Domonic Rollins, PhD, Harvard Graduate School of Education, Cambridge (USA)
Um eine Veränderung hin zu mehr Inklusion in der Gesellschaft erreichen zu können, ist besonders der Dialog wichtig, betonte Domonic Rollins in seinem Vortrag. Im Dialog können gegenseitige Anerkennung, interessiertes Nachfragen und die Wertschätzung des jeweils anderen ausgetauscht werden und zu einer veränderten Denkweise beitragen. In den USA gibt es noch sehr viel Exklusion: Afroamerikaner, Hispanics oder weiße Amerikaner wohnen in verschiedenen Stadtvierteln oder gehen auf unterschiedliche Schulen. Bis sich daran etwas ändert, wird noch viel Zeit vergehen, so Rollins. Dabei weiß jeder, wie es sich anfühlt, eingeschlossen zu sein. „Es ist ein gutes Gefühl!“, sagte Rollins. Deswegen ist es wichtig, dass sich alle Menschen darüber Gedanken machen, wie sich mehr Menschen eingeschlossen fühlen. Eingeschlossen zu sein, bedeutet etwa auf die Party eingeladen oder von jemandem zum Tanz aufgefordert zu werden. Allerdings kann es sich auch seltsam anfühlen, eingeschlossen zu sein.
Die Änderung der Struktur allein führt nicht automatisch zur Inklusion
Domonic Rollins zeigte ein Video, in dem ein Kino mit tätowierten Rockern und Motorradfahrern in Lederkutten fast voll besetzt ist. Einzig zwei Plätze sind frei. Die Szene ist gestellt. Verschiedene Pärchen betreten den Kinosaal und sehen die einzigen beiden freien Plätze inmitten der Rocker und Motorradfahrer. Viele Pärchen sind von der Kulisse abgeschreckt und verlassen das Kino wieder. Einige jedoch trauen sich, sie setzen sich auf die freien Plätze und warten bis der Film beginnt. Dann die Auflösung: Die Rocker feiern die mutigen Kinobesucher, die sich zu ihnen gesetzt haben, obwohl sie offensichtlich ganz anders aussehen als sie selbst. Damit wollte Rollins zeigen, dass nicht allein die Möglichkeit, an etwas teilnehmen zu können, wichtig ist. Auch der Mut, auf andere zugehen zu können, die anders sind als man selbst, ist wichtig für mehr Inklusion. Doch auch diejenigen, die in der Mehrzahl sind, in dem Beispiel die Rocker, müssen etwas tun, damit sich die dazugekommenen Pärchen zugehörig fühlen.
Echtes und interessiertes Nachfragen
„Sobald wir etwas an der Struktur geändert haben, müssen wir etwas damit tun“, so Rollins weiter. Die Änderung der Struktur allein führt nicht automatisch zur Inklusion. Im Englischen nennt Rollins es die drei A, die zu mehr Inklusion führen können: Acknowledge (Anerkennung), Ask (interessiertes Nachfragen) und Appreciate (Wertschätzung). Wichtig für Inklusion ist demnach, dass sich die unterschiedlichsten Menschen von allen anerkannt fühlen. Weiter ist ein echtes und interessiertes Nachfragen wichtig: „Fragen Sie aus reiner Höflichkeit, wie es jemanden geht, ohne überhaupt auf die Antwort zu warten, führt das nicht zu einer echten Anerkennung und Würdigung auf Augenhöhe“, so Rollins. Das dritte A kommt von Appreciate, dies bedeutet hier sein Gegenüber zu wertschätzen, so wie er oder sie ist.