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Was ist eine sogenannte geistige Behinderung?

Mann mit geistiger Behinderung sitzt auf seinem Bett in seinem Appartment
Wenn Menschen einen geringen IQ haben und damit in ihren Fähigkeiten und ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt sind, spricht man häufig von einer sogenannten geistigen Behinderung. Aber sagt man das überhaupt noch so? Und woran genau erkenne ich eine Behinderung? Diese und mehr Fragen beantworten wir in diesem Artikel.

Definition für eine sogenannte geistige Behinderung

In Deutschland leben laut Special Olympics rund 320.000 Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. Der häufig verwendete Begriff ist eine Sammelbezeichnung für viele unterschiedliche Eigenschaften, Fähigkeiten, Einschränkungen und Beeinträchtigungen.
In der Regel ist der Intelligenzquotient (IQ) geringer als der der Durchschnittsbevölkerung. Je nach Grad der Ausprägung kann das die Selbständigkeit im Alltag beeinträchtigen, so dass Menschen auf Unterstützung angewiesen sind. Manchmal bedeutet dies auch eine Rundum-Betreuung oder -Assistenz. Andere Personen können einen großen Teil ihres Lebens hingegen eigenständig gestalten.

Darf man „geistige Behinderung“ sagen?

Der Begriff ist umstritten, wird aber noch verwendet. Viele betroffene Menschen bezeichnen sich lieber als Menschen mit Lernschwierigkeiten (bevorzugter Begriff von „Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland e. V.“). Damit wollen sie zum Ausdruck bringen, dass ihnen lediglich bestimmte Kompetenzen fehlen und ihre Entwicklung verlangsamt ist. Ihr Geist sei nicht behindert.

Die Begriffe „sogenannte geistige Behinderung“ oder „Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen“ (in Anlehnung an die Empfehlung des Bundesbehindertenbeauftragten und des Deutschen Instituts für Menschenrechte 2024) sind Alternativen. 

 

 

Was sind Ursachen für eine sogenannte geistige Behinderung?

Wie bei anderen Beeinträchtigungen auch gibt es angeborene und erworbene Ursachen. Bei den angeborenen handelt es sich um Gendefekte, die meist durch Mutation in den Genen der befruchteten Eizelle entstehen. Mit steigendem Alter der Eltern wächst das Risiko dafür. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine geistige Behinderung durch Vererbung von den Eltern an das Kind weitergegeben wird, ist laut Bundesministerium für Bildung und Forschung gering. 
Neben einem Gendefekt können aber auch Drogenkonsum während der Schwangerschaft oder eine komplizierte Geburt eine Intelligenzminderung verursachen. Das gilt dann als erworbene Behinderung. Im späteren Lebensverlauf können auch Unfälle oder Krankheiten die Ursache sein, zum Beispiel ein Schlaganfall. Einige Diagnosen, mit denen oft eine sogenannte geistige Behinderung einhergeht:

  • Down-Syndrom
  • Autismus-Spektrum-Störung
  • Fetales Alkohol-Syndrom

Menschen mit unterschiedlichen Bedarfen

Man unterscheidet in der Diagnostik zwischen leicht, mittelschwer, schwer und schwerst geistig behindert. Die Bewertung wird mithilfe eines Intelligenzmaßes, also am IQ der Person, gemessen. Daran orientiert sich auch der Grad der Behinderung und die passende Unterstützung, damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich ist.


Zwei Jungs, einer davon mit Downsyndrom, auf einer Rutsche

Diagnose während der Schwangerschaft

Einige Gendefekte können schon vor der Geburt festgestellt werden, zum Beispiel das Down-Syndrom (Trisomie 21) oder das Turner-Syndrom. Dazu dienen verschiedene Methoden der Pränataldiagnostik. Die Eltern dürfen selbst entscheiden, ob sie Informationen über die Gesundheit des Fötus während der Schwangerschaft bekommen möchten.

 

Diagnose nach der Geburt

Die sichere Diagnose einer sogenannten angeborenen geistigen Behinderung ist nach der Geburt oder im Verlauf des frühen Kindesalters möglich, nämlich wenn die Entwicklung des Kindes verzögert ist oder typische Fähigkeiten für das entsprechende Alter fehlen.

Häufig lässt sich eine entsprechende Beeinträchtigung aufgrund des Verhaltens oder bei den Fähigkeiten in der Bewegung, beim Spielen oder Sprechen feststellen. Eltern merken dies meist schnell im Alltag.
 

Welche Entwicklungsstörungen können auftreten?

  • Die Sprachentwicklung ist verzögert.
  • Lernprozesse sind deutlich verlangsamt.
  • Die Wahrnehmung ist beeinträchtigt.
  • Das Kind hat Schwierigkeiten bei der Aufnahme, Speicherung und Verarbeitung von Informationen.
  • Das Kind hat einen geringen IQ.

Wenn Eltern den Verdacht haben, dass eine Entwicklungsstörung bei ihrem Kind vorliegt, sollten sie dies mit Expert*innen besprechen, um diese Vermutung zu bestätigen oder eine Diagnose zu erhalten. Dadurch wird dann eine weitere Unterstützung durch Fachleute möglich, beispielsweise in Beratungsstellen und  bei Frühförderangeboten (siehe familienratgeber.de ).

Recht auf Selbstbestimmung

Menschen mit Behinderung haben rechtlichen Anspruch auf verschiedene Unterstützungsleistungen, die ihnen die Bewältigung ihres Alltags erleichtern sollen. Durch das Bundesteilhabegesetz ist ganz genau geregelt, welche Unterstützung den Betroffenen in welcher Situation zusteht.

Therapie- und Hilfsangebote bei sogenannter geistiger Behinderung

Eine Förderung bei der Lernentwicklung und die Stärkung der Fähigkeiten für ein möglichst selbstbestimmtes Leben (Empowerment) stehen im Mittelpunkt therapeutischer und unterstützender Angebote. Sie orientieren sich immer an der individuellen Situation. So gibt es Beratung und therapeutische Maßnahmen in der Frühförderung, Inklusionsbegleitung an Schulen und Unterstützte Beschäftigung in der Arbeitswelt sowie Hilfen bei der Zukunftsplanung. Eltern erhalten Unterstützung durch Familienentlastende Dienste oder Pflegehilfen und Hilfsmittel. Ein bekannter Verein, der sich bundesweit um die Belange von Menschen mit so genannter geistiger Behinderung kümmert, ist die Lebenshilfe . Viele Angebote der Lebenshilfe und anderer Organisationen, die sich für Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung einsetzen, werden von der Aktion Mensch gefördert. Mehr Infos zu solchen Angeboten und Hilfen unter www.familienratgeber.de .

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