Erlangen unterstützt Menschen, die sich einsam fühlen
Erlangen, August 2021
Die Pandemie hat die Initiative Kommune Inklusiv in allen Modellgemeinden beeinflusst. Viel mehr als vorher sind die Menschen im Alltag und im Job auf digitale Möglichkeiten angewiesen. Auch zwischenmenschliche Beziehungen fanden zeitweise ausschließlich im Internet statt. Dadurch hatten viele Menschen kaum persönlichen Austausch. Die Folge: Isolation und Einsamkeit.
Kommune Inklusiv Erlangen hat auf beide Herausforderungen reagiert: Das Projektteam organisierte einen Smartphone- und Tablet-Kurs. Außerdem gründete es die Arbeitsgruppe Einsamkeit.
Smartphone und Tablet richtig bedienen
„Der Smartphone- und Tablet-Kurs richtet sich an Seniorinnen und Senioren mit einer Hörbehinderung“, erklärt Netzwerk-Koordinatorin Ina Fischer. „Wir haben ihn angeboten, weil die Leiterin der Selbsthilfegruppe ‚Schwerhörige, Ertaubte, CI-Träger’ auf mich zukam. Sie hatte schon von einigen ältere Mitbürgerinnen und Mitbürgern gehört, dass es ihnen schwerfiel, ihre Geräte zu bedienen. Das ist natürlich gerade in Zeiten von Corona hinderlich. Deshalb stand schnell fest, dass wir diese Kurse anbieten.“Die Teilnehmer*innen erhielten in einem dreiteiligen Workshop wichtige Tipps und Anleitungen von einem Referenten der Volkshochschule in Erlangen. Sein Smartphone spiegelte der Referent auf ein digitales Whiteboard. So konnten alle Teilnehmer*innen genau sehen, was er gerade auf dem Gerät machte. Außerdem konnten sich die Teilnehmer*innen vor Ort mit ihren Hörgeräten an die Induktionsanlage koppeln.
Digital miteinander verbunden – und doch einsam
Der Referent zeigte Handgriffe, die für die Bedienung von Smartphone und Tablet wichtig sind: Runterwischen, um in den Flugmodus zu kommen. Den Klick zur Kontaktliste. Die Aktivierung der Bluetooth-Verbindung. Dabei erfuhren die Teilnehmer*innen unter anderem, dass das Zeichen für Bluetooth aus zwei Runen besteht: Sie stehen für die Initialen eines dänischen Königs, der im zehnten Jahrhundert lebte.
Was während der Pandemie ebenfalls deutlich wurde: Viele Menschen fühlen sich einsam. „Einsamkeit ist ein großes Phänomen unserer Zeit“, sagt die Netzwerk-Koordinatorin Felicitas Keefer. „Das wirkt widersprüchlich vor dem Hintergrund, dass in der digitalisierten Welt scheinbar immer alle miteinander verbunden sind – vor allem junge Menschen. Doch auch ein junger Mensch hat Schwierigkeiten, neue Leute kennenzulernen, wenn er während der Pandemie in eine neue Stadt zieht. Er oder sie ist genauso gefährdet zu vereinsamen, wie ein älterer Mensch, der nur noch wenige soziale Kontakte hat. Oder ein Single um die 40, der oder die seit Wochen allein von zuhause aus arbeitet.“
Von der Arbeitsgruppe Senior*innen zur Arbeitsgruppe Einsamkeit
Ursprünglich hatte die Kommune Inklusiv-Arbeitsgruppe ausschließlich die Zielgruppe der vereinsamten Senior*innen im Blick. Nun erweiterte Netzwerk-Koordinatorin Keefer die Arbeitsgruppe auf alle Menschen, die sich einsam fühlen.
Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe Einsamkeit treffen sich etwa alle vier bis fünf Wochen, um Erfahrungen auszutauschen. Zum Beispiel darüber, wie sich einsame Menschen in Erlangen erreichen lassen. Künftig wollen die Aktiven unter anderem dafür sorgen, dass auch Menschen mit Einsamkeitserfahrungen die Angebote nutzen, die es in Erlangen gibt – beispielsweise Stadtteilcafés. Wenn sich herausstellt, dass es weiteren Bedarf gibt, will die Gruppe neue Angebote entwickeln, bei denen sich Menschen unkompliziert begegnen können. Und bei denen sich alle jederzeit willkommen fühlen.
Film-Tipp:
Anlässlich des Aktionstags gegen Depression hat Felicitas Keefer für Kommune Inklusiv Erlangen ein Video über Einsamkeit gedreht. Es soll aus unterschiedlichen Perspektiven über das Thema aufklären.