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Der Rollstuhl als Hilfsmittel im Alltag

Der Rollstuhl als Hilfsmittel

Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen nutzen einen Rollstuhl, der ihnen die Möglichkeit auf einen selbstbestimmten Alltag gibt. Es gibt viele verschiedene Rollstuhlarten, die auf die Bedürfnisse der Benutzer*innen angepasst sind. Einige sind besonders leicht, andere klappbar oder elektrisch, manchen haben spezielles Zubehör. So können die Hilfsmittel zwar in einer Welt voller Hürden und Treppen nicht das Gehen ersetzen, aber sie geben den Nutzer*innen Mobilität, Lebensqualität und Unabhängigkeit. 

Der Rollstuhl kann für die Nutzer*innen im besten Fall wie ein zusätzliches Körperteil sein, ähnlich einer Prothese. Deswegen sollte er wie ein Maßanzug sitzen. Denn er ist weit mehr als ein einfacher Stuhl mit Rollen. Er ist weit mehr als ein Bürostuhl, in dem man seine Arbeit verrichtet und danach aufsteht und seiner Wege geht. Deshalb gibt es verschiedene Modelle für unterschiedliche Bedürfnisse.

Grafik eines Rollstuhls mit der Benennung der verschiedenen Geräteteile.

Rollstuhl ist nicht gleich Querschnittlähmung

Nicht jede*r Rollstuhlnutzer*in ist querschnittgelähmt. Tatsächlich nutzen die meisten Menschen den Rollstuhl aus einem anderen Grund. Manche können sich auch noch hinstellen und ein paar Schritte gehen, benötigen aber für längere Strecken einen Rollstuhl als Hilfsmittel. 

Andere Gründe für eine Rollstuhlnutzung können sein:

  • Multiple Sklerose,
  • ALS
  • Muskelerkrankungen
  • Schlaganfall
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Beinamputation
  • Cerebralparese
  • altersbedingte Schwäche
  • und viele mehr.

Auch bedeutet die Nutzung eines großen, elektrischen Rollstuhls nicht, dass die Nutzer*innen auch geistig eingeschränkt sind. Spätestens der Blick auf Stephen Hawking liefert den Beweis, dass eine körperliche Behinderung nicht zwangsläufig eine geistige Einschränkung mit sich bringt.

Welcher Rollstuhl ist der richtige?

Der menschliche Körper ist, wie man so schön sagt, nicht „rollstuhlgerecht.“ Wer täglich bei der Arbeit sitzen muss weiß, dass man schnell mal Rücken- oder Nackenschmerzen bekommen kann, wenn man „falsch“ sitzt. Werden diese Schmerzen immer weiter ignoriert, kann das schnell zu Folgeschäden führen. Weitaus schlimmer ist es, wenn man gar nicht anders kann als zu sitzen und eben darauf angewiesen ist, dass man im Rollstuhl gut sitzt. Daher ist es sehr wichtig, dass jeder Rollstuhl und die Ausstattung individuell an die Benutzer*innen angepasst wird, wenn er als Alltagshilfe genutzt wird. Das gilt fürs Sitzkissen über die Reifen bis hin zum Zubehör.

Bei einem Rollstuhl, den man mit der eigenen Muskelkraft antreibt, ist es sehr wichtig, dass dieser so leicht wie möglich gebaut wird. Jedes Zusatzgewicht belastet die Gelenke. Hand und Schultern sind für eine solche Belastung ursprünglich nicht gedacht und verschleißen daher sehr schnell. 

Neben dem Gewicht kann man auch ergonomische Greifreifen benutzen, um der Arthrose in den Händen vorzubeugen. Das sind die Reifen an den großen Rädern, mit denen man den Rollstuhl antreibt. 

Auch das Sitzkissen wird individuell ausgesucht, denn es trägt sehr auschlaggebend dazu bei, wie man im Rollstuhl sitzt. Des Weiteren kann es auch Dekubitus (also Druckstellen und Wunden vom Sitzen und Schwitzen) vorbeugen. Daher ist es wichtig, dass das Sitzkissen regelmäßig erneuert wird, da es spätestens nach zwei Jahren durchgesessen ist und die Dekubitus-Gefahr wieder steigt.

Es gibt also bei der Wahl des Rollstuhls einiges zu beachten.

Das stille, barrierefreie Örtchen

Es gibt viele Gründe, warum es spezielle Toiletten für Menschen mit Behinderung gibt. Rollstuhlnutzer*innen brauchen mehr Platz und die Toilette darf nicht zu hoch und nicht zu tief sein. Dafür gibt es Normen.

Sauberkeit ist auch besonders wichtig, denn die meisten können nicht anders, als sich auf die Toilette setzen zu müssen. Für Menschen, die zum Beispiel einen Katheter benutzen müssen, ist eine hygienische Toilette noch viel wichtiger.

Damit die Toilette so sauber wie möglich bleibt und auch nur Befugte sie benutzen, ist in Europa das System mit dem Euroschlüssel eingeführt wurden. 

Der Euro-Key für Rollstuhlfahrer*innen

Vom Darmstädter Verein „Club Behinderter und ihrer Freunde, Darmstadt und Umgebung e.V.“ wird geprüft, wer auf die Behindertentoilette angewiesen ist. Diesen Personen wird der Euroschlüssel ausgehändigt.

Es ist wichtig, dass die Toilette nach Benutzung wieder abgeschlossen wird. So wird gewährleistet, dass sie sauber bleibt und nur Befugte diese Toilette benutzen. Es ist wie bei den Behinderten-Parkplätzen: Es ist meist nur eine Toilette für Menschen mit Behinderung vorhanden. Wenn sie besetzt ist, kann ich nirgendwo anders hin.  

Im Übrigen sind nicht nur Rollstuhlnutzer*innen befugt diese Toiletten zu benutzen. Mehr dazu in den untenstehenden Links und in dem Artikel über unsichtbare Erkrankungen und Behinderungen

Leona und Ellen lachen in die Kamera. Sie sitzen beide Rollstuhl.

#OrteFürAlle – Toilette im Zoo

Leona und Ellen waren für uns im Osnabrücker Zoo unterwegs und haben getestet, wie barrierefrei der Toiletten-Zugang dort ist.

Der Rollstuhl: Barriere im Notfall. 

Wer als Rollstuhlnutzer*in im Notfall mit dem Krankenwagen transportiert werden muss, hat oft ein Problem. Die allermeisten Rollstühle können im Krankenwagen nicht mittransportiert werden, da dort kein Platz ist. Im Notfall braucht man als Rollstuhlnutzer*in also eine liebe Begleitperson mit einem passenden Auto, um den eigenen Rollstuhl ins Krankenhaus zu bringen. 

Die verfügbaren Standardrollstühle im Krankenhaus sind allerdings für die allermeisten Nutzer*innen keine Alternative. Je ausgeprägter die Behinderung, desto weniger entsprechen diese standardisierten Rollstühle den persönlichen Anforderungen. Denn diese Mobilitätshilfen haben eine Standardgröße, die in den allermeisten Fällen zu groß ist (also beim Sitzen nicht unterstützt) und man kann sie nur sehr eingeschränkt selbst antreiben.    

Barrierefreien Rollstuhl-Alltag gestalten

An vielen Orten muss noch viel geschehen, damit Rollstuhlnutzer*innen auch wirklich alles selbst machen und teilhaben können. Daher ist es sinnvoll, vor dem (Um)Bau eines Gebäudes mit Betroffenen zusammenzuarbeiten, egal ob beim Straßen-, Hotel- oder Häuserbau. So kann sichergestellt werden, dass die Teilhabe und Selbstständigkeit der Zielgruppe gesichert ist.

So manches Mal, kann es teuer werden, wenn ein Gebäude barrierefrei werden soll. Die Aktion Mensch hat dafür bereits einige Projekte finanziell unterstützt und ermöglicht.

Reisen und Spontanität mit dem Rollstuhl

Umweltbewusstes Reisen mit Bus oder Bahn ist als Rollstuhlnutzer*in nur sehr eingeschränkt möglich. Und leider widersprechen sich in Deutschland meist noch Reisen und Spontanität mit dem Rollstuhl. Vor allem wenn Rollstuhlnutzer*innen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen oder müssen, da diese nicht barrierefrei sind.

Mehr Geschichten aus dem Leben

Eine Frau mit kurzen grauen Haaren und sommerlicher Kleidung sitzt in ihrem Rollstuhl vor einem Süßwarenladen und hält eine ihrer selbstgebauten Legorampen auf dem Schoß. Auf der Rampe sind bunte Gummibärchen abgebildet.

Legorampen für Deutschland

Steinchen für Steinchen für mehr Barrierefreiheit – in vielen Städten wird bereits gezeigt wie es geht. Denn in Köln, Hanau und Co. werden aus Legosteinen farbenfrohe Rampen gebaut, die Menschen im Rollstuhl die Teilhabe am öffentlichen Leben erleichtern. 
Max und Cristina sitzen in Inkluencer-T-Shirts mit einem Laptop im Freien und lächeln in die Kamera.

Laut sein für inklusive Liebe

Cristina und Max zeigen auf drei Social Media-Kanälen ihre Beziehung und erreichen damit fast 40.000 Menschen. Mit ihrem leidenschaftlichen Engagement setzen sie sich gemeinsam für die Gleichberechtigung aller Menschen ein.
Eine junge Frau in winterlicher Kleidung hockt neben ihrem Blindenhund und krault ihn zärtlich.

Blind studieren

Carinas Blindenführhund geleitet sie sicher durch ihren Alltag – selbst in die Uni kommt Pitou mit. Nicht nur dort, sondern auch in ihrer Freizeit setzt sich die blinde Studentin für Inklusion ein.