bei denen sie andere Menschen unterstützen können: Kinder, ältere Menschen, geflüchtete Menschen. So startete während der Covid-Pandemie die Lern-Patenschaft: Die Freiwilligenagentur vermittelt Erwachsene und Schüler*innen an andere Schüler*innen, die Unterstützung beim Lernen brauchen. Ebenfalls beliebt ist das Projekt „MENTOR - Die Leselernhelfer“, das auch in Schneverdingen umgesetzt wird. Es hilft Kindern und fördert gleichzeitig die Begegnung zwischen Jung und Alt: Einmal in der Woche gehen ältere Menschen für eine Schulstunde in eine Schule und lesen gemeinsam mit einem Kind, das Lese-Förderung braucht. Auch hier vermittelt die Freiwilligenagentur Ehrenamtliche. 

Ein besonderes Konzept: Tandem-Partnerschaften

Solche Tandem-Partnerschaften zwischen Menschen, die Unterstützung suchen, und Menschen, die helfen wollen, sind ein besonderes Konzept in Schneverdingen. Wer Unterstützung braucht, kann sich bei der Freiwilligenagentur melden. Die vermittelt Ehrenamtliche beispielsweise an Menschen mit Sehbehinderung, die einmal in der Woche beim Schwimmen oder Spazierengehen begleitet werden möchten. Oder an Menschen, die nicht so gut lesen können und eine Person suchen, die ihnen aus der Zeitung vorliest. 

 

Zwei Mädchen lesen in einem Buch, eine Frau zeigt im Buch auf etwas.
In einer alten Telefonzelle ist jetzt ein Bücherschrank, drei Personen lesen in Büchern.

Mehr Lebensqualität für beide Seiten

Von dieser Unterstützung zwischen Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationsgeschichte haben nicht nur diejenigen etwas, die die Unterstützung suchen. Freiwilliges Engagement kann auch das Leben der ehrenamtlich Aktiven bereichern. 
Das bestätigt Erna Löhn. Die Schneverdingerin engagiert sich in verschiedenen Bereichen: Sie unterstützt geflüchtete Menschen aus der Ukraine, setzt sich für gesundes Schulessen ein, indem sie morgens in einer Schule Obst, Gemüse und Brötchen zubereitet und verkauft, und geht einmal in der Woche mit einer blinden Frau spazieren. „Das Engagement macht mir Spaß und gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt sie. „Ich bekomme dadurch gute Laune und einen freien Kopf.“ Sie trifft Menschen, die sie sonst nicht kennen gelernt hätte, knüpft Kontakte und findet neue Freundschaften. „Durch meine Ehrenämter und die Menschen, die ich kennenlerne, entwickele ich mich weiter. Ich erfahre viel Neues.“ Sie hat sogar mit einer neuen Sportart angefangen: Eine Frau, die sie bei einer Veranstaltung der Freiwilligenagentur kennenlernte, überzeugte sie davon, Tennis zu lernen. 

Motivation für weiteres Engagement

Ihre Motivation fürs ehrenamtliche Engagement gibt Erna Löhn an Freund*innen und Bekannte weiter. „Ich leiste Überzeugungsarbeit“, sagt sie. „Wenn beispielsweise jemand in den Ruhestand geht, sage ich: ,Falls du Langeweile bekommst, sag Bescheid.’“
Durch die Freiwilligenagentur habe sich viel bewegt, stellt Erna Löhn fest. Besonders in den schweren Zeiten der Pandemie hätten die Akteur*innen viel auf die Beine gestellt. Das motiviert sie, weiterzumachen und sich dafür einzusetzen, dass das Leben in Schneverdingen für alle Menschen noch besser wird. 

 

Ehrenamtliches Engagement fördern und weiterentwickeln

Ulrike Schloo, Netzwerkkoordinatorin in Schneverdingen, berichtet im Video, wie das Projektteam in Schneverdingen das ehrenamtliche Engagement fördern und weiterentwickeln will.

10 gute Gründe für Inklusion

Grund 3: Demokratie fördern

Inklusion stärkt die Demokratie.