Verstetigung in der VG Nieder-Olm
"Strategie Inklusion" setzt Ziele von Kommune Inklusiv fort
In der Modellkommune Verbandsgemeinde (VG) Nieder-Olm haben die Politiker*innen einstimmig einer Inklusions-Strategie zugestimmt. Das Kommune Inklusiv-Netzwerk aus Verbänden und Verwaltung hatte die "Strategie Inklusion" entwickelt. Damit verfolgt die Verbandsgemeinde die Ziele von Kommune Inklusiv dauerhaft weiter und setzt die Arbeit nahtlos fort. Die Verbandsgemeinde hat außerdem entschieden, ihr Vorhaben für eine inklusive Gesellschaft unter dem Namen "Kommune Inklusiv VG Nieder-Olm" weiterzuführen. Dass es ein Nachfolge-Vorhaben zur Initiative Kommune Inklusiv gibt, ist ein großer Erfolg für die Aktion Mensch-Initiative und für die Engagierten vor Ort.
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Ein Bewusstsein für Teilhabe ist in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm vorhanden.
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Die Bürger*innen gestalten den Weg zu mehr Inklusion mit: Sie können sich an allen Projekten zur Strategie Inklusion beteiligen.
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Alle Menschen können gleichberechtigt am Leben und an der Gemeinschaft teilhaben.
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Die Menschen, um die es bei einer Entscheidung geht. Sie sind die Expert*innen für ihre eigene Lebenssituation in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm.
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Entscheidungs-Träger*innen: Menschen in Ämtern, die Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen - beispielsweise in Verwaltung, Politik, Verbänden und Organisationen
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Expert*innen: alle Personen, die Fachwissen, Erfahrungen oder Können einbringen wollen
Unverzichtbar: Koordinierungsstelle, Steuerungsgremium und Netzwerk
Die Strategie Inklusion sieht vor, dass es eine hauptamtliche Koordinierungsstelle und ein Steuerungsgremium gibt.
Die "Koordinierungsstelle Kommune Inklusiv" ist als unbefristete Vollzeitstelle in der Verwaltung der Verbandsgemeinde geschaffen worden und wird auch von der Verbandsgemeinde finanziert. Im Sommer 2023 hat die Koordinatorin ihre Arbeit aufgenommen. Zusammen mit anderen Stellen in der Verwaltung organisiert sie die Umsetzung der Strategie. Sie soll alle Aktivitäten zur Umsetzung aufeinander abstimmen und den Austausch aller Beteiligten voranbringen.
Das Steuerungsgremium berät den*die Bürgermeister*in und weitere Stellen in der Verwaltung. Es unterstützt den Austausch zwischen der Verbandsgemeinde und den weiteren Menschen, die die Strategie umsetzen. In der Steuerungsgruppe sind die drei Personen-Gruppen vertreten, die die Strategie verwirklichen:
- Vertreter*innen für die Menschen aus der Verbandsgemeinde Nieder-Olm, beispielsweise aus dem Seniorenbeirat, dem Migrationsbeirat, dem Beirat für Menschen mit Behinderung
- Entscheidungs-Träger*innen, beispielsweise Mitarbeiter*innen der Verbandsgemeinde-Verwaltung und Politiker*innen
- Expert*innen, beispielsweise aus Senioren-Einrichtungen, Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Einrichtungen für den Schutz von Frauen, Jugendzentren, Schulen, Kindertagesstätten
Im Einzelnen sind es (Stand November 2023):
- Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen, Mainz e.V. (ZsL Mainz)
- Gemeinnützige Gesellschaft für ambulante und stationäre Altenhilfe (GFA) mbH
- Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD)
- Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen gGmbH (gpe Mainz)
- Lebenshilfe Mainz-Bingen, Wohnstätte Nieder-Olm
- Alloheim Seniorenzentrum Essenheim
- AZURIT Seniorenzentrum Sörgenloch
- in.betrieb gGmbH Gesellschaft für Teilhabe und Integration
- Beirat für Menschen mit Behinderung
- Seniorenbeirat
- Einzelpersonen
- Mitarbeiter*innen der Verbandsgemeindeverwaltung
Außerdem wird es weiterhin ein Netzwerk geben, das Inklusion in der Verbandsgemeinde voranbringt und die Strategie mit eigenen Maßnahmen umsetzt. Zum Netzwerk werden neben den Mitgliedern der Steuerungsgruppe weitere Einrichtungen, Unternehmen, Vereine und Bürger*innen aus der Verbandsgemeinde gehören.
Aufgaben werden gemeinsam erarbeitet
Unterstützt von einer Prozessbegleitung, klären Verwaltung, Koordinationsstelle und Steuerungsgruppe, wie die Akteur*innen und Gremien am besten zusammenarbeiten und wer genau welche Aufgaben übernimmt. Verschiedene Arbeitsgruppen des bisherigen Kommune Inklusiv-Netzwerks werden weiter arbeiten und neue Mitglieder gewinnen, neue Arbeitsgruppen sollen entstehen.
Für die Prozessbegleitung bekommt die Verbandsgemeinde Nieder-Olm Förderung von der Landes-Antidiskriminierungsstelle Rheinland-Pfalz.
Ein Leitbild für vielfältiges Leben
Ein wichtiger Bestandteil der Strategie Inklusion ist das Leitbild für mehr Inklusion in der Verbandsgemeinde, die Charta für ein vielfältiges Leben . Die Charta ist eine Art Grundregel-Katalog für die Strategie: So verpflichten sich alle, die die Charta unterzeichnen, zu gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. Sie wollen die Würde und Rechte aller Menschen achten und sich gegenseitig dabei unterstützen, Barrieren zu beseitigen und Diskriminierung zu vermeiden.
Die Verbandsgemeinde und die Netzwerkpartner*innen haben die Charta unterzeichnet – und alle weiteren Organisationen, Unternehmen, Vereine, Nachbarschafts-Gruppen und Einzelpersonen aus der VG Nieder-Olm können das ebenfalls tun. Wer die Charta unterschreibt, erklärt sich verbindlich dazu bereit, die Strategie Inklusion mit umzusetzen. Der Anspruch dabei lautet: „Wir müssen jetzt noch keine perfekte inklusive Kommune sein – doch wir wollen immer wieder darüber reden und daran arbeiten.“
Neue politische Instrumente entwickelt
Um die Strategie umzusetzen und die Ziele zu erreichen, hat das Kommune Inklusiv-Netzwerk ganz neue politische Instrumente entwickelt. Es hat diese Instrumente „Inklusions-Vorbehalt“ und „Inklusions-Folgenabschätzung“ genannt. Inklusions-Vorbehalt bedeutet: Bei jeder Entscheidung prüft die Verbandsgemeinde vorher, ob die Entscheidung wichtig ist für Inklusion. Und ob sie sich auf die Teilhabe der Menschen auswirkt. Falls ja, folgt die Inklusions-Folgenabschätzung: Die Verantwortlichen prüfen, wie sich die Entscheidung auswirkt, also welche Folgen sie hat.
Das Kommune Inklusiv-Team hat für diese neuen Instrumente ein vorhandenes politisches Instrument abgewandelt: die sogenannte Gesetzesfolgenabschätzung. Die besagt: Die Bundespolitik muss die möglichen Folgen eines neuen Gesetzes herausfinden und bewerten, bevor sie es verabschieden kann. Nach diesem Prinzip funktioniert nun auch die Inklusionsfolgen-Abschätzung in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm.
Schritt für Schritt zum Ziel
Der erste Erfolg der Strategie zeigte sich schon in der Erarbeitungsphase: Die Arbeit an der Inklusionsstrategie und die Planung eines neuen Feuerwehrhauses liefen zeitlich parallel, waren aber nicht miteinander verknüpft. Im Frühjahr 2022 stellte das Kommune Inklusiv-Strategieteam den Entwurf der Inklusions-Strategie den Lokalpolitiker*innen im Fachausschuss für Soziales vor, der die Strategie einstimmig beschloss. In diesem Sozial-Ausschuss saßen zwei Lokalpolitiker, die als Feuerwehrleute für das Thema Feuerwehr im Verbandsgemeinderat zuständig sind. Als die Architekt*innen ihr erstes Konzept für das Feuerwehrhaus im Bau-Ausschuss präsentierten, waren diese Feuerwehrleute auch dabei und schauten genau hin. Ihnen fiel auf, dass die Architekt*innen für den Weg zum Haupteingang einen Belag aus Schotter geplant hatten. Außerdem hatten sie als Eingangstür eine Tür eingeplant, die sich nicht automatisch öffnet. Die Feuerwehrleute kritisierten im Bau-Ausschuss, dass das neue Feuerwehrhaus so nicht barrierefrei wäre. Menschen im Rollstuhl könnten auf dem feinen Schotter nicht fahren und die Tür nicht gut öffnen. Das Architekturbüro bekam den Auftrag, den Entwurf nachzubessern.
Dadurch, dass die Feuerwehrleute sich im Sozialausschuss mit der Inklusions-Strategie beschäftigten, die Wirkungsziele kannten und ihnen zustimmten, hatte sich ihr Blick verändert. Sie dachten Inklusion von Anfang an mit.
Die Akteur*innen und Verantwortlichen in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm setzen das Strategie-Papier nun weiter schrittweise in die Praxis um: Verwaltung, Politik, Verbände und Einrichtungen gemeinsam. Nach und nach müssen alle Mitarbeiter*innen in der Verwaltung, alle Lokalpolitiker*innen und alle Bürger*innen informiert, mitgenommen und einbezogen werden - über persönliche Ansprache, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Formen der Partizipation.