Koordinator*innen machen digitalen Stadtführer inklusiv
Rostock, April 2022
Seit 2014 gibt es in der größten der fünf Modellkommunen den Rostock Cityguide. Mit dieser Stadtführer-App finden Bürger*innen und Tourist*innen schnell die passende Bar für den Abend, die Adresse vom Einwohnermeldeamt oder eine Zahnarztpraxis in der Nähe. Seit neuestem ist diese App inklusiv - dank Kommune Inklusiv.
Die Koordinator*innen von Kommune Inklusiv Rostock haben den digitalen Stadt- und Branchenführer gemeinsam mit den App-Entwickler*innen überarbeitet. Vor Ort können jetzt alle Menschen Angebote, Lokale und Veranstaltungen finden, die für sie passen.
Einfach barrierefreie Angebote finden
Die App bietet nun Übersetzungen ins Englische, Arabische und Russische an. Und sie hat einen sogenannten ReadSpeaker, der die Einträge bei Bedarf laut vorliest. Außerdem können Nutzer*innen alle Angebote nun nach Barrierefreiheit filtern. Sie können nach Angeboten mit Hör- oder Sehunterstützung suchen, nach familienfreundlichen Angeboten oder nach Orten, die gut mit Bus und Bahn erreichbar sind. Weitere Such-Kriterien sind „Bewegungsfreiheit“ für Menschen im Rollstuhl, mit Gehhilfe oder Kinderwagen und „Verständlichkeit“ für mehrsprachige Angebote und gute Beschilderungen.
Jedes Such-Kriterium ist zusätzlich in genauere Punkte unterteilt. So kann Unterstützung für Menschen mit Seheinschränkungen beispielsweise bedeuten: Angebote in Brailleschrift, ein Blindenleitsystem oder gut erkennbare Treppen mit Handläufen. Ist es einem Menschen mit Seheinschränkung beispielsweise wichtig, in einer Behörde ein Blindenleitsystem zu haben, findet er diese Information direkt.
Tragen Unternehmen und Organisationen ein Angebot im digitalen Branchenführer ein, müssen sie ab sofort Auskunft darüber geben, welche Kriterien und Punkte von Barrierefreiheit es erfüllt.
Kommune Inklusiv unterstützt App-Entwickler*innen mit Fachwissen
Die Idee für eine inklusive Stadtführungs-App in Rostock gab es schon bei der Bewerbung für Kommune Inklusiv. Die Netzwerk-Koordinator*innen Anja Schulz und Erik Ortlieb fanden es sinnvoll, bereits bestehende Angebote zu nutzen und inklusiver zu machen. „Deshalb haben wir uns entschieden, mit dem Rostock Cityguide zusammenzuarbeiten“, sagt Anja Schulz. „Wir haben mit dem EHS-Verlag, der die App entwickelt, überlegt, wie sie sich inklusiver gestalten lässt. Der Geschäftsführer reagierte sehr aufgeschlossen. Er hat Inklusion direkt als Chance verstanden.“
Die Koordinator*innen unterstützten den Verlag mit ihrem Fachwissen: Mehrsprachigkeit, der ReadSpeaker und die Filtermöglichkeit für barrierefreie Angebote waren ihnen sehr wichtig. Außerdem arbeiteten sie daran, dass die App optisch leicht verständlich ist. Für die Filter sollte es selbsterklärende Symbole geben. Die Koordinator*innen verbrachten viel Zeit mit den Überlegungen dazu.
„Wir haben beispielsweise lange über das Rollstuhl-Symbol für das Kriterium Bewegungsfreiheit diskutiert“, erklärt Koordinator Erik Ortlieb. „Dagegen sprach, dass es den Eindruck macht, Bewegungsfreiheit betreffe nur Menschen im Rollstuhl. Dafür sprach: Die Leute wissen meistens, was damit gemeint ist.“
Bewusstsein für Barrierefreiheit fördern
Im Februar 2022 startete eine Plakatkampagne für den inklusiven Stadtführer. Damit ging das Projekt an die Öffentlichkeit. „Die neuen Cityguide-Funktionen ermöglichen allen Rostockerinnen und Rostockern mehr Selbstbestimmtheit“, sagt Anja Schulz. „Bei den Anbietern sollen sie das Bewusstsein für Barrierefreiheit fördern.“
Unternehmen und Institutionen sollen motiviert werden, Möglichkeiten der Teilhabe für alle zu schaffen. Denn dann erscheinen ihre Angebote auch, wenn Nutzer*innen Such-Filter anwenden. „Mit barrierefreien Angeboten können Unternehmen mehr Menschen ansprechen und damit neue Zielgruppen gewinnen“, sagt Erik Ortlieb.
Mitmachen erwünscht
Erik Ortlieb und Anja Schulz freuen sich über alle, die mithelfen, die App wachsen zu lassen. Der Rostock CityGuide soll zu einem Mitmach-Stadtführer werden: Indem Nutzer*innen beispielsweise gute Angebote eintragen, Rückmeldung zu bestehenden Einträgen geben oder Einträge korrigieren. Auch Rückmeldungen zur Nutzerfreundlichkeit sind erwünscht, um die App weiter zu verbessern.Das nächste Ziel, an dem die Koordinator*innen mit den App-Entwickler*innen arbeiten, ist eine Übersetzung der App in Leichte Sprache.
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