Wie misst man Inklusion vor Ort?
Prof. Dr. Dieter Katzenbach und Privatdozent Dr. Hendrik Trescher, Goethe-Universität Frankfurt
Prof. Dr. Dieter Katzenbach und Privatdozent Dr. Hendrik Trescher lehren an der Frankfurter Goethe-Universität und begleiten das Projekt Kommune Inklusiv wissenschaftlich. Sie haben sich zu Beginn gefragt, wie man Inklusion messen kann. „Das ist nicht leicht“, sagte Trescher. „Inklusion ist ein Begriff mit verschiedenen Interpretationen. Nicht alle denken an das Gleiche, wenn sie ihn hören.“ Zudem kann man Inklusion auch nicht so einfach an einer Zahl festmachen.
Deswegen versuchten die Wissenschaftler vor Ort zu erfahren, wo es Barrieren gibt oder welche Probleme die Menschen haben. „Wir haben zum Beispiel gefragt, wer an Freizeitangeboten teilnehmen kann – zum Beispiel an einem Kurs der Volkshochschule“, berichtete Trescher. Die Wissenschaftler suchten gezielt nach Barrieren, um später feststellen zu können, ob sie abgebaut worden sind.
„Doch damit ist auch nicht die ganze Wahrheit abgebildet“, räumte Katzenbach ein. „Nehmen wir ein Beispiel aus Nieder-Olm: Im Bildungstreff können Menschen mit Lernschwierigkeiten und Geflüchtete lesen und schreiben üben. Ziel ist es, die Lese- und Schreibkompetenz zu verbessern. Dort können wir natürlich nach einem Jahr prüfen, ob die Lese- und Schreibkompetenz der Teilnehmer um eine Stufe gestiegen ist.“ Doch bei einem Bildungstreff ist auch der soziale Faktor wichtig. „Man wird dort geistig gefordert, kann Leute kennenlernen, wird ernst genommen, das Selbstwertgefühlt steigt.“ Auch das sind Werte, die Inklusion ausmachen.
Besonders wichtig ist Katzenbach, dass er und sein Kollege nicht als „Besserwisser“ wahrgenommen werden. „Wir wollen am Ende des Projekts den Beteiligten nicht nur sagen, was sie alles falsch gemacht haben, sondern auch, was gut gelaufen ist, was ein Erfolg war.“ Dazu möchten sie auch eher nicht gut messbare Fortschritte, wie am Beispiel des Bildungstreffs deutlich wurde, aufzeigen können.