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Berufliches Übergangsmanagement für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Ein geregelter Tagesablauf gibt Menschen mit psychischen Erkrankungen Stabilität und Sicherheit. Fehlen diese nach Abschluss eines Klinikaufenthalts, setzt häufig der sogenannte “psychiatrische Drehtür-Effekt” ein: Patient*innen werden nach abgeschlossener Therapie nach Hause entlassen, vermissen aber aufgrund fehlender Nachsorge und geregelter Arbeitszeiten Stabilität im Alltag und finden sich kurze Zeit später wieder in der Klinik ein. 

Die Arkade-Pauline 13 gemeinnützige GmbH entwickelt im Projekt “Berufliches Übergangsmanagement für Menschen mit psychischen Erkrankungen während eines Klinikaufenthaltes” gemeinsam mit Patient*innen Strategien für einen erfolgreichen Übergang von der medizinischen Behandlung zurück in ein berufliches Umfeld.

Projektträger: Arkade-Pauline 13 gemeinnützige GmbH (DPWV)

Förderangebot: Projektförderung "Wege ins Arbeitsleben"

Geförderter Zuschuss: 300.000 €

Projektzeitraum: November 2021 bis August 2026

Projekt-Fokus: Struktur und Perspektiven ermöglichen

Das Modellprojekt der Arkade-Pauline 13 richtet sich an Personen im erwerbsfähigen Alter mit psychischer Erkrankung in (teil-)stationärem Klinikaufenthalt sowie Patient*innen der Psychiatrie. Dazu zählen Menschen mit einer Mehrfach-, psychischen oder sinnesbezogenen Behinderung. Noch während des Klinikaufenthalts erhalten die Patient*innen die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Sozialen Dienst der Klinik und Psycholog*innen eine berufliche Perspektive für die Zeit nach ihrer Entlassung zu entwickeln.

Selina Löw ist eine junge Frau mit langen blonden Haaren. Das Bild zeigt sie im Beratungsgespräch mit einer weiteren Person.

Die Perspektive tut gut: Wieder zu arbeiten oder eine Ausbildung zu beginnen macht und hält gesund.

Selina Löw, Berufliches Übergangsmanagement der Arkade-Pauline 13

In persönlichen Gesprächen, Begleitungen zu anderen Fachstellen oder Kostenträgern und durch Arbeitserprobungen werden verschiedene Berufswege aufgezeigt, die den individuellen Fähigkeiten und Interessen der Patient*innen entsprechen. Unser Projekt schlägt eine Brücke vom Klinikaufenthalt bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Person den gemeinsam entwickelten beruflichen Weg antreten kann, erläutert Selina Löw. Ziel ist ein möglichst nahtloser Übergang von der Klinik in ein geregeltes Arbeitsleben oder in eine berufliche Rehabilitationsmaßnahme. 

Das Projekt startete auf drei Stationen der Allgemeinpsychiatrie im ZfP Südwürttemberg und wurde sukzessive auf viele weitere Klinikbereiche im Landkreis Ravensburg und im Bodenseekreis ausgeweitet.

Die Arkade-Pauline 13

Die Arkade-Pauline 13 steht für eine nachhaltige Integrationsarbeit von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Die gemeinnützige GmbH versteht sich sowohl für die betroffenen Personen mit Behinderung als auch für die Arbeitgeber, Auftraggeber und Kooperationspartner als aktive Netzwerk- und Ansprechpartnerin.

Berufliche Perspektive durch individuelle Planung

Eine individuelle Analyse, Beratung und Begleitung der Teilnehmenden bilden das Herzstück des Projekts. Um eine Überforderung zu vermeiden, nähern sich die Berater*innen gemeinsam mit den Patient*innen dem komplexen Thema Arbeit in kleinen Schritten. Mit Hilfe der folgenden Methoden und Unterstützungsmöglichkeiten entwickeln sie so nach und nach eine passende berufliche Perspektive, die sich konkret an den persönlichen Fähigkeiten und Interessen orientiert:

  • Anamnesebogen

    Ein Anamnesebogens unterstützt die Ermittlung des beruflichen Werdegangs und der allgemeinen, individuellen Standortbestimmung der Teilnehmenden. Alle Lebensbereiche fließen in die Betrachtung mit ein, um eine ganzheitliche Unterstützung gewährleisten zu können.
  • Reflexionselemente

    Reflexionselemente helfen dabei, die Teilnehmenden in der Stärkung ihrer Selbstwirksamkeit zu unterstützen. Gleichzeitig findet auf diesem Weg ein Abgleich zwischen den Wünschen der Teilnehmenden und bestehenden Rahmenbedingungen statt.
  • Persönliche Beratung und Begleitung

    In der weiterführenden Einzelgesprächen wird eine konkrete Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Perspektive besprochen und ausgeführt. Individuelle Perspektiven, Möglichkeiten und Wege werden zusammen gestaltet. Im Fokus steht dabei immer Selbstbestimmung und -wirksamkeit zu ermöglichen.

    Eine personenzentrierte Unterstützung kann folgende Maßnahmen beinhalten:

    • berufliche Orientierung bieten
    • Teilhabe am Arbeitsleben und in der Gesellschaft realisieren
    • beruflichen Eingliederungsmaßnahmen initiieren
    • bestehende Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisses erhalten (für Menschen ohne eine anerkannte Schwerbehinderung, da für Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung der Integrationsfachdienst zuständig ist)
    • eine Ausbildung ermöglichen
    • bei der Beantragung und dem Erhalt von passgenauen Rehabilitationsleistungen oder von teilweiser oder voller Erwerbsminderungsrente unterstützen
    • eine (Tages-) Struktur aufbauen
    • Begleitung zu Terminen 
    • Dolmetscher- und Lotsenfunktion im Lebensbereich Arbeit
  • Assessment und Coaching

    Das Assessment in verschiedenen Umgebungen (Einzel- und Gruppenkontext) umfasst psychologische Tests zur Leistungsmotivation, zu Verhaltensmustern und kognitiven Fähigkeiten. Außerdem werden Interessen, Fähigkeiten und Ressourcen sowie Hürden und Krisen im Lebenslauf ermittelt. Dabei fließen Beobachtungen methodischer und sozialer Kompetenzen der Teilnehmer*innen in die Gesamtbewertung des Assessments mit ein.

    Individuelle Coaching-Gespräche ergänzen die Berufswegeplanung. Am Ende steht ein individuelles Fähigkeitsprofil, das die Basis für weitere Schritte zur beruflichen Perspektive bildet. 

  • Kommunikation und Vernetzung

    Es besteht ein ständiger Informationsfluss und Austausch zwischen dem Kliniksozialdienst, weiteren Klinikmitarbeitenden, Fachstellen, Kostenträgern sowie den Mitarbeitenden der Arkade-Pauline 13 gemeinnützige GmbH. Möglich machen das eine erfolgreich etablierte Kommunikationskultur und eine intensive Netzwerkarbeit. Auf diese Weise wird auch die Strukturierung einer passgenauen und individuellen Beratung und Begleitung erleichtert. 

    Bekannt gemacht wurde das Angebot in den internen Kommunikationskanälen des Klinikverbunds sowie durch lokale Zeitungen in der Region.

Unser Ziel ist es, einen Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden, der sowohl der Gesundheit als auch der Belastbarkeit entspricht.

Selina Löw, Arkade-Pauline 13

Erfolgsfaktor Vernetzung

Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg durchgeführt. Dabei erfolgt der Zugang zur Zielgruppe während der klinischen Behandlung durch den Sozialen Dienst, durch Psycholog*innen, Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen und Psychiater*innen der jeweiligen Station, die die Patient*innen an das Projekt zur Abklärung beruflicher Perspektiven vermittelt.

Derzeit erfolgt die Umsetzung in den folgenden Stationen:

  • Allgemeinpsychiatrie
  • Tageskliniken  
  • psychiatrische Institutsambulanzen mit ihren unterschiedlichen Fachgebieten
  • stationsäquivalente Behandlung
  • Jugendpsychiatrie
  • Depressions- und Suchstationen
  • psychosomatischen Medizin

Eine gute Vernetzung im Sozialraum ist dabei besonders wichtig: Die langjährige Zusammenarbeit der Arkade-Pauline 13 mit den unterschiedlichen Fachstellen und den Kostentragenden (Arbeitsagentur, Jobcenter, Deutsche Rentenversicherung, Eingliederungshilfe) unterstützt die Übergänge zwischen Klinik und beruflicher Anschlussperspektive. Auch die Netzwerkarbeit mit Angehörigen, ambulanten Fachärzt*innen, gesetzlichen Betreuer*innen, Arbeitgebenden usw. spielt dabei eine zentrale Rolle. Wir sind mit allen Kostenträgern in Kontakt. Gerne unterstützen wir auch bei möglichen Widersprüchen, erläutert Selina Löw.

Finanzierung und Förderung

Die Projekt-Kosten auf einen Blick

Kuchendiagramm, das die Verteilung der Projektkosten von Arkade-Pauline 13 anzeigt. Die Gesamtkosten von 334.091 € ergeben sich aus 318.791 € Personalkosten, 14.000 € Honorarkosten und 1.300 € Sachkosten. Der Zuschuss der Aktion Mensch beläuft sich auf 300.000 €. 34.091 € hat der Projekt-Partner als Eigenmittel eingebracht.

Die Kosten im Detail

Personalkosten für 39 Monate:

  • 1 Leitung, 7,8 Stunden / Woche
  • 1 Sozialpädagog*in, 39 Stunden / Woche
  • 1 Verwaltungsfachkraft, 7,8 Stunden / Woche

Honorarkosten: 

  • Testungen und Assessments

Sachkosten:

  • Öffentlichkeitsarbeit, Fahrten zu Kooperationspartner*innen, Netzwerktreffen, Einsatzstellen der Patient*innen

Das passende Förderangebot

Das Projekt der Arkade-Pauline 13 gGmbH wurde mit der Aktion Mensch-Förderung "Wege ins Arbeitsleben" umgesetzt. Erfahren Sie mehr zu den Möglichkeiten und Rahmenbedingungen dieses Förderprogramms.

Bitte beachten Sie, dass die Aktion Mensch ausschließlich Projekte unterstützt, die nicht öffentlich gefördert werden können. Prüfen Sie daher zunächst Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene. Ministerien veröffentlichen in der Regel entsprechende Ausschreibungen. Es gibt aber auch Beispiele, in denen proaktive Förderanträge erfolgreich waren.

Sie möchten ein ähnliches Projekt umsetzen? Wir unterstützen Sie gern!

Ihre Ansprechpartner*innen bei der Aktion Mensch:

Team Förderung

E-Mail: foerderung@aktion-mensch.de

Ihre Ansprechpartnerin bei Arkade Pauline 13:

Selina Löw

E-Mail: selina.loew@arkade-pauline.de

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