Wann ist es eine „gute Geschichte“?
Die Frage könnte auch lauten: Wie funktionieren Medien? Denn wenn Sie wissen, wie Nachrichtenmagazine, Lokalzeitungen oder Fernsehsender arbeiten, dann wissen Sie auch, wann Sie eine gute Geschichte haben.
Medien müssen immer eine Auswahl aus unzähligen Mails mit Anfragen, Einladungen und Themenvorschlägen treffen und entscheiden, was Leser*innen, Zuhörer*innen oder Zuschauer*innen gefallen könnte. Eins der wichtigsten Kriterien dafür, dass Ihre Nachricht einen Vorteil gegenüber anderen hat, ist die Aktualität. Wenn etwas ganz neu ist, ein Trend, ein Angebot, ein Erfolg, eine Aktion, dann haben Sie ein gutes Argument für Ihre Geschichte.
Beispiele für Aktualität:
- Die Verbandsgemeinde Nieder-Olm startet eine Apothekensprechstunde.
- Eine neue Internetseite für Ehrenamtliche unterstützt Schneverdinger Vereine und freiwillige Helfer*innen.
- Bürger*innen sollen mitreden: Die Mitmach-Veranstaltung „Dialog mit Rostock“ findet erstmals statt.
- Neue Veranstaltung für alle Bürger*innen: Schwäbisch-Gmünd bietet Gebärdensprachkurs für Anfänger*innen an.
- Stadtmuseum Erlangen eröffnet Sonderausstellung „BarriereSprung. Vom Leben mit Behinderung“ - Oberbürgermeister Dr. Florian Janik spricht zur Eröffnung
Ein ebenso wichtiges Kriterium ist das Besondere. Menschen interessieren sich für ungewöhnliche Ereignisse, für beeindruckende Lebensgeschichten, unerwartete Wendungen. Und wenn Menschen sich dafür interessieren, finden auch oft Medien diese Geschichten interessant.
Beispiele für das Besondere:
- Erst Flüchtling, dann Lehrerin: Junge Frau aus Syrien gibt Mathe-Nachhilfe.
- „Endlich traue ich mich wieder raus“: 85-Jährige fährt seit 20 Jahren zum ersten Mal wieder Bus - der Hol- und Bringservice der Verbandsgemeinde Nieder-Olm wirkt.
- Eine kleine Gemeinde gewinnt einen Inklusionspreis für ihr außerordentliches Engagement.
Was Interesse erzeugt
Es gibt weitere gute Argumente für Ihre Geschichte. Wir stellen einige davon vor:
Prominenz: Können Sie einen prominenten Menschen für Ihre Aktion gewinnen, der Sie unterstützt? Manche Medien kommen zum Beispiel (fast) zu jeder Veranstaltung, zu der der ehemalige Kölner Fußballtorwart Toni Schumacher kommt, und berichten darüber. Es muss nicht unbedingt ein internationaler Superstar sein. Oft reicht es, wenn Sie eine vor Ort bekannte Band, eine beliebte Politikerin, einen bekannten Aktivisten oder eine sehr erfolgreiche Sportlerin für Ihr Projekt gewinnen können.
Örtliche, soziale, geopolitische Nähe: Vielen Menschen interessieren sich für Dinge, die ihnen nah sind. Beispiel für örtliche Nähe: Kino in Schneverdingen stellt sein neues Programm für den Sommer vor. Beispiel für soziale und gleichzeitig geopolitische Nähe: Auch in Brasilien bleiben wegen Corona alle zu Hause - so können wir von den Brasilianer*innen lernen.
Gefühl: Kinder und Tiere, am besten Tierbabys, erzeugen viel Aufmerksamkeit. Eröffnet eine neue Blindenhund-Schule an Ihrem Ort? Gibt es vielleicht sogar ein Kind, das bald einen Blindenhund bekommt? Sie können diese Geschichte anbieten und dabei auf Ihr Projekt aufmerksam machen, das die Blindenhund-Schule ins Leben gerufen hat. Doch auch andere emotionale Geschichten können Aufmerksamkeit erzeugen: 2015 haben es viele Geschichten in lokale und überregionale Medien geschafft, die von Familien mit Fluchterfahrung, schwierigen Startbedingungen in Deutschland und engagierter Hilfe von Bürger*innen und Initiativen erzählt haben.
Fortschritt: Gibt es eine viel bessere Methode als zuvor, um ehrenamtliches Engagement zu organisieren? Müssen nicht mehr alle Menschen ins Rathaus kommen, um Infos für schwerbehinderte Menschen zu erhalten? Können diese Menschen jetzt auch in ihrem Stadtviertel beraten werden? Vielleicht gewinnen Sie für diese Geschichte lokale Medien.
Nutzen: Bietet Ihr Projekt Lösungen für ein Problem an, dass viele Menschen an einem Ort betrifft? Zum Beispiel eine ehrenamtlich organisierte Einkaufshilfe für Menschen, die sich nicht so gut bewegen können? Diese Geschichte könnte vor Ort viele Menschen und damit die lokalen Medien interessieren.
Auf den Punkt kommen
Denken Sie daran, dass Sie mit Ihrer Pressemitteilung nur ein erstes Interesse für Ihre Geschichte wecken wollen. Das Ziel ist: Reporter*innen wollen mehr über Ihre Geschichte erfahren, rufen an, kommen vorbei oder möchten mit den von Ihnen beschriebenen besonderen Menschen sprechen. Wenn die Reporter*innen einmal da sind, können Sie sie umfassend informieren.
Auch Ihre Botschaft ist wichtig. Doch denken Sie daran: Weniger ist mehr. EINE Botschaft mehrmals in verschiedenen Wortlauten zu wiederholen ist besser, als fünf verschiedene Botschaften unterzubringen.
Der richtige Zeitpunkt
Bedenken Sie auch, dass manchmal nur der Zeitpunkt darüber entscheidet, ob eine Geschichte in die Medien kommt oder nicht. Tritt zum Beispiel eine wichtige Politikerin zurück, wird der Trainer eines vor Ort sehr beliebten Sportvereins entlassen oder kämpfen gerade alle mit den Folgen einer Überschwemmung, müssen andere Nachrichten und Geschichten weichen. Sie können nicht immer wissen, wann so ein großes Ereignis stattfindet. Doch behalten Sie diese Ereignisse im Blick und überlegen Sie, ob Sie eine Pressemitteilung oder eine Aktion um eine Woche verschieben können. Eine andere Möglichkeit wäre, solche Ereignisse in Ihre Öffentlichkeitsarbeit einzubinden. Zum Beispiel: Freiwilligenbörse kann Helfer*innen und Überschwemmungsopfer schnell zusammenbringen.
Wenn Sie eine gute Geschichte gefunden haben, schauen Sie sich im "Infoblatt: So schreiben Sie eine Pressemitteilung (PDF) “ an, wie Sie eine entsprechende Pressemitteilung schreiben.