Die Heimatverbundene: Jessica Bleifuß
Schneverdingen, Oktober 2020
„Ich bin ein echtes Schneverdinger Pflänzchen. Bin hier geboren und aufgewachsen. Nur für mein Soziologie-Studium und einen Abstecher in die Arbeitswelt als Redakteurin hat es mich einige Zeit nach Hamburg verschlagen.
Ich hoffe sehr, dass wir mit Kommune Inklusiv die Lage derjenigen verbessern, die bei uns am Rand stehen. Und dabei denke ich durchaus auch ein bisschen an mich selbst: Schließlich werde auch ich mal alt. Und wenn ich mir vorstelle, in einem Ort zu leben, der für mich auch als alter Mensch lebenswert ist und in dem ich trotz eventueller Einschränkungen aktiv sein kann, finde ich das großartig. Mit Kommune Inklusiv möchte ich außerdem die Vorbehalte gegen Inklusion im Bildungsbereich angehen. Ich engagiere mich seit einigen Jahren an den Schulen meiner Kinder als Elternvertreterin. In dieser Zeit habe ich mitbekommen, wie viele Vorurteile es gibt. Natürlich kann schulische Inklusion nicht funktionieren, wenn ein Großteil der Leute sie schon im Vorfeld ablehnt! Alle Kinder bei uns sollten jedoch die Chance bekommen, inklusiv aufzuwachsen. Sie sind noch offen und vorbehaltslos. Wenn wir ihnen schon im Kindergarten und in der Schule vermitteln, dass Verschiedensein das Normalste der Welt ist und dass dieses Verschiedensein gut ist, dann wächst eine Generation heran, die auf ganz neue Weise miteinander umgeht.
Natürlich sind mir alle unsere Zielgruppen wichtig. Aber es liegt mir ehrlicherweise schon sehr am Herzen, etwas für Kinder zu machen. Mein Lieblingsprojekt ist unser inklusives Bilderbuchkino: Hier lassen wir von bekannten und weniger bekannten Schneverdinger*innen Kinderbücher vorlesen, filmen das Ganze und stellen es ins Netz. Mich trifft man allerdings eher selten vor dem Computerbildschirm an. Am liebsten bin ich nämlich mit unserem Pudel Sammy draußen in der Natur unterwegs. Mit ihm und meinen zwei Jüngsten gehe ich zum Beispiel gerne ins Waldklassenzimmer. Dort stehen alte Buchen, es gibt eine Köhlerhütte und die Kinder können toll spielen. Mein ältester Sohn treibt sich inzwischen lieber mit seinen Freunden herum oder hilft, wenn er Zeit findet, auf dem Bauernhof meines Onkels mit. Der gehörte früher meinen Großeltern. Als Kind war ich auch viel dort. Vor allem meine Oma hat mich sehr inspiriert. Sie war einfach eine tolle Frau, die immer gemacht hat, was nötig war. Die immer für alle da war, die sie brauchten.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Normalität wieder ins Leben einkehrt. Dass eine Zeit nach Corona kommt. Ich habe nämlich das Gefühl, dass die Gesellschaft unter diesem verstärkten Druck nicht mehr zusammenhält, wie sie sollte. Wenn man die Nachrichten verfolgt, zeigt sich eine zunehmende Spaltung. Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr zusammenhalten. Meinem Gefühl nach klappt das hier in Schneverdingen gut. Aber wenn ich Deutschland als Ganzes betrachte, dann macht mir das Sorgen. Deshalb: Lasst uns füreinander einstehen und das Beste aus der gegenwärtigen Situation machen – egal was kommt.“