Die Macherin: Gracia Schade
Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Oktober 2020
„Inklusion ist so etwas wie meine Lebensaufgabe. Das klingt vielleicht kitschig, aber so ist es. Ich kann nichts anderes als Inklusion! Ich hoffe, dass ich am Ende meines Lebens die Welt ein klein wenig bunter gemacht haben werde. Auf dem täglichen Weg dorthin inspirieren mich Menschen aus meinem Umfeld und andere Aktivist*innen. Besonders Ottmar Miles-Paul hat mich geprägt. Er war mein erster Chef. Ohne ihn wäre ich heute definitiv nicht die, die ich bin.
Mit Kommune Inklusiv hat sich mein Horizont erweitert. Denn wir konzentrieren uns nicht ‚nur’ auf Menschen mit Behinderung, sondern auch auf Senioren*innen und Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Das hat dafür gesorgt, dass ich das Thema Sprache mit ganz neuen Augen sehe. Wie kompliziert wir uns oft ausdrücken! Es geht meistens viel einfacher oder leichter. Einfache Sprache und Leichte Sprache sind auch Aspekte von Barrierefreiheit. Weil uns dieses Thema wichtig ist, habe ich im Jahr 2019 die Aktion ‚30 Tage – 30 Barrieren’ gestartet. Ich wollte auf Mängel vor Ort aufmerksam machen. Und zeigen, dass Barrierefreiheit nicht teuer sein muss. Dass bereits kleine Maßnahmen und geringe finanzielle Mittel etwas bewirken können. Die Aktion hat jedenfalls etwas bewirkt: In nächster Zeit sollen einige der Lösungsvorschläge umgesetzt werden.
Obwohl es natürlich noch einiges zu tun gibt, lebt es sich auch für mich im Rollstuhl sehr gut in der Verbandsgemeinde. Gerade mit unserem Hund Jakob unterwegs zu sein, ist manchmal ganz witzig. Als Frau im Rollstuhl bekomme ich normalerweise viel Hilfe angeboten. Aber wenn es darum geht, Hundehinterlassenschaften aufzuheben, lassen die Hilfsangebote eher auf sich warten... Bin ich nicht mit dem Hund unterwegs oder inklusiv im Einsatz, zählen Schokolade und Schnitzel zu meinen Leidenschaften. Am Wochenende erhole ich mich gerne bei einem Glas Wein oder Gin Tonic von meiner arbeitsintensiven Woche und lese. Am liebsten leichtverdauliche Bücher wie historische Romane. An dem Genre mag ich, dass es Wissen und oft politische Themen unterhaltend transportiert. So habe ich viel über die Rolle der Frau in anderen Epochen gelernt. Zuletzt gelesen habe ich „Die Ärztin“ und die Trilogie „Töchter einer neuen Zeit“.
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich die Menschen wieder mit mehr Respekt begegnen. Dass sie nachdenken, bevor sie etwas über die Sozialen Medien raushauen. Mich stört es, dass negative Erfahrungen mit Menschen aus einer bestimmten Gruppe – und jeder Mensch gehört immer zu irgendeiner Gruppe – bei manchen zu Verallgemeinerungen und Hass führen. Es gibt überall Menschen, mit denen man sich versteht. Menschen mit oder ohne Behinderung, Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund. Und es gibt überall Menschen, mit denen man sich nicht versteht. Das ist ganz normal und hat nichts mit den Merkmalen einer Person zu tun.“