Empowerment
für alle
Menschen für Teilhabe stärken
Empowerment ist eine wichtige Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft. Empowert sein bedeutet: gestärkt und selbstbewusst sein, das Leben in die eigene Hand nehmen und Verantwortung übernehmen. Es bedeutet auch: an der Gesellschaft teilhaben – beispielsweise an Freizeit- und Kulturangeboten oder an politischen Prozessen. Wer empowert ist, kann auch andere Menschen dafür begeistern, ihr Leben selbstbewusster in die Hand zu nehmen.
Ein Ziel bei Kommune Inklusiv: Alle Menschen lernen mehr über ihre Stärken und ihre Fähigkeiten. Sie werden sich bewusst darüber, wie sie sich in das Projekt oder in die Stadt- oder Dorfgesellschaft einbringen können. Das gilt für Menschen aus den Zielgruppen genauso wie für Profis und Entscheider*innen.
Erkenntnisse aus Kommune Inklusiv:
- Machen Sie sich während des Projekts immer wieder bewusst: Empowerment ist die Voraussetzung für Partizipation – und Ihr Projekt kann nur mit Partizipation Erfolg haben.
- Empowern Sie alle Menschen, die sich in Ihrem Projekt engagieren und die Sie mit Ihrem Projekt erreichen möchten. Machen Sie Bürger*innen stark für einen Austausch auf Augenhöhe mit Profis und Entscheidungsträger*innen.
- Machen Sie Entscheider*innen und Profis stark für einen Austausch auf Augenhöhe mit den Bürger*innen.
- Es gibt viele Methoden für Empowerment und Partizipation. Für jede gilt: Die Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten müssen gehört und berücksichtigt werden.
Zu folgenden Inhalten springen
Ebenen des Empowerments
Persönliche Ebene
Selbstvertrauen gewinnen und das eigene Leben gestalten
Menschen lernen, welche Stärken sie haben. Sie lernen, für ihre Bedürfnisse und Wünsche einzutreten. Persönliches Empowerment bedeutet auch zu wissen, wo es Unterstützung gibt: im Freundes- und Bekanntenkreis, in Selbsthilfegruppen, Initiativen oder bei Behörden. Es ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für gemeinschaftliches und politisches Engagement.
Gemeinschaftliche Ebene
Als Gruppe aktiv werden
Empowerment auf der gemeinschaftlichen Ebene heißt: ermutigt sein, sich mit anderen Menschen zusammenschließen und sich beispielsweise in Selbsthilfegruppen, in Vereinen, in ehrenamtlichen Initiativen für die eigenen Interessen und für die Interessen anderer einzusetzen.
Politische Ebene
Lebensumfeld mitgestalten
Menschen setzen sich für soziale Gerechtigkeit oder kommunale Entscheidungen ein. Sie arbeiten beispielsweise als Expert*in in eigener Sache in Gremien mit. Sie bringen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten ein und gestalten ihr Lebensumfeld mit.
Institutionelle Ebene
Einrichtungen verändern sich
Soziale Einrichtungen, kommunale Verwaltungen und Politik schaffen Möglichkeiten für alle Menschen, als Expert*innen in eigener Sache in einem Projekt oder in einem Gremium zu partizipieren. Sie beziehen die Interessen der Menschen selbstverständlich in ihre Arbeit und ihre Entscheidungen ein. Das kann heißen: Soziale Einrichtungen beteiligen Menschen aus ihren Zielgruppen bei der Entwicklung und der Evaluation von Angeboten.
Neue Perspektiven gewinnen
Methoden für Empowerment
Empowerment und Partizipation sind Grundvoraussetzungen für Inklusion. Und sie verstärken sich gegenseitig: Empowerment ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen an politischen und gesellschaftlichen Projekten partizipieren. Gleichzeitig fühlen sich Menschen zusätzlich empowert, wenn sie durch Partizipation ein Problem lösen oder ihre Lebensumstände verbessern können.
Es gibt verschiedene Methoden, bei denen Bürger*innen stark gemacht werden für einen Austausch auf Augenhöhe mit Entscheidungsträger*innen – und andersherum.
Empowerment-Seminare
Empowerment-Seminare machen die Teilnehmer*innen nach und nach stark dafür, sich für ihre Interessen einzusetzen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In allen Kommune Inklusiv-Modellkommunen fanden Empowerment-Seminare statt.
In Empowerment-Seminaren lernen die Menschen, was sie gut können, was sie wollen und brauchen. Sie werden dabei unterstützt, Ziele für sich zu entwickeln. Und sie erkennen, wie sie diese Ziele selbst erreichen. Die Teilnehmer*innen lernen, wie sie ihr Leben selbstverantwortlich führen.
In Empowerment-Seminaren entwickeln die Teilnehmer*innen das Selbstbewusstsein, ihren Willen zu äußern und ihre Interessen öffentlich zu vertreten. Sie werden somit zu gesellschaftlichen Akteur*innen.
Erfahrungen aus den Modellkommunen
Cathrin Öhler aus der Verbandsgemeinde Nieder-Olm wurde im Empowerment-Seminar darin bestärkt, einen neuen Job zu finden. Sie hatte fast 15 Jahre in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet. Heute ist sie als Hauswirtschaftshilfe in einer Kindertagesstätte beschäftigt. Außerdem leitete sie eine Freizeitgruppe für Kommune Inklusiv. Öhler sagt: „Ich bin nicht mehr so zurückhaltend, offener geworden, trau mir auch mehr Sachen zu als vorher.“
Claudia Kaube aus der Modellkommune Schneverdingen fand in einem Empowerment-Seminar Kraft und Selbstvertrauen wieder. Durch eine chronische Krankheit hatte sie zuvor zunehmend das Gefühl bekommen, ins Abseits zu geraten. Gestärkt durch das Seminar, arbeitete sie unter anderem in der Kommune Inklusiv-Steuerungsgruppe in Schneverdingen mit. Außerdem setzt sie sich für mehr Barrierefreiheit in der Kommune ein.
Empowerment als Grundvoraussetzung für echte Partizipation
In diesem Video berichten Engagierte und Netzwerkkoordinatorinnen, warum Empowerment die Grundvoraussetzung für Partizipation ist.
Gemeinsame Netzwerk-Analyse
Die Methode kann Menschen vor Augen führen, wie wichtig sie für die Umsetzung eines Projekts sind und welche Funktion jede*r Einzelne im Netzwerk hat. Die gemeinsame Netzwerk-Analyse macht beispielsweise deutlich, dass jede*r Beteiligte Verbindungen zu anderen wichtigen Akteur*innen im Netzwerk hat oder dass er oder sie diese Verbindungen herstellen oder stärken könnte. Manchmal ist Netzwerk-Mitgliedern nicht bewusst, was sie zum Erfolg in einem Netzwerk oder Projekt beitragen. Die gemeinsame Netzwerk-Analyse zeigt dann beispielsweise, dass sie besonders gut darin sind, bestehende Beziehungen zu pflegen, mögliche Geldgeber*innen anzusprechen oder Räume zu organisieren. Auf diese Weise kann sie Menschen bestärken und sie dazu motivieren, sich (weiterhin) in ein Projekt einzubringen.
Community Organizing
Bürger*innen sollen ihre Stadt oder ihr Viertel selbstbestimmt mitgestalten – auch und vor allem Menschen, die bislang politisch nicht aktiv waren und deren Meinung von Politik und Verwaltung selten gehört wird. Anders als in einer einzelnen Bürgerinitiative mit einem bestimmten Thema geht es beim Community Organizing um den Aufbau einer dauerhaften Bürgerplattform. Diese Bürgerplattform wird zu einer Verhandlungspartner*in für Entscheidungsträger*innen vor Ort. Sie kümmert sich um die Themen, die die Menschen im Alltag betreffen und für die sie sich in ihrer Kommune oder ihrem Viertel selbst einsetzen möchten. Durch den Prozess sollen sich gesellschaftliche Strukturen ändern. Die Bürger*innen erfahren: Sie haben die Macht, ihre Lebensumstände im Viertel zu verbessern. Sie können für ihre eigenen Interessen eintreten und mit Entscheider*innen auf Augenhöhe sprechen.
In Deutschland gibt es Bürgerplattformen nach dem Prinzip des Community Organizing beispielsweise in Berlin, Köln und Duisburg. Sie setzen sich dafür ein, dass Wohngebiete saniert und Spielplätze gebaut werden, dass der Lkw-Verkehr nicht mehr durchs Viertel fährt, dass das Jobcenter mehr Mitarbeiter*innen einstellt oder dass mehr Ärzt*innen eine Praxis im Viertel aufmachen.
Kooperative Planung
Bei der kooperativen Projektplanung werden Menschen aus den Zielgruppen als Lebenswelt-Expert*innen von Anfang an einbezogen. Die kooperative Planung kann nur mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen erfolgreich sein. Die Erfahrungen mit der kooperativen Planung zeigen außerdem, dass dieser Prozess die Menschen zusätzlich in ihrem Selbstbewusstsein stärkt. Denn sie erfahren, dass ihre Meinung zählt und dass sie etwas bewegen können.