Das wir gewinnt

Mit Hip-Hop Wege ebnen und Horizonte erweitern

Christian Delles alias Beat Boy Delles engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für den Hamburger Verein DeluxeKidz e.V. Der Verein veranstaltet kostenlose Hip-Hop-Workshops für Kinder und Jugendliche. Delles selbst unterrichtet Breakdance und Graffiti. Seine Faszination für die Hip-Hop-Kultur und der Spaß am Austausch mit Jugendlichen sind der Treibstoff für sein freiwilliges Engagement. Wie seine Arbeit mit den Kids aussieht und was sie ihm bedeutet, hat er uns erzählt.
Ein Mann mit Baseballmütze und braunem Hemd steht mit verschränkten Armen vor einem Regal voller Spraydosen.

Den DeluxeKidz e.V. hat Christian Delles 2013 gemeinsam mit dem bekannten deutschen Hip-Hop-Musiker Samy Deluxe gegründet. „DeluxeKidz heißt der Verein wegen Samys Namen, aber auch, weil wir der Ansicht sind, dass alle Kids Gold wert sind. Die Kinder sind unsere Zukunft und die können wir beeinflussen“, sagt Delles.

Die Kids, die die Workshops besuchen, sind zwischen 11 und 22 Jahren alt. Egal ob jung oder alt, ob mit Behinderung oder ohne oder ob sie einen schwierigen familiären Hintergrund haben – jeder und jede kann so kommen, wie er oder sie eben ist. 

„In der Hip-Hop Kultur ist es normal, dass man sich gegenseitig fördert“, erklärt Delles. Deshalb lag es für ihn nahe, sein Wissen und Können im Bereich Hip-Hop an Kinder und Jugendliche weiterzugeben. „Unsere Truppe ist extrem bunt. Leute unterschiedlicher Herkunft und Nationalität gehören dazu. Wir agieren nach dem Hip-Hop-Prinzip ‘Each one teach one’. Das bedeutet, jeder bringt jedem etwas bei.

Vor einer rot gestrichenen Wand macht ein Mann einen einhändigen Handstand. Seine Beine sind weit auseinandergespreizt über ihm in der Luft.

Alles dreht sich um die Hip-Hop-Kultur

Christian Delles ist der Vorsitzende von DeluxeKidz e.V. Neben ihm gibt es etwa 20 weitere Trainer*innen, die die Kids in den Hip-Hop-Disziplinen Breakdance, Graffiti, Rap, Beatboxen, Gesang und DJing unterrichten.

„Wir vermitteln den Kindern den wahren Hip-Hop“, so Delles. „Der bedeutet für mich nicht, irgendwelche Drogen zu nehmen, Fäkalwörter rauszuhauen und dicke Autos zu fahren. Sondern er bedeutet, aus negativer Energie positive Energie zu schöpfen. Wir kämpfen nicht mit Gewalt, sondern mit Kreativität.“

Und das spiegelt sich auch in den Workshops wider: Die B-Boys tanzen gegeneinander, ohne sich zu berühren. Die Graffiti-Sprüher lassen die Buchstaben gegeneinander tanzen. Und die Rapper treten mit ausgefeilten Wörtern und Sätzen gegeneinander an. Die Kids tauchen ein in die Hip-Hop-Welt von Musik, Sprache, Tanz und darstellender Kunst. Das fördert ihre Kreativität und stärkt ihr Selbstbewusstsein.

„Du kannst nur Respekt kriegen, wenn du Respekt gibst“

Mit seinem Engagement möchte Christian Delles den Jugendlichen auch moralische Werte vermitteln. Sie sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, sich mit Kritik auseinanderzusetzen und zu kritisieren, ohne zu verletzen. „‘Du kannst nur Respekt kriegen, wenn du Respekt gibst’, sage ich den Kids. Wir öffnen ihnen das Gehirn für Fragen, die sie sich sonst vielleicht nicht so oft stellen. Zum Beispiel: ‘Wie verhalte ich mich gegenüber anderen Leuten?’, ‘Wie trete ich als Team auf?’ oder ‘Wie erreiche ich ein Ziel, dass ich mir selbst setze?’“. 

Meine Motivation im Ehrenamt: Das weitergeben, was mich fasziniert

In der Politik, so kritisiert Delles, gebe es oft viele Worte und gute Absichten, aber in der Realität werde dann doch zu wenig für Jugendliche gemacht. Auch das war für ihn Motivation, sich freiwillig einzubringen und das weiterzugeben, was ihn selbst als Jugendlichen fasziniert hat.

Dabei ist es ihm wichtig, nicht als Oberlehrer aufzutreten, sondern den Kids auf Augenhöhe zu begegnen. „Ich nehme die Jugendlichen ernst. Das ist das Geheimnis. Sie fühlen sich bestätigt und kommen dann mit ihren eigenen Ideen und Aktionen. Wenn sie mir ihr Vertrauen geben, ist das für mich das schönste Geschenk. Manchmal kommt es vor, dass ein junger Erwachsener, mit dem ich jahrelang zusammengearbeitet habe, zu mir sagt: ‘Delles, du hast mir den Weg geebnet, du hast mir gezeigt, was man alles machen kann.’ Das ist großartig.“

Vertrauen scheint Beat Boy Delles bei vielen Menschen im Verein zu genießen. Seine Mitstreiter*innen und Kolleg*innen nennen ihn gerne auch „The Vati of all“. Denn wenn Leute Probleme haben, dann kümmert er sich darum. Es ist eben nicht jeder Hip-Hopper ein „bad boy“.

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