Inklusiver Begegnungsort
„Wir sehen uns aber nicht als Dienstleister“, sagte Bosse, „sondern als inklusiven Begegnungsort.“ Denn man kann nicht einfach anrufen und Produkte bestellen. Wer ein Hilfsmittel braucht, kommt meist zur offenen Sprechstunde nach Dortmund. Dort hilft ein Techniker, eine individuelle Lösung für den entsprechenden Bedarf zu finden. Die inklusiven Teams arbeiten dann an deren Optimierung. „Der erste Entwurf ist nicht immer sofort so, wie wir uns das vorgestellt haben“, so Bosse. „Manchmal muss das Material etwas robuster werden. Becher für Getränke haben wir erst mit einem und dann mit zwei Henkeln entwickelt.“
Gitarrenplektron-Prothese oder individueller Joystick – Vieles ist möglich
Das Projekt ist bisher sehr gut angenommen worden: So konnte zum Beispiel für einen Jungen eine Handprothese mit Gitarrenplektron ausgedruckt werden. Jetzt kann er Gitarre spielen, was mit seiner herkömmlichen Prothese nicht möglich war. Oder ein Mann, der seinen elektrischen Rollstuhl mit einem kleinen Joystick steuert, wollte statt des Hebels lieber einen Ball, der viel einfacher zu handhaben ist. Es gibt aber nur einen standardisierten Ball für Erwachsene, der nicht passte. Gemeinsam mit den SELFMADE-Technikern entwickelte er einen individuell auf seine Handgröße gefertigten Ball.
Förderung vom Bundesministerium
Ingo Bosse und sein Team können diesen Menschen kostenlos helfen, da das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Die Anschaffung eines 3-D-Druckers ist zwar mit etwa 3.000 bis 4.000 Euro recht teuer, doch das Druckmaterial dafür sehr günstig. Eine ausgedruckte Tasse etwa kostet nur wenige Cent. Auch die Computerprogramme, mit denen man die Produkte entwickelt, sind kostenlos.
Anfangsschwierigkeiten überwunden
Besonders am Anfang hatten Ingo Bosse und das SELFMADE-Team einige Hürden zu nehmen: „Wenn Techniker und Pädagogen zusammenkommen, müssen sie erst einmal lernen, eine gemeinsame Sprache zu finden.“ Techniker kennen sich beim Thema Barrierefreiheit nicht immer aus. Und es gibt auch nicht so viele Menschen, die sofort einen 3-D-Drucker und die dazugehörige Software bedienen können. „Es war für uns alle ein Lernprozess“, so Bosse. Wichtig war ihm und seinem Team jedoch seit Beginn des Projekts, dass Techniker und Menschen mit Behinderung gemeinsam an einer Lösung arbeiten. „International gibt es nicht so viele ähnliche Projekte, bei denen inklusive Teams gemeinsam arbeiten“, berichtete Bosse.