Schwäbisch Gmünd: Wege zu einem inklusiven Sportverein
Wie kann Inklusion im Sportverein gelingen? Das haben Übungsleiter*innen von Sportvereinen und alle Sportbegeisterten, die sich für mehr Teilhabe engagieren wollen, Ende April in der Schulung „Wege zu einem inklusiven Sportverein“ erfahren.
Das Team von Kommune Inklusiv macht mit
Kommune Inklusiv Schwäbisch Gmünd hat die Veranstaltung zusammen mit der Stadtverwaltung, dem Turn- und Sportbund Schwäbisch Gmünd (TSB) und dem MTV Stuttgart organisiert. Im praktischen Teil der Schulung berichtete Jörg Sadowski von seinen Erfahrungen im inklusiven Sport und zeigte, wie eine inklusive Sportgruppe aussehen kann. Er arbeitet seit über 30 Jahren in diesem Bereich und organisiert in Schwäbisch Gmünd inklusive Hockey- und Boccia-Angebote. Durch den theoretischen Teil führte Mandy Pierer. Sie ist Inklusionsmanagerin beim MTV Stuttgart.Die Sportarten an die Menschen anpassen
„Wir als Trainer*innen können vieles tun, um die Sportarten an die Menschen anzupassen, die den Sport betreiben“, sagt Mandy Pierer. „Egal ob es ältere Menschen, schwangere Frauen oder Menschen mit Behinderung sind.“ Gemeinsam zu trainieren sei grundsätzlich problemlos möglich, etwa bei leichtathletischen Disziplinen oder beim Badminton.
Leichtathletik ist ein sehr individueller Sport, bei dem die Sportler*innen ein auf sie zugeschnittenes Training absolvieren. Alle können deshalb in ihrem eigenen Tempo nebeneinander trainieren. Beim Badminton gibt es zwischen der Variante für Menschen im Rollstuhl und der Variante für Menschen ohne Rollstuhl nur einen Regelunterschied bei der Spielfeldgröße. Einigen sich Rollstuhlnutzer*innen und stehende Spieler*innen auf eine Spielfeldgröße, können auch sie gut gemeinsam trainieren.
Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen oft nur eine genauere oder einfachere Erklärung, um bei einer Sportart wie Badminton mitmachen zu können. Für Menschen mit körperlicher Behinderung ist entscheidend, dass die Sportanlage barrierefrei ist
Kommune Inklusiv plant Weiterbildung für Trainer*innen
Viele Sportstätten sind jedoch nicht barrierefrei. Das erschwert Inklusion beim Sport. Es fehlen etwa Rampen für Menschen mit Mobilitätseinschränkung oder Leitsysteme für blinde Menschen. Nur wenige Vereine haben inklusive Sportangebote.
Mandy Pierer leitet beim MTV Stuttgart seit neun Jahren eine inklusive Jugendsportgruppe für Rollstuhlfahrer*innen, die Wheelers. „Teilweise werden Kinder anderthalb Stunden aus dem Schwarzwald nach Stuttgart gefahren, weil sie in ihrem Landkreis keinen Verein finden, der ihnen Sport ermöglicht. Wer gezielt inklusive Angebote sucht, findet immer einzelne Menschen, die sich engagieren. Grundsätzlich ist für inklusiven Sport aber noch viel zu tun“, sagt sie.
Eine Herausforderung ist, Übungsleiter*innen für inklusiven Sport zu finden. Kommune Inklusiv Schwäbisch Gmünd plant deshalb, inklusive Weiterbildungen für Trainer*innen anzubieten. Ziel ist, dass Trainer*innen lernen, auf die verschiedenen Bedürfnisse aller Sportler*innen einzugehen. „Wir werden uns nach der Schulung zusammensetzen und dann die Weiterbildungen nach Bedarf planen“, sagt Kommune Inklusiv-Koordinatorin Simone Waibel.
Schritte auf dem Weg zu mehr Inklusion im Sport
Fortbildungen sind ein wichtiger Baustein für mehr Inklusion im Sport. Auch Sport in gemischten Mannschaften kann das Verständnis für Vielfalt fördern. In einem sogenannten „Unified Team “ sollen beim MTV Stuttgart bald Kinder und Jugendliche mit und ohne Lernschwierigkeiten zusammen Fußball spielen. Beim inklusiven Wheelsoccer-Turnier lädt der Verein neben Wheelsoccer-Mannschaften auch junge Fußballer*innen ohne körperliche Behinderung ein. Sie spielen dann im Rollstuhl bei dem Turnier mit.
Mandy Pierer ist wichtig, dass vor allem Kinder und Jugendliche erfahren: Vielfalt und Inklusion im Sport sind selbstverständlich. Das lernen sie zum einen, indem sie selbst bei inklusiven Sportgruppen mitmachen. Mandy Pierer wünscht sich aber auch, dass Jugendliche Übungsleiter*innen werden können. Momentan geht das noch nicht. Sie müssen dafür volljährig sein. Außerdem betont Mandy Pierer die Rolle von Vorbildern: „Wir brauchen mehr Sportler*innen, Trainer*innen, Vereinsvorstände und Abteilungsleiter*innen, die anderen zeigen, dass Inklusion im Sport gar nicht schwer umzusetzen ist.“