Erfolgsstrategie: Stiftung gründen und Ehrenamtliche einbinden
Gemeinsam in Steinheim (GeiSt): eine aktive Nachbarschaft für ältere Menschen
Steinheim, eine kleine Stadt in Ostwestfalen, hat 2008 in einer Befragung herausgefunden, was ältere Bürger*innen sich wünschen: Sie brauchen bezahlbaren barrierefreien Wohnraum, möglichst mit einer zugehörigen Pflegeeinrichtung. Sie möchten leicht Kontakt zu Menschen finden, die ihnen im Haushalt oder beim Einkaufen helfen. Sie haben den Wunsch nach gemeinsamen Aktivitäten. Wichtig ist ihnen auch, sich mit ihren Fähigkeiten aktiv einzubringen.
Die Stadtverwaltung setzte sich daraufhin mit dem Evangelischen Johanneswerk in Verbindung. Das Sozialunternehmen bietet Betreuung und Versorgung für ältere Menschen an. Zusammen beschlossen Stadt und Johanneswerk, ein Pflegeheim, eine Wohnanlage und ein Nachbarschaftszentrum zu bauen - das Helene-Schweitzer-Zentrum entstand. Quartiersarbeit sollte die drei Häuser vernetzen und für mehr Austausch zwischen den Generationen sorgen. Für diese Quartiersarbeit mit Kultur- und Freizeitangeboten startete das Johanneswerk das Modellprojekt „GeiSt – Gemeinsam in Steinheim “. Von 2014 bis 2017 förderte die Stiftung Wohlfahrtspflege das Projekt mit rund 420.000 Euro.
Die nachhaltige Finanzierung hatten die Koordinator*innen bereits vorher in die Wege geleitet: Sie gründeten 2011 die Johannesstiftung Steinheim . Die Johannesstiftung verwaltet das Projekt GeiSt seit Ende der Förderung 2017. Das Projekt lebt außerdem vom Engagement der Bürger*innen. Mehr als 70 Ehrenamtliche bringen Aktionsideen ein, entwickeln Angebote und organisieren Veranstaltungen.
Nachgefragt bei Karola Schmidt, Projektmitarbeiterin von GeiSt beim Johanneswerk
Kontakt
Was haben Sie getan, damit das Projekt GeiSt auch nach der ersten Förderung weiter bestehen konnte?
Für uns war es von Anfang an sehr wichtig, die Stadt, die Bürgerinnen und Bürger, die Kirchengemeinden und Vereine und das Evangelische Johanneswerk mit im Boot zu haben. So hatten wir ein starkes Netzwerk mit einem gemeinsamen Ziel: das Projekt GeiSt erfolgreich zu machen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war die Gründung der Johannesstiftung - mit dem Stiftungszweck, nachhaltige Quartiersarbeit in der Stadt Steinheim und den umliegenden Ortschaften zu finanzieren und zu sichern.
Aus welchem Geld besteht das Stiftungskapital?
Bei Firmen und Organisationen haben wir Sponsoren gesucht. Und auch Privatleute können auf unserer Webseite spenden. Einen Großteil haben die Stadt Steinheim und das Johanneswerk beigesteuert: Die Stadt hatte das Grundstück, auf dem heute das Helene-Schweitzer-Zentrum steht, an das Johanneswerk verkauft. Die Hälfte des Geldes aus diesem Verkauf gab die Stadt in die Stiftung. Das hatte der Stadtrat zuvor einstimmig beschlossen. Außerdem haben wir ein Darlehen vom Hospiz-Verein des Johanneswerks bekommen.
Das Herz des Projekts ist das nachhaltige Engagement von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Wie schaffen Sie es, dass sie dem Projekt treu bleiben?
Die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler haben wir bei einem Kick-off-Treffen im November 2014 gewonnen. Etwa 75 kamen auf unsere Einladung hin. Die Bürgerinnen und Bürger haben in Gruppen zusammengefunden, je nach Interessen und Fähigkeiten - und unter Berücksichtigung der Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Die Gruppen arbeiten sehr flexibel und unterstützen sich gegenseitig. Wichtig ist, dass die freiwillig engagierten Menschen ihre eigenen Ideen und Kreativität einbringen können. Das Projekt läuft nachhaltig gut, weil alle bei den gemeinsamen Aktionen viel Spaß haben und Anerkennung erfahren. Durch die gemeinsame Arbeit sind auch Freundschaften und persönliche Netzwerke entstanden.